Larry Brent Neu - Nr. 3: Die Masken des Bösen
Mysteriöse Ereignisse werfen im Norden Deutschlands ihre Schatten voraus.
Menschen werden von einem Unbekannten überfallen, der ihnen nichts weiter
entwendet als einen quadratzentimetergroßen Hautfetzen. Bei der PSA
läuten sämtliche Alarmglocken, als man von den Vorkommnissen
erfährt. Erinnerungen werden wach an einen altbekannten Gegner des
Psycho-Teams um Larry Brent. Doch anders als dieser läßt der
Unbekannte seine Opfer am Leben. Wirklich ...?
von Manfred Weinland, erschienen 2000, Titelbild: Rainer Engel
Rezension von
Harry:
Kurzbeschreibung:
Im Norden von Deutschland geschehen einige merkwürdige Dinge,
die die PSA aufmerksam machen und zu Ermittlungen veranlassen. Die Geschichte
beginnt mit einem von Satanisten beauftragten Mord auf einer einsamen Landstrasse
in der Nähe des Ortes Worpswede. Die Auftraggeber treffen sich in einem
einsamen Landhaus im Teufelsmoor und führen eine Beschwörung durch.
Während dieser Beschwörung erscheint ein bizarres Wesen, welches
den Satansjüngern einige Prüfungen verspricht. In der Folge werden
die Teilnehmer der Beschwörung überfallen, wobei den Überfallenen
jeweils ein Stück Haut über der Nasenwurzel entfernt wird. Die
Überfälle werden durch Verwandte der Polizei gemeldet, die der
Sache aber keinerlei Bedeutung beimißt. Die PSA aber schickt Sylvia
Malente alias X-GIRL-E in den Einsatz und beginnt zu ermitteln. Im Verlauf
der Ermittlungen stellt sich heraus, dass der Dämonensohn des Dr. Satanas
hinter der Sache steckt, und dieser überwältigt auch Sylvia Malente
und versteckt sie in dem alten Landhaus im Teufelsmoor, in dem auch die
Satanisten sich treffen. Das Verschwinden von X-GIRL-E alarmiert die PSA
und Larry Brent wird beauftragt, den Fall zu übernehmen. Inzwischen
hat der Dämonensohn damit begonnen, die Teufelsanbeter nacheinander
zu ermorden und nimmt deren Identitäten an, um ein teuflisches Spiel
mit Larry Brent und den ermittelnden Behörden zu spielen. Das Ganze
stellt sich als ein Intrigenspiel von Dr. Satanas´ Dämonensohn
heraus, das nur dazu dient, Larry Brent in eine Falle zu locken und die PSA
zu unterwandern. Zu diesem Zweck stellt der Dämonensohn eine Kopie von
Larry Brent her. In einem dramatischen Finale soll der echte Larry Brent
dann durch einen absichtlich herbeigeführten Flugzeugabsturz über
dem Teufelsmoor getötet werden. Die Maschine rast auf das einsame Landhaus
der Satanisten zu und im allerletzten Moment gelingt den beiden Agenten Larry
Brent und Sylvia Malente die Flucht. Der Dämonensohn kann entkommen,
Larrys Doppelgänger wird von Sylvia Malente getötet. Zum Ende -
eine Überraschung: Bei Sylvia Malente handelt es sich schon seit der
Entführung durch den Dämonensohn um eine Kopie - Larry und die
PSA sind getäuscht worden und haben den Schwindel noch nicht bemerkt.
Die echte Sylvia Malente, X-GIRL-E, wird getötet. Das Ganze war Teil
des Planes um die PSA zu vernichten. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht...
Meinung:
Das Buch trägt zusätzlich noch den Titel - Der Worpswede
Thriller. Ich wohne selber in Worpswede (!) und habe den Roman deshalb mit
ganz besonderem Augenmerk auf die örtlichen Gegebenheiten gelesen. Hierzu
einige Anmerkungen: Die beschriebenen Orte gibt es tatsächlich. Also
es gibt die Orte Worpswede, Osterholz-Scharmbeck und das Teufelsmoor. Die
genauen Schauplätze "Hegeweg 54" und "Brandweg 13" sind jedoch erfunden.
Allerdings gibt es die Adresse "Ostendorfer Straße 16" - und hier befindet
sich auch ein Hotel - Der Buchenhof. Liegt sozusagen hier um die Ecke (grins)!
Der dörfliche Charakter von Worpswede kommt ganz gut rüber und
auch die Gegend ist ganz nett beschrieben. Außerdem bin ich auch ein
wenig Stolz, dass Larry Brent in meinem Heimatort ermittelt hat ;-). Zur
Story: Die Geschichte ist ganz gut aufgebaut und auch spannend geschrieben.
Es gibt zwar keine langweiligen Teile, aber man wird doch eher von einem
Ort zum nächsten gehetzt und deshalb wirkt die Geschichte ein wenig
"unrund". Die Satanistengeschichte und das Intrigenspiel des Dämonensohns
gefällt mir gut - den fingierten Flugzeugabsturz zum Ende der Geschichte
hätte man sich aber sparen können. Außerdem gibt es einige
kleine unlogische Stellen, wie z.B., dass Larry Brent und Sylvia Malente
am Abend ins Hotel nach Osterholz fahren, und dann am Morgen das Hotelbuffet
in Worpswede genießen. Aber insgesamt hat Manfred Weinland hier eine
gute Story abgeliefert, die nach einer Fortsetzung schreit - durchaus
lesenswert!
Besonderheiten:
Sylvia Malente alias X-GIRL-E stirbt
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Die Fratze des Dämonensohns über einem abgestürzten Flugzeug
in der Moorlandschaft des Teufelsmoores... Ich finde das Cover erinnert eher
an eine lieblose Comic-Zeichnung. Gefällt mir nicht so gut.
Coverbewertung:
Rezension von
Egon der
Pfirsich:
Kurzbeschreibung:
Da zu diesem Roman bereits eine Rezension mit einer ausführlichen
Inhaltsangabe vorliegt, fasse ich mich möglichst kurz: In der Kleinstadt
Worpswede bei Bremen beschwört eine Teufelsanbetersekte den
Dämonensohn des Dr. Satanas. (Dr. Satanas war seinerzeit der bedeutendste
Hauptgegner Larry Brents und der PSA). Dieser entwendet den Teufelsanbetern
kleine Hautstücke im Gesicht oberhalb der Nasenwurzel, um damit wie
vormals sein Vater auf magische Weise das Aussehen der Betroffenen so zu
imitieren, dass eine Unterscheidung nicht möglich ist. Diese Vorfälle
rufen die PSA auf den Plan. Das ist vom Dämonensohn beabsichtigt, denn
er inszeniert das ganze Spiel nur als Köder für Larry und die PSA.
Die Agentin Sylvia Malente verschwindet spurlos, wird aber Tage später
in einem einsamen Landhaus halbtot aufgefunden. Im Krankenhaus kommt sie
überraschend schnell wieder auf die Beine. Die beiden PSA-Agenten gehen
dem Dämonensohn in eine Falle; als dieser sie durch den Absturz eines
Flugzeugs beseitigen will, gelingt ihnen im letzten Moment die Flucht. Es
stellt sich heraus, dass inzwischen nicht nur durch den Dämonensohn
selbst, sondern auch durch dessen Hilfsgeister Menschen kopiert werden
können. So war Sylvia Malente seit ihrer Krankenhausentlassung eine
Kopie, während die echte Sylvia von dem Dämonensohn ermordet wird.
Meinung:
Der 3. Band aus der Serie mit neuen Larry Brent-Romanen wurde, wie
schon die Nr. 1,
von Manfred Weinland verfaßt. Diesmal hat er ein Thema gewählt,
das ins Herz der Larry Brent-Serie vorstößt: der Dämonensohn
des Dr. Satanas. Dan Shocker hat zahlreiche Romane um Dr. Satanas senior
geschrieben, sich aber dem Sohnemann nur in einem Zweiteiler gewidmet. Erst
später erschien, im Rahmen der leider gescheiterten "Dan Shocker"-Serie
des damals neugegründeten Zaubermond-Verlags, ein weiterer Roman, aus
der Feder von Werner Kurt Giesa.
("Der Dämonensohn
schickt den Todesboten" - dieser Roman, den Manfred Weinland im vorliegenden
Buch erwähnt, war dann im Jahr 2006 Ausgangspunkt eines Dreiteilers,
der als Band 113,
114
und115 in der laufenden
"Larry Brent"-Serie des Blitz-Verlages erschienen ist.)
Die Verwendung eines "Hauptgegners" birgt in meinen Augen Chancen, aber auch
Gefahren. Dazu möchte ich etwas ausholen: ich bin erklärtermaßen
Dan Shocker-Fan, und "Larry Brent" ist für mich das Beste, was deutsche
Romanheft-Verlage im Horror-Genre jemals publiziert haben. Daran kann die
zahlreiche Konkurrenz nichts ändern, obwohl manche Romane anderer Autoren
in literarischer bzw. stilistischer Hinsicht den Werken Dan Shockers
überlegen sind. Keine Serie hat mich jedoch so sehr fasziniert wie "Larry
Brent". Gründe dafür waren zum einen die schier unerschöpfliche
Themenvielfalt, mit der Dan Shockers Phantasie alles andere in den Schatten
stellte, zum anderen der Spannungsaufbau vieler seiner Romane: erst gegen
Ende wurden die Rätsel und Geheimnisse gelöst, und zwar oft mit
Erklärungen, mit denen niemand gerechnet hat. Es gibt nur wenige Larry
Brent-Romane, die ich nicht an einem Stück gelesen habe. Und hier liegt
das Problem: gerade die Romane, in denen "Hauptgegner" wie Dr. Satanas auftraten,
waren für mich oft weniger geheimnisvoll und daher weniger spannend.
Andererseits bot Dan Shocker hier des Öfteren besonders interessante,
manchmal "trashige" Ideen, was die Romane wiederum aufwertete. (siehe z.B.
"Die Wahnsinnsbrut des
Dr. Satanas" oder "Dr.
Satanas - Herr der Skelette" - gerade bei dem letztgenannten Titel wundert
es mich, dass er seinerzeit durch den Jugendschutz kam.)
An dieses (subjektive) Urteil habe ich mich erinnert, als ich "Die Masken
des Bösen" zu lesen begann, denn es ist von Anfang an klar, dass mit
dem Dämonensohn hier ein Hauptgegner mitmischt. Der Roman fängt
eher banal an: das Thema "Teufelsbeschwörung" gehört ja nicht unbedingt
zu den außergewöhnlichen Themen des Gruselromans. Auch das Verhalten
des Dämonensohns ist wenig spektakulär, er tut nämlich genau
das, was sein Vater bei Dan Shocker getan hat: er stiehlt Menschen kleine
Hautstücke, um damit Aussehen und Persönlichkeit dieser Personen
zu imitieren. Während aber Daddy Satanas seine Opfer immer ermordet
hat, üblicherweise durch ein spurenfreies Säurebad, läßt
der Sohnemann sie (zunächst) am Leben..... Leider hat der Roman nicht
nicht überzeugt, er ist um Klassen schwächer als Weinlands erstes
Brent-Abenteuer "Das Kind der Toten". Das Ganze liest sich für mich
über weite Strecken wie ein normaler Krimi, in dem die Polizei
(einschließlich der PSA-Agenten) durch die Gegend fährt und ermittelt.
Einige Action-Szenen sind vorhanden, es gibt ein paar Tote, ein Wagen
verschwindet plötzlich, die Hilfsgeister des Dämonensohnes wuseln
herum und besitzen dank ihres Meisters die Macht, zeitweilig wie dieser das
Aussehen anderer Menschen anzunehmen, am Ende gibt es einen Flugzeugabsturz.
So schön, so gut, aber Szenen, die eine Art echtes "Horror-Feeling"
vermitteln, sind dennoch rar gesät. Thematisch hat Manfred Weinland
nichts zu bieten, was mich als Leser auch nur ansatzweise vom Hocker reißen
könnte. Auch das "Motiv" des Dämonensohnes, "die Vernichtung Larry
Brents und der PSA" ist nicht originell. Das Ganze ist routiniert, aber irgendwie
lustlos heruntergeschrieben. Das verdeutlichen unter anderem einige
Widersprüche und Ungereimtheiten, worauf ja der Vorrezensent "Harry"
ebenfalls hingewiesen hat. So macht die unverhofft früh aus dem Krankenhaus
entlassene Agentin Sylvia Malente einmal einen "sonderbar lebhaften Eindruck"
auf Larry, kurze Zeit (nur 2 Seiten!) später zeigt sie sich
"äußert schweigsam" und "blickt teilnahmslos aus dem Fenster".
Erst der Showdown bringt ein wenig Pep in den Roman, nicht weil er besonders
phantasievoll oder gruselig, dafür aber wenigstens spannend ist. Und
im letzten Kapitel die Überraschung mit Sylvia Malente bietet.
Zuletzt möchte ich auf eine Sache eingehen, die vielleicht
nebensächlich ist, mich aber sehr unangenehm berührt hat: Herr
Weinland hat in diesen Roman wohl versucht, fehlende Substanz durch
unqualifizierte Bemerkungen über dicke Menschen auszugleichen. Hierzu
zwei Zitate: "Ein fülliger Mann, dessen Bauch bei jedem Schritt wie
ein mit Wasser gefüllter Ballon (...) hin- und herschwappte, trat an
den Schalter und hielt der Dame sein Flugticket hin. (...) Keine Sekunde
lang ließ sie erkennen, was sie von dem durchgeschwitzten, verfetteten
Häufchen Elend vor ihrem Tresen hielt." (Seite 93) "10 Minuten
lang hatte er (...) verstohlen zu einer fettleibigen Kuh hinübergeschaut,
die ihre (...) Fingernägel unter Seufzern des Wohlgefallens über
die knisternden Schokoladenbonbontüten führte, deren Anblick sie
schier um den Verstand zu bringen schien. (...) Es war ein Jammer, daß
solche Kreaturen überhaupt frei herumlaufen durften, fand er." (Seite
118). Vielleicht hat Herr Weinland diese Sätze ja nicht ernst gemeint,
aber als misratene Gags auf Kosten dicker Menschen sind sie ebenfalls
oberpeinlich. Hier haben er und sein Lektor (laut Impressum immerhin Werner
K. Giesa), der das nicht beanstandet hat, mich "menschlich sehr enttäuscht"
(deutsches Synchron-Originalzitat eines -ebenfalls wohlbeleibten- US-Komikers,
nämlich Oliver Hardy). Insbesondere das Seite 118-Zitat war, auch wenn
es teilweise die Gedankengänge eines Romanprotagonisten wiedergibt,
eindeutig unterhalb der Gürtellinie. So etwas kann unmöglich im
Sinne Dan Shockers gewesen sein, der aufgrund seiner schweren Erkrankung
wohl selber unter Diskriminierungen der verschiedensten Art gelitten haben
dürfte... So, nun habe ich an dieser Stelle meinem Herzen Luft gemacht
und ein Problem thematisiert, über das ich mich sehr geärgert habe.
Ich bin gerne zu einem Gedankenaustausch mit Lesern dieser Rezension bereit.
Und wenn aus meinen Aussagen jemand irgendwelche Schlüsse über
mich ziehen möchte: ja, auch ich bin nicht allzu zierlich gebaut.
Hätte der vorliegende Roman mich gefesselt, so wären mir diese
Zitate vielleicht nicht mal weiter aufgefallen. Da ich mich aber
überwiegend gelangweilt habe, sind sie umso deutlicher in meinem
Gedächtnis haften geblieben und haben meinen negativen Eindruck noch
verstärkt. Somit ist der Roman im Ergebnis für den Leser belanglos,
und aus der Sicht der Protagonisten ist das einzige "Wichtige" der Tod von
Sylvia Malente alias X-GIRL-E (und natürlich die gestiegene Machtfülle
des Dämonensohnes). Da sind zwei Kreuze für mich das höchste
der Gefühle, wegen der verbalen Ausfälle gegen Dicke ziehe ich
davon eins ab. Fazit: 1 Kreuz ist "Tat und Schuld angemessen".
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Titelbild soll den Dämonensohn des Dr. Satanas darstellen. Naja,
man kann ihn irgendwie identifizieren, aber das Ganze wirkt wie eine
mißglückte Karikatur: der "Dämonensohn" grinst geradezu
unerträglich dämlich. Zu einem Parodie-Roman hätte das Bild
vielleicht gepaßt. Man sollte sich zum Vergleich mal die Cover von
Lonati anschauen, dann wird man verstehen, warum ich hier leider nur "zero
points" sagen kann.
Coverbewertung: