Professor Zamorra Nr. 920: Welt der Stille

Professor Zamorra Nr. 920: Welt der Stille


Zamorra, wo bist du? Die Hände waren überall, fordernd, grapschend. Fest und unerbittlich hielten sie sie umklammert und gaben ihr keinen Raum, keine Chance zur Gegenwehr. Nicole Duval wurde mitgerissen von ihnen, fort getragen, weg von dem Mann, den sie liebte. Den Mann, der mit ihr per Zeitring in das Mainz des Jahres 1455 gereist war, um Johannes Gutenberg davon abzuhalten, einen Fehler zu begehen, der zum Ende der menschlichen Zivilisation, wie sie sie kannte, führen würde. Und sie war gescheitert. Unbekannte hatten Nicole und den Professor angegriffen, als sie sich der Werkstatt des Buchdruckers näherten. Sie hatten Zamorra brutal niedergeschlagen und auf der Gasse liegenlassen – was sie mit ihm vorhatten, konnte Nicole nicht einmal erahnen. Zumal sie andere Probleme hatte: Sie wurde entführt. Am hellichten Tag mitten in einer mittelalterlichen Stadt. Die Kuttenträger, welche sie überwältigt hatten, kannten keine Gnade. Sie hatten sie gepackt, hielten ihr den Mund zu und die Arme auf den Rücken gebogen. Und sie zerrten sie mit sich, durch verlassene Hintergassen auf das Gebäude zu, das wie kein zweites aus dem Meer an Häusern und Schindeldächern herausragte: der Dom. Wehr- und hilflos war Nicole Duval, verloren in der Vergangenheit. Und wenn sie sich nicht bald befreite, würde es keine Zukunft mehr geben.


von Simon Borner, erschienen am 01.09.2009, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra tritt gegen Dandrono an, um ihn daran zu hindern mittels der Zeitbeben die Zeit vollkommen aufzulösen.


Meinung:
Jawollo, ich habe es getan! Ich habe mich entschlossen, eine absolute Mini-Kurzbeschreibung anzufertigen, weil ich es für das beste halte, nicht allzu viel Zeit auf einen Roman von solch unterirdischer Qualität zu verwenden. Der erste Teil dieses Zweiteilers wartete mit Ungereimtheiten und langweiligen Nebensächlichkeiten auf, so dass es mir (und einigen anderen, wie ich dem Bastei-Forum entnehmen konnte) egal ist, ob Dandrono besiegt wird, die Zeitbeben ein Ende finden und ob Johannes Gensfleisch aus dem Bann des Dämons befreit werden kann. Es kümmerte mich nicht, als ich las, dass die liebliche Josephine Becker aus dem Mainz 1455 in Dandronos Nebelsphäre verschleppt wurde. Die Nebenhandlung in der Terticus I. und sein gleichnamiger princeps iuventutis vor den römischen Kaiser Lucius Domitius Aurelianus geführt werden und der sie ob ihres Frevels - das gallogermanische Reich geschaffen zu haben - verurteilt, verläuft völlig im Sande und erscheint mir wie Verschwendung von Papier. Auch der Strang, in dem Eusebius Struttenkötter im Keller des gegenwärtigen Mainzer Doms festsitzt und darüber nachdenkt, dass man sich wohl besser nichts wünschen sollte, denn immerhin könne es ja Wirklichkeit werden (er hatte sich ein neues Abenteuer gewünscht) weiß in keiner Weise zu faszinieren und zu fesseln. Zamorra "jumpt" mal hierhin, mal dahin … ist mal im Mainz 1455, dann wieder in der Nebelsphäre und hat dann einen "sagenhaften" Geistesblitz, der in einem Showdown mündet, der alles da Gewesene in den Schatten stellt. Neeeee, falsch formuliert, sorry. Ich meinte natürlich der Showdown wird von allem bislang da Gewesenen in den Schatten gestellt, denn er ist einfach nur öde und dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass ich mich frage, weshalb Zamorra nach diesem Abenteuer kein Toupet braucht.
Das der Autor dann auch noch den berühmten finalen Roy Batty-Monolog aus dem Film "Blade Runner" einfügt ("Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet …) ist von ihm mit Sicherheit nur als Scherz gemeint gewesen, kommt aber aus meiner Sicht, aufgrund der Verkorkstheit seines Zweiteilers, eher wie ein blasphemischer Akt daher.
Einzig die Einführung der Figur des Geoffrey Beaumont stellt für mich einen kleinen Lichtblick dar, der jedoch nicht ausreicht, um diesen trägen Roman irgendwie voranzubringen und lebendiger zu gestalten.
Um zum Ende zu kommen, möchte ich Euch zu dem alten "Gute Nachricht - Schlechte Nachricht"-Spiel einladen. Also … ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für Euch! Zuerst die gute! Dieser Zweiteiler hat wirklich ein Ende, wenn man sich durch seine 2x64 Seiten geschleppt hat. Und nun die schlechte! Vieles an der Geschichte lässt mich befürchten, dass sie nur ein Kapitel im Kampf "Zamorra/Dandrono" ist und dass weitere folgen werden, die natürlich allesamt von Simon Borner stammen.
Ach ja, da wünscht man sich fast ein "Zeitbeben", dass diesen Aspekt der Zukunft auslöscht.


Besonderheiten:
Erster (letzter?) Auftritt von Geoffrey Beaumont.


0 von 5 möglichen Kreuzen:
0 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Candy Kay hat sich offenbar mal wieder eine qualitative Auszeit genommen, denn nachdem ihre Cover der letzten Wochen recht ansprechend waren, verfallen die von ihr gezeichneten Figuren auf diesem Bild wieder in eine "klinische" Unlebendigkeit. Zamorra wirkt wie eine unfertige Marionette und die Slissaks sehen einfach nur lächerlich aus. Man könnte den Eindruck gewinnen es handele sich dabei um eine Bande Besoffener, die sich in Verkleidung zu den Mainzer Karnevalsumzügen schleicht. Sorry, dafür gibt es lediglich ein Kreuz.


Coverbewertung:
1 Kreuz