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Die Frau hatte eine ungesunde, graue Gesichtsfarbe, eine spitze Nase, und
die Linien um ihren Mund waren tief eingefurcht. Die Fremde kam langsam die
Allee entlang. Es dunkelte bereits. Der Himmel war bewölkt, und zwischen
den dahinziehenden Wolkenbergen glitzerte hin und wieder ein winziger Stern.
Die Straße war menschenleer. Nicht mal Autos parkten hier. Die Allee
mündete genau in ein drei Meter hohes Tor, das sich in einer massiven
Wand aus dunkelrot gebrannten Ziegelsteinen befand. Die Heilanstalt! Die
Frau mit dem grauen Gesicht und den stumpfen, wie leblos wirkenden Augen,
lächelte hintergründig, je näher sie dem Tor kam. Hier, rund
zwanzig Kilometer von Oslo entfernt, lag eine Heilanstalt für psychisch
Kranke. Um diese Zeit hielten sich keine Besucher mehr auf. Die nächste
Ortschaft war ein Dorf mit weniger als dreihundert Einwohnern und lag sieben
Kilometer entfernt. Die Frau, die die Straße entlangkam trug das Haar
hochgesteckt. Ein dunkler Mantel lag um ihre schmalen Schultern, die sich
knochig unter dem Stoff abzeichneten. Noch fünf Schritte waren es bis
zum Tor, dann stand die Fremde schließlich davor. Sie ließ den
Blick nur flüchtig über die Hinweistafel gleiten. Der Klingelknopf
und die Sprechanlage, die sie hätte benützen müssen, um den
Portier dazu zu bringen das Tor zu öffnen, interessierten sie
überhaupt nicht. Sie streckte die Hände aus und passierte das Tor,
als wäre es nicht vorhanden!
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Anka Sörgensen hat sich auf eigenen Wunsch in eine psychiatrische Anstalt
einweisen lassen, nachdem sie gesehen hat, wie ein Bild in ihrer Wohnung
lebendig wurde (siehe Macabros Band
51). Dort wird sie fast erneut zum Opfer eines merkwürdigen Anschlags,
als ein Baum unvermittelt umstürzt. Dabei hat sie eine neue Vision:
Eine junge Frau, die Schauspielerin Tina Marino, begegnet vor ihrem Hotel
in London einem lebenden Skelett. Anka und ihr Arzt Thorwald Belman fliegen
nach England und kontaktieren Tina Marino. Anka und Tina schließen
schnell Freundschaft und beschließen den skelettierten Mann aufzusuchen.
Doch dort lauert bereits die dämonische Hexe auf die beiden Frauen,
welche bereits in Norwegen mehrfach versuchte Anka zu vernichten. In der
Zwischenzeit sucht Rani Mahay im Lande Antolanien in der Burg des
Knochenfürsten weiterhin nach dem Amulett, welches die Macht des
Schwarzmagiers Tamuur brechen soll. Doch während der Totenkopfmond scheint
verändern sich die Skelette in mordgierige Killer. Rani flieht in ein
Gewölbe, in das ihm die Skelette nicht folgen können. Dort findet
er das Amulett in einem See der dem verleugneten Gott der Antolanier geweiht
ist und die letzte weißmagische Bastion bildet. Doch noch kann Rani
Mahay, seinen Fund dem Fürsten nicht zeigen, denn er trifft auf eine
Sekte, die Tamuur dient und einen Aufstand der Skelette verhindern will.
Rani entkommt und kann Skelettus das Amulett bringen. Der Knochenfürst
und sein Volk sind inzwischen wieder vom Bann des Totenkopfmondes befreit
worden. Entschlossen bereiten Skelettus und Rani Mahay den Aufstand der
Knochenmonster vor. Wohlwissend, dass die Verräter noch unter ihnen
weilen und alles daransetzen werden, um Tamuur noch rechtzeitig zu
warnen......
Meinung:
Der Roman beginnt zunächst mit Ankas Aufenthalt in der Psychiatrie und
der Einführung von Tina Marino. Beide Abschnitte sind sehr ausführlich
geschildert worden, so dass die Story um Rani Mahay und den titelgebenden
Aufstand der Knochenmonster leider etwas ins Hintertreffen gerät. Dabei
hätte gerade dieser Part eine längere Darstellung verdient und
auch nötig gehabt. Rani Mahay agiert teilweise wie eine Figur aus einem
Computerspiel, die durch eine fremde Welt marschiert und magische Artefakte
sammelt, welche es ihr ermöglichen ins nächste Level zu kommen.
Auch die Szene, in der Rani gegen die verräterischen Skelette kämpft
wirkt ein wenig konstruiert und diente wohl nur dazu, das Titelbild in das
Geschehen mit einzubinden. Da hätte der Autor auch ruhig fünfe
gerade sein lassen und darauf verzichten können seinem Helden dieses
Conan-Outfit zu bescheren. Leider wird auch nicht auf die Verbindung der
Skelette zu früheren Abenteuern eingegangen. So wurde im vorrangehenden
Band erklärt, dass sie beispielsweise für die Überfälle
der Skelette in Band 16
Geisterheere aus dem Jenseits verantwortlich seien. Doch dieser
Punkt wird ebenso wenig weiterverfolgt, wie das Schicksal von Chitra. Rani
Mahay hat seit dem Tod der geliebten Tigerkatze keinen Gedanken mehr an sie
verschwendet. In dieser Hinsicht sind Dan Shockers Protagonisten (zumindest
die Herren der Schöpfung), recht emotionslos. Die Auflösung, weshalb
die Antolanier zu Skeletten wurden, fand ich nicht so ganz schlüssig,
insbesondere in der Verbindung, dass sie oftmals als Söldner missbraucht
wurden, die auf der Erde Unheil stiften sollten. Es heißt sie seien
Menschen, deren Fleisch, Muskeln und Organe nur unsichtbar seien. Das hätte
man aber bei Berührungen und auch bei ihren Ritten auf den Pferden sehen
müssen. Zudem erklärt es auch nicht, weshalb andere Substanzen
wie Steine und Holz zu Knochen wurden. Die Schlacht um Ullnak wurde dagegen
sehr temporeich und dramatisch geschildert, leider auch wieder auf Kosten
des Lesers, der sich wieder mit einer recht kurzen Schilderung der Schlacht
begnügen muss, die schon wieder vorbei ist, kaum dass sie anfing. So
wird auch nicht geklärt, was aus dem Anführer der Verräter
geworden ist. Zudem wird der Angriff der Knöchernen auf Ullnak nicht
so pompös und episch geschildert, wie er es verdient hätte. Wenn
30.000 Pferde über die Erde donnern, darf schon mal die Erde beben.
Dafür wird die Story um die Medien Anka und Tina stärker beleuchtet.
Allerdings war die Reaktion der Hexe stümperhaft und trivial. Wie in
jedem schlechten Roman und Fantasy-Film erklärt sie ihren Feinden erst
mal lang und breit sämtliche Hintergründe und gibt ihnen sogar
wichtige Hinweise auf einen Fluchtweg, ganz abgesehen von der Zeit, die sie
ihren Opfern zur Verfügung stellt. Insgesamt gesehen ein temporeicher
Fantasy-Roman, der allerdings durch viele Ungereimtheiten und Schwächen,
was die inhaltlichen Schwerpunkte der einzelnen Handlungsstränge betrifft,
nur zum Durchschnitt gehört.
Besonderheiten:
Tamuur flieht mit Aleana auf den Totenkopfmond.
Erster Auftritt von Tina Marino.
Skelettus und sein Volk werden wieder zu Menschen.
Ullnak wird zurückerobert.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Vom zeichnerischen Stil her ganz ordentlich. Typisches Fantasyszenario mit
muskelbepacktem Held (hier: Rani Mahay) im Clinch mit den Knochenmonstern.
Leider ist die Einbeziehung des Covers in die Handlung etwas haarsträubend
ausgefallen. Die düstere Farbgebung vermittelt aber einen guten Eindruck
von dem Gewölbe unterhalb der Knochenburg.
Coverbewertung: