Professor Zamorra Nr. 938: Rabenherz

Professor Zamorra Nr. 938: Rabenherz


Schmerzen loderten durch seinen Körper. Die Nervenenden schrien vor Qual, als hätte man sie in Säure getaucht. Er versuchte sich herumzuwerfen, seine Lage zu ändern. Vielleicht brachte das Erleichterung. Aber er konnte sich nicht bewegen. Dunkelheit und Enge schnürten ihn ein. Er war ein Gefangener. Zu den Schmerzen gesellten sich Zorn und Hass. Er wollte raus. Nur raus! Entkommen in die Freiheit! Doch draußen lauerte eine Gefahr, und sie verhieß noch größere Qual. Vielleicht den Tod. Er konnte es fühlen, auch wenn seine Fesseln ihn schützten. Also wartete er ab, harrte seiner Chance. Und wenn er sie entdeckte, würde ihn nichts mehr in seinem Gefängnis halten können. Dann würde er es aufbrechen, die süße Freiheit schmecken - und alle anderen von seinem Hass kosten lassen.


von Oliver Fröhlich, erschienen am 11.05.2010, Titelbild: Arndt Drechsler

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Vor zwei Monaten:
Matlock McCain, der sich schon am Ziel seiner Träume - nämlich dem Erreichen der Quelle des Lebens - sah, wird bitterlich enttäuscht und muss den Friedhof von Llewellyn-Castle fluchtartig verlassen, als eine unbekannte Macht (die des Sträflings Omar Little nämlich) ihm die Magie des Erbfolgers entzieht und ihn schwächt (PZ 934 "Der Schlüssel zur Quelle"). Geschwächt, verletzt und gedemütigt entkommt McCain mittels eines Blindsprungs und muss erkennen, dass seine Widerstandskraft dem Sonnenlicht gegenüber, erheblich gelitten hat. Er landet irgendwo in Deutschland und saugt einen Mann aus, um wieder einigermaßen zu Kräften zu kommen. Nachdem er - auf raffinierte Weise wie ich meine - all seine Spuren beseitigt hat, zieht er sich in die einsame Waldhütte des Getöteten zurück und wartet ab. Dabei entführen ihn seine Erinnerungen in eine ferne Vergangenheit.
Im Jahre 850 v. Chr. ...
… erreicht ein geheimnisvoller Wanderer, den man nur als Rabenherz kennt, das schottische Dorf Eilearoch. Rabenherz verdingt sich als Gelegenheitsarbeiter bei den Dörflern, doch er verfügt über außergewöhnliche Kräfte, z. B. kann er Tieren (egal welcher Gattung sie entstammen) seinen Willen aufzwingen und sie für seine Zwecke einsetzen. Der in der Magie kundige Wanderer weiß nicht genau, weshalb es ihn nach Eilearoch gezogen hat, aber er spürt, dass es mit den Mitgliedern des McCain-Clans zu tun hat. Eines nachts trifft er auf einige Männer aus diesem Clan und wird von ihnen überfallen. Sie sind Vampire und haben ihn schon einige Zeit lang beobachtet und ihn als verdächtig eingestuft. Trotz magischer und tierischer Gegenwehr unterliegt Rabenherz, wie es scheint, im Kampf und wird von acht der Blutsauger gleichzeitig gebissen. Doch keiner von ihnen überlebt diese Tat lange, denn da ist etwas in Rabenherz Blut, dass sie binnen weniger Augenblicke qualvoll verenden lässt und das in Form einer dunklen Substanz in Rabenherz' Körper zurückkehrt. Danach macht Rabenherz sich auf und stellt sich dem Clanführer - Matlock McCain. McCain wird von Rabenherz enthauptet, obwohl dieser spürt, dass trotz seiner magischen Macht der Vampirkeim in ihm aktiv geworden ist. Rabenherz legt seinen Namen ab und nennt sich fortan … Matlock McCain.
In der Gegenwart ...
… führt Professor Zamorra zahlreiche Experimente mit seinem Amulett durch. Er muss genau herausfinden, was es zu tun in der Lage ist oder besser, wozu seine Kraft es befähigen kann. Der letzte Test - er soll die Angriffstärke von Merlins Stern erproben - wird mittels eines beschwörten, niederrangigen Dämons durchgeführt. Dafür hat Zamorra sogar die M-Abwehr ausgeschaltet. Der Test verläuft erfolgreich. Weniger erfolgreich ist Rhett Saris ap Llewellyns Zusammensein mit seiner Freundin Katheryne. Er verpasst ihr, im Moment höchster Erregung, einen Blitz, was sie natürlich nicht töten kann, ihr aber Schmerzen und Rhett ein schlechtes Gewissen beschert. Der Tag wird noch ungewöhnlicher, als eine fremde Frau, die sich selber Dunja Bigelow nennt, am Château Montagne auftaucht und um ein Gespräch mit dem Meister des Übersinnlichen ersucht. Ehe sie erklären kann, worum es geht, wird sie von einem magisch gelenkten Hund attackiert, der sie beinahe tötet. McCain ist dafür verantwortlich, denn er hat seine alten "Tierbeherrschungskräfte" eingesetzt, um den Hund und einen Raben, der sich aber zu diesem Zeitpunkt noch vornehm zurückhält, als Spione einzusetzen. Nebenbei hat McCain die inaktive M-Abwehr genutzt und noch weitere Zeichen beseitigt, so dass sie auch weiterhin nicht funzt, obwohl Zamorra das Symbol ersetzt, welches er entfernte. Zamorra und Dylan können Dunja retten und Rhett erkennt schon bald in ihr eine Unsterbliche. Er hat sie vor Jahrtausenden im alten Lemuria kennengelernt und sie zur Quelle des Lebens geführt, wo sie gegen einen anderen Auserwählten namens Atrigor kämpfen musste. Durch unglückliche Umstände verletzte sie Atrigor schwer. Sie gewann zwar die Unsterblichkeit, aber irgendetwas muss danach mit der Quelle und ihrer Wächterin (die sich bis dato nett und freundlich benahm - also ganz im Gegensatz zu ihrem Benehmen bei Zamorras Besuchen) passiert sein. Alles wird sogar noch schlimmer, denn Fooly, der seit Wochen im Koma zu liegen scheint, erwacht und legt dabei seine alte Haut ab. Er war nicht im Koma! Der Amulettblitz (PZ 910) hatte ihn in ein Verpuppungsstadium geworfen und Rhetts unbeabsichtigter Blitz hat ihn daraus befreit. Der (Jung?)Drache entschwindet und Matlock McCain kann die ablegte Drachenhaut an sich nehmen. Damit findet die Vision, welche Dunja zu Zamorra brachte, ihre Bestätigung.
Nach dieser Vision würde sie ihr Leben verlieren, wenn die Hülle (wohl die Drachenhaut) in falsche Hände gerät. Zu allem Überfluss taucht auch noch Krychnak auf und es kommt zum offenen Schlagabtausch mit Zamorra und dessen Amulett. Doch leider ist der Parapsychologe ziemlich am Ende mit seinen Kräften, was sich auf die Leistung des Amuletts überträgt. Kann er gegen den Dämon bestehen?


Meinung:
Hier gehört wieder ein Doppel-Wow hin. Oder besser noch ein Dreifach-Wow! Oliver Fröhlichs Romane werden immer besser und die Geschehnisse rund um den Erbfolger, Matlock McCain, die Quelle des Lebens und Krychnak werden immer handfester und klarer umrissen. Viele Fragen, die noch aus der Giesa-Ära stammen mögen, und über die sich der Altmeister damals eventuell Gedanken gemacht hat, die er aber nicht mehr beantworten konnte oder wollte, werden nun nach und nach geklärt. Natürlich kann man als Kritiker argumentieren, dass die Geschehnisse mit einer immensen Informationsdichte gepaart sind, aber einfallsreich ist die gesamte Erbfolger-Thematik so, wie sie von Oliver Fröhlich geschildert wird, allemal. Immer wieder zaubert der Autor einen neuen Aspekt aus dem Ärmel, so wie es im vorliegenden Band überwiegend um die wahre Identität Matlock McCains geht. Auch kommen wir den Ursprüngen der Quelle des Lebens und ihrer eigentümlichen, bislang eher feindselig dargestellten Hüterin auf die Spur.
Mit Dunja Bigelow findet eine neue Figur ihren Einzug ins Zammyversum, die durchaus das Potenzial hat sich als Gastcharakter zu etablieren (auch wenn Kritiker anmerken mögen, dass es eigentlich schon genug Unsterbliche im Umfeld des Parapsychologen gibt). Um die ganzen Geschehnisse gut verarbeiten zu können bedarf es zugegebenermaßen hoher Konzentration, doch auch Humor und Spannung kommen in "Rabenherz" nicht zu kurz. Mir persönlich kommt es so vor, als habe Oliver Fröhlich seine Vorbereitungsphase hinsichtlich dieses Zyklus' abgeschlossen (wir erinnern uns: er hat Dylan McMour, Matlock McCain und natürlich den Erbfolger übernommen und nicht selber erfunden). Jetzt beginnt der eigenständige und ganz allmählich hochdramatisch zulaufende Höhepunkt des ganzen. Ich jedenfalls bin gespannt und hoffe auf eine baldige Fortsetzung!


Besonderheiten:
Matlock McCain hieß früher Rabenherz und noch viel früher Atrigor (welcher ein Auserwählter war, der zur Quelle geführt wurde).
Krychnak, der am Ende dieses Bandes als tot gilt (aber von Asmodis gerettet wurde) erhält den Nebeldolch, mit dem es gelingen soll die letzten Reste der Llewellyn-Magie aus Matlock McCain herauszusaugen und sie anschließend per "Armritzer" auf den Erbfolger zu übertragen, damit dieser mit Aktanur verschmolzen werden kann (puh, das war eine lange Besonderheit!)
Erster Auftritt von Dunja Bigelow (es geht auch kürzer, gell? ;))!
Fooly lag all die Wochen nicht im Koma, sondern in einem Verpuppungsstadium!
Der Drache schlüpft aus und verschwindet, ohne dass ihn jemand zu Gesicht bekommen hat.
Matlock McCain erbeutet die Drachenhaut Foolys, welche mit Drachenmagie angefüllt ist.
Wir erfahren das die Hüterin der Quelle des Lebens früher sowohl bekleidet, als auch freundlich gewesen ist! (soll mehr ein scherzhafter Einschub sein! ;))


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Wieder einmal hat Arndt Drechsler ein PZ-Cover gezeichnet und wieder einmal haut es mich von den Socken. Die beiden Ladys (Dunja Bigelow und die Hüterin der Quelle) sind vortrefflich in Szene gesetzt worden und verströmen mehr als nur einen Hauch von Erotik. Die bläuliche Färbung verstärkt den sinnlichen Charakter noch und bildet einen gelungenen Kontrast zum Gold des Kelchs und dem Rot des Blutabdrucks. Phantastische Arbeit!


Coverbewertung:
5 Kreuze