Professor Zamorra Nr. 926: Preis der Macht
Er starrte in den großen Spiegel, der mannshoch war und dessen Umrahmung
aus massivem Silber bestand. Was er sah, das gefiel ihm gut. Stets hatte
er dafür Sorge getragen, dass sich dies auch niemals ändern
würde. Er trat einen Schritt näher an den Spiegel heran. Undeutlich
und verschwommen konnte er seine ganze Statur dort erkennen - viel zu undeutlich!
Das musste sich ändern. Ihm war bewusst, dass er zu den ganz wenigen
seiner Art gehörte, denen ein Spiegel mehr zeigen konnte, als eine glatte
und leere Fläche. Vampire besaßen kein Spiegelbild... Es hatte
ihn viel Energie, Magie und Schmerzen gekostet, um den momentanen Status
zu erreichen. Doch der reichte ihm nicht mehr aus. Er würde ihn auf
ein höheres Level bringen. Und nicht nur dies... er würde alles
verändern... Wirklich... alles!
von Volker Krämer, erschienen am 24.11.2009, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Tan Morano, eitler Vampirfürst und gegenwärtiger Besitzer von Ted
Ewigks Dhyarrakristall erprobt die Macht des erbeuteten Wertgegenstandes
in einer verlassenen Gegend auf Korsika. Ein Anwohner namens Eric Mouton
wird zufällig Zeuge des Ganzen und muss diese Beobachtung mit dem Leben
bezahlen. Morano hat hochgesteckte Ziele. Seitdem er die Dunkle Krone auf
seinem Haupt gespürt hat, gelüstet es ihn nach Macht und durch
den Dhyarra 13. Ordnung ist ihm sehr viel davon in den Schoß gefallen.
Doch er will mehr. Er will den Platz einnehmen, den einst Sarkana, der
Vampirdämon innehatte und er will bald den Blutruf aussenden, um seinen
Herrschaftsanspruch in die Welt der Vampire zu übermitteln.
Zunächst jedoch lässt er Fazio Linza, den Vampirclanführer
von Rom durch Sinje-Li und Starless entführen. Die beiden sind ihm treu
ergeben und letzterer hat ihm ja immerhin den Dhyarra besorgt (siehe PZ
Nr. 922). Besser gesagt, er befiehlt
den beiden, dass es so laufen soll, doch während die Aktion
durchgeführt wird, erfährt Starless durch Linza, dass Ted Ewigk
noch am Leben ist. Der Vampir wähnte den ehemaligen ERHABENEN der DYNASTIE
tot, vernichtet durch die Angst, genau wie Al Cairo und seine Raumschiffflotte.
Er ist lebend auf die Erde gelangt und lebt jetzt in der Villa von no tears
in der Nähe von El Paso, da er nur noch den Verstand eines Kleinkindes
hat. Starless ist klar, dass er sofort dorthin aufbrechen muss, um seinen
Fehler zu bereinigen.
Sinje-Li bringt Linza unterdessen alleine zu Tan Morano, der sich zunächst
darüber auslässt, wie sehr er den Clanführer verachtet und
wie sehr er es hasst, dass unter Linzas Führung die Vampirschaft in
Rom zu nichts anderem als zu Gaunern, Betrügern, Mördern und
Zuhältern geworden ist. Angewidert vernichtet er Linza, indem er ihn
mittels des Machtkristalls wie eine überreife Frucht platzen lässt.
Danach sinniert er über die Mitteilung nach, dass Starless dem Befolgen
eines Befehls zuwider gehandelt hat.
Ebengenannter erreicht inzwischen El Paso und nähert sich der Villa
von no tears, wo augenscheinlich niemand außer den hier lebenden Kindern
und Manja Bannier anwesend ist. Starless erfährt von der unerschrocken
auftretenden Manja, dass Ted Ewigk gemeinsam mit seinem besten Freund Serhat
aus der Villa ausgebüchst ist. Offensichtlich regten sich rudimentäre
Erinnerungen in Ted, die ihm sagten, dass er einst einen Kristall besessen
hatte und dass er diesen nun ganz dringend wiederfinden müsse.
Professor Zamorra, Artimus van Zant, Dalius Laertes und die anderen Erwachsenen
von no tears haben sich nach dem Verschwinden der beiden sofort auf den Weg
gemacht, um sie zu finden, während Manja zurückblieb. Manja bedroht
Starless mit einem Dolch und glaubt ihm nicht, als er erklärt, er sei
ein Vampir. Obwohl Starless Manja als Informantin Sinje-Lis erkennt, tötet
er sie letztlich und begibt sich selber auf die Suche nach Ted Ewigk. Der
ist zwischenzeitlich in einem Spielsalon in der Innenstadt in Schwierigkeiten
geraten und droht nun verprügelt zu werden.
Kurz nachdem dieses Problem überwunden werden kann, treffen Ted und
Starless (der von Ted "Bibleback" genannt wird) aufeinander und es kommt
zum Kampf, in dem der geistig reduzierte Ewigk eigentlich unterliegen muss.
Im letzten Moment erreichen Dalius Laertes und Zamorra den Ort des Geschehens
und Starless bleibt nichts anderes übrig als mittels Teleportation zu
verschwinden. Zamorra ist frustriert, denn ausgerechnet derjenige, der für
Teds Zustand mitverantwortlich ist, konnte entkommen. Doch Dalius Laertes
wäre nicht der Uskuge, den wir alle kennen (und vielleicht sogar
schätzen) gelernt haben, wenn er nicht eine Trumpfkarte in der Hinterhand
hätte. Es ist ihm gelungen Starless' "Muster" wahrzunehmen und nun kann
er der "Spur", die dieses Muster hinterlässt, überallhin folgen.
Zamorra vertraut sich dem Uskugen an und gemeinsam springen sie dorthin,
wo Starless gelandet ist. Direkt in die Höhle des Löwen! Oder besser
gesagt: Ins Revier des Tan Morano! Können sie gegen ihn und gegen die
Kraft des Machtkristalls bestehen?
Meinung:
Jawollo, dass ist vollmundige Zamorra-Kost, die uns Volker Krämer hier
serviert und sein von ihm erst vor kurzem begonnener neuer Zyklus mutet im
Wesentlichen gut an. Der Roman ist kurzweilig und sehr spannend geschrieben
und einige Szenen, besonders in denen es um Ted und seinen kleinen Freund
Serhat geht oder um Dalius Laertes, der seine "Essstörung" ganz
allmählich in den Griff zu bekommen scheint, zeichnet sich die Story
durch Humor und Gefühl aus. Leider ist der Roman auf der anderen Seite
ein wenig zu sehr überfrachtet. Anscheinend muss Volker Krämer
möglichst schnell und möglichst viel in den Romanen, die zu seinem
neuen Zyklus gehören, unterbringen, denn anders kann ich mir die Fülle
an Ereignissen, die nebeneinander und doch gemeinsam durch diese 63 Seiten
preschen nicht erklären. Außerdem geht bei der Fülle an Infos
und Besonderheiten (bitte die entsprechende Rubrik beachten!) wiederum einiges
an Stil und Wortgewandtheit verloren, so das einige Teile des Romans etwas
dröge klingen (man erinnere sich bitte, das hatte ich schon beim letzten
Krämer-Roman PZ 922 etwas
bemängelt). Natürlich treten diese Erscheinungen noch nicht in
derartigem Umfang auf, dass man sich als Leser Sorgen machen müsste.
Gott bewahre!
Aber trotzdem möchte ich auf diesen kleinen Trend aufmerksam machen
und meine Hoffnung hinzufügen, dass er sich nicht weiter ausdehnt.
Ansonsten, und damit möchte ich diese Rubrik abschließen, ist
"Preis der Macht" ein knallharter und gelungener Roman.
Besonderheiten:
Tan Morano will der neue Vampirherrscher werden und bereitet sich vor, in
Bälde den Blutruf auszusenden.
Manja Bannier von no tears und Informantin der Vampirin Sinje-Li und wird
von Starless getötet.
Starless scheint - irgendwie - kein vollwertiger Vampir zu sein.
Artimus van Zant beschließt aufgrund der jüngsten Ereignisse no
tears aufzugeben.
Dalius Laertes verspeist einen halben Maiskolben! ;)
Tan Morano muss einen hohen Preis für die Macht des Dhyarra zahlen (ich
verrate hier noch nicht welchen!)
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Auch hier scheint sich ein Trend abzuzeichnen, denn auch wenn ich den
geckenhaften Morano im barocken Stil nicht annähernd so gelungen finde,
wie die Stygia auf dem letzten Titelbild, muss ich doch anerkennen, dass
Candy Kays Personen besser aussehen, als noch vor relativ kurzer Zeit (auch
hier erinnere ich, und zwar an das Cover von
PZ 920). Ich finde sowohl Morano,
als auch Kristall und Hintergrund sehr gelungen.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Tan Morano hat den Machtkristall von Ted Ewigk in seine Gewalt gebracht und
erprobt den Dhyarra auf Korsika. Er beabsichtigt in Rom erneut den Blutruf
auszusenden, um sich zum alleinigen Herrscher aller Vampire zu machen. Seine
beiden engsten Vertrauten, der Blutsauger Starless und die Raubvampirin Sinje-Li,
solllen ihm in Rom den Weg bereiten. Als Starless jedoch erfährt, dass
Ted Ewigk immer noch unter den Lebenden weilt, beabsichtigt er sein
Versäumnis nachzuholen. Dank einer Kontaktperson von Sinje-Li in dem
Kinderheim "no tears" in El Paso, weiß Starless, wo er Ted Ewigk finden
kann. Dieser ist mittlerweile auf dem Stand eines sechsjährigen angelangt,
kann sich aber an sein früheres Leben kaum erinnern. Er weiß
lediglich, dass er einen Kristall wiederfinden muss. Gemeinsam mit Serhat
verlässt Ted die halbwegs sicheren Mauern des Kinderheims - und läuft
Starless direkt in die Fänge. Können Professor Zamorra, Dalius
Laertes und Artimus van Zant das Schlimmste verhindern?
Meinung:
Volker Krämer legt mit diesem Roman wieder eine durch und durch fesselnde
Vampirgeschichte vor, die den Handlungsstrang um Tan Morano, Ted Ewigk und
den Machtkristall konsequent fortsetzt. Auch Starless, alias Bibleblack,
hat einen starken Auftritt, ebenso wie Sinje-Li. Krämers eigene Charaktere
bringen frischen Wind in die Serie und gehören mittlerweile genauso
fest zum Zamorra-Universum wie beispielsweise die Silbermonddruiden Gryf
und Teri Rheken. Dass der Serienheld dieses Mal nur eine sehr kleine Rolle
erhalten hat, ist dabei nicht weiter tragisch. Neben einer packenden Handlung,
hat der Roman vor allem einen sehr angenehmen, flüssigen Stil vorzuweisen,
der unterhaltsam und authentisch ist. Der Autor pflegt eine sehr prägnante
Schreibe, die schnörkellos ist, aber nie anspruchslos und trivial. Dabei
sorgt er immer wieder dafür, dass sich in der Welt von Zamorra etwas
bewegt. So ist dieses Mal erneut das Kinderheim "no tears" Ziel eines Angriffs
von Starless, und eine der Betreuerinnen fällt dem Blutsauger sogar
zum Opfer. Dass Sinje-Li eine Kontaktperson in dem Hort hat, ist dabei ebenso
erschütternd, wie faszinierend. Ein wenig Kopfzerbrechen bereitet allerdings
die Konstitution der Vampire. Dass sie Schmerzen empfinden oder sogar bewusstlos
geschlagen werden können, ist schon in einem früheren Werk von
Werner Kurt Giesa aufgefallen, aber dieses Mal trotzt ein Vampir sogar dem
gebündelten Laserstrahl aus einem Blaster, und dass, obwohl Starless
kein reinblütiger Vampir ist. Dabei hätte der Laser den Untoten
oder wenigstens sein Kleidung in Brand stecken müssen. Dessen ungeachtet
ist "Preis der Macht" ein äußerst lesenswerter Dark-Fantasy-Thriller.
Fazit: Es ist und bleibt spannend im Zamorra-Universum. Volker Krämer
fesselt dank einer sehr lebendigen Schreibe und treibt den neuen Zyklus um
den Machtkristall konsequent voran.
Besonderheiten:
Manja Bannier ist eine Informantin der Raubvampirin Sinje-Li und wird von
dem Blutsauger Starless getötet.
Starless ist kein reinrassiger Vampir.
Tan Morano muss für die Benutzung des Machtkristalls einen hohen Preis
zahlen. Er altert.
Ted Ewigk ist mittlerweile auf dem Stand eines Sechsjährigen.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Immer noch sehr steril und kantig. Dennoch schafft es Candy Kay mit dieser
Szene neugierig auf den Inhalt des Romans zu machen.
Coverbewertung: