Larry Brent Nr. 75: Die Wahnsinnsbrut des Dr. Satanas
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In der engen Gasse am Hafen stank es erbärmlich. Aber daran störte
sich der einsame Besucher nicht, der die Dunkelheit, den Schatten und die
alten, verrotteten Schiffsrümpfe schützend nutzte, die am Ufer
lagen und gegen die plätschernd die Wellen spülten. Der Mann war
nicht allein. Ein zerlumpter Alter trotte hinter ihm her. "Hier ist es gleich",
wisperte er und wirkte nervös. Die schmutzige Kleidung schlotterte um
seine Knochengestalt. "Das schwarze Schiff dort vorn." Der Jüngere blieb
stehen. Er kniff die Augen zusammen. Der riesige Schiffsrumpf hob sich kaum
von der übrigen Dunkelheit ab. Kein Mond, kein Stern leuchtete. Der
Himmel war stark bewölkt. Der Wind, der vom Meer herüber wehte,
war kühl und unangenehm, aber brachte es nicht fertig, die widerlichen
Gerüche zu vertreiben. Tote, im Wasser ersäufte Ratten lagen am
Strand. Unrat verschimmelte am Ufer, Bretter, leere Konservendosen und Seetang
bildeten ein eigenwilliges Gemisch. In diesem Teil des altem Hafens schien
schon seit Jahren kein Mensch mehr gewesen zu sein. Die vergammelten Schuppen
standen leer, die einst als Lagerhallen gedient hatten. Das Gemäuer
war morsch und baufällig. Die Dächer fehlten überall
vollständig. Wahrscheinlich hatten ein paar arme Schlucker sich diese
Dächer geholt und sie auf ihre eigenen Hütten draufgesetzt, die
irgendwo am Stadtrand standen.
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
In Montevideo tritt plötzlich eine grauenvolle Form des Wahnsinns auf:
Menschen werden von Hunden angegriffen, beißen die Tiere aber selber
tot und fangen an die Hunde zu fressen. X-RAY-1 schickt seine besten Agenten
nach Uruguay: Larry Brent, alias X-RAY-3, und Iwan Kunaritschew, alias X-RAY-7.
Larry rollt den Fall von Anfang an auf und besucht die Familie des Mannes,
der als erstes vom Wahnsinn befallen wurde. Iwan hingegen besucht die Anstalt
in der die veränderten Menschen untergebracht wurden. Dabei erfährt
der Russe aus erster Hand eine ungeheuerliche Tatsache. Die Wahnsinnigen
scheinen keine Menschen mehr zu sein, denn anstelle von Organen befindet
sich in den Körpern eine graue undefinierbare Masse. Iwan verlässt
die Anstalt, um im Hotel auf seinen Freund und Kollegen Larry zu warten.
Doch der hat die Spur eines sechzehnjährigen Mischlingsmädchen
aufgenommen, das scheinbar eng mit dem mysteriösen Dr. Satanas zu tun
hat. Tatsächlich lockt es X-RAY-3 zu einem großen, schwarzen Schiff
in dem Dr. Satanas sein Hauptquartier eingerichtet hat. Er
überwältigt den Agenten und bietet ihm an, an seiner Seite zu arbeiten.
Der Verbrecher weiß über die PSA und ihre Aufgabe Bescheid und
will sich den Feind zum Verbündeten machen. Er verankert einen hypnotischen
Befehl in Larry, so dass er glaubt Iwan sei selber schon vom Wahnsinn befallen
und damit ein Feind, den es zu vernichten gilt. Zur selben Zeit befreit Dr.
Satanas die Wahnsinnigen aus der Anstalt und eine wahre Hölle bricht
los.....
Meinung:
Ein Meilenstein innerhalb der Serie und gleichzeitig einer der
gefährlichsten und haarsträubendsten Fälle von Larry Brent
und Iwan Kunaritschew. Der Wahnsinn der Befallenen und das Grauen, welches
sie verbreiten, wird eindrucksvoll beschrieben. Besonders im Falle von Amarilia
Lavalleja wird das plastisch demonstriert, denn die junge Frau muss mit ansehen
wie ihr Freund zum Hundefresser und später von Hunden zerrissen wird.
In diesem Roman schafft es der Autor auf eine unnachahmliche Art und Weise
eine schockierende Atmosphäre mit Action zu verknüpfen und eine
Glanzleistung unter den Gruselromanen abzuliefern. Mit Dr. Satanas betritt
nun auch endlich das verbrecherische Genie die Bühne, welches zum Albtraum
der gesamten PSA werden soll und bei den Fans für ein Leuchten in den
Augen sorgt, wenn sein Name fällt. Kein anderer Gegner hat ein derartiges
Potential und wird so gefährlich und menschenverachtend dargestellt
wie Dr. Satanas. Der Verbrecher verlässt sich dabei nicht nur auf sein
eigenes Genie, sondern pflegt auch intensive Kontakte zum Dämonenreich
und zum Jenseits, welches ihn ausgiebig mit Wissen und Informationen versorgt.
Der perfide Plan, in dem er dafür sorgt, dass Larry seinen besten Freund
Iwan umzubringen versucht, zeugt von der Macht dieses Mensch-Dämons
und seine Fähigkeit die Gesichter anderer Menschen zu kopieren kann
wahre Paranoia auslösen. Die Szene in der X-RAY-7 seinen besten Freund
ans Bett fesseln musste und dieser der festen Überzeugung war, dass
Iwan unter dem Einfluss des Verbrechers stand, gehört zu den
eindringlichsten Abschnitten des Romans und ging merklich unter die Haut.
Insbesondere da der Serienheld derjenige war, welcher dem bösen Einfluss
erlag und nicht sein Partner. Darüber hinaus hat es der Autor verstanden
einen hervorragenden Spannungsbogen aufzubauen, der erst langsam beginnt,
mit der Szene in der Fred Martin, der Nachrichtenmann der PSA, dem Verbrecher
in die Falle läuft, und seinen Höhepunkt in dem Massaker in der
Anstalt findet. Fazit: Einer der spannendsten und schockierendsten Romane
der Serie mit einem hohen Ekelfaktor und einigen Splattereinlagen.
Besonderheiten:
Erster Auftritt von Dr. Satanas.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Hier wird erstmals Dr. Satanas in Lonatis Interpretation dargestellt, so
wie er später auch von Dan Shocker beschrieben wird. In diesem Roman
wird dieses Konterfei allerdings noch nicht erwähnt, vermittelt aber
schon gekonnt den Wahnsinn, der hinter diesem Verbrecher steckt.
Coverbewertung: