John Sinclair Nr. 1721: Verschwunden in der Höllengruft
Das dumpfe Geräusch riss Ellen Cooper aus dem Schlaf. Hastig fuhr sie
hoch, schaute auf die Leuchtziffern der Uhr auf dem Nachttisch und stellte
fest, dass die Tageswende noch nicht erreicht war. Dennoch lag draußen
die Dunkelheit wie ein gewaltiger schwarzer Panzer über der Stadt. Ellen
blieb im Bett sitzen und lauschte. In den folgenden Sekunden hörte sie
nichts, was sie allerdings nicht beruhigte, denn diesen dumpfen Laut hatte
sie sich nicht eingebildet
von Jason Dark, erschienen am 05.07.2011, Titelbild: McGrath
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Simon Cooper ist verschwunden. Ellen Cooper, seine Ehefrau, hat nicht nur
eine Vermisstenanzeige bei der Polizei gemacht, sondern auch eine
Privatdetektivin engagiert. Aber auch Jane Collins hat keine Spur von dem
Mann gefunden. Bis er eines Nachts wieder bei seiner Frau erscheint. Doch
er ist auf grauenvolle Weise gezeichnet worden und sein entstelltes Gesicht
hat er durch eine Sturmmaske verborgen. Eigentlich wollte er nur Abschied
von seiner Frau nehmen. Als diese aber nicht locker lassen will und Antworten
auf ihre Fragen fordert, ergreift Simon die Flucht. Ein schwarzer Rolls Royce
fährt mit ihm davon. Ellen Cooper gelingt es mit ihrem Handy Fotos von
dem Fahrzeug zu machen, die sie Jane Collins zeigt. Diese geht mit dem Handy
zu Scotland Yard. Dort können die Spezialisten das Nummernschild kenntlich
machen. Der Wagen gehört einem Verleger namens Ruben Goya. John Sinclair
beschließt dem Mann einen Besuch abzustatten, während Janes Collins
Ellen Cooper Bericht erstatten will. Doch sie kommt zu spät, denn bei
ihrer Klientin erwartet sie eine böse Überraschung. Und
schließlich bricht der Kontakt zu John Sinclair ab, denn der
Geisterjäger ist verschwunden in der Höllengruft
Meinung:
Die Ankündigung des Romans hat die Erwartungen eingefleischter Fans
hochgeschraubt, denn es sollte um etwas unerwartet Neues gehen, was die Kreaturen
der Finsternis betrifft, eine der beliebtesten Dämonenarten unter den
Lesern. Leider fristen diese Ur-Dämonen trotz ihres enormen Potenzials
ein regelrechtes Schattendasein. Sie sind unorganisiert, treten in der Regel
allein in Erscheinung und sind trotz ihrer Immunität gegen Silberkugeln
relativ leicht zu vernichten. Ein Finale mit einer Kreatur der Finsternis
läuft eigentlich immer nach demselben Schema ab. Kreuz wird gezückt,
Kreatur zeigt ihre wahre Gestalt und haut endgültig in den Sack.
"Was für John und seine Freunde so harmlos begann, entwickelte sich
zu einem Szenario, das selbst ihnen die Fassung raubte. Sie hatten gedacht,
alles über die Kreaturen der Finsternis zu wissen, dann aber kam der
Hammer
" So lautete die Vorschau, und ließ die Hoffnung
wachsen, dass der gordische Knoten, der die Kreaturen der Finsternis im Zaum
gehalten hat, endlich durchbrochen ist. Gleich vorweg, diese Hoffnung wurde
leider nicht erfüllt. Was den Leser erwartet ist ein durchschnittlicher
Sinclair-Roman ohne serienrelevante Höhepunkte. Allerdings ist die
Geschichte auch nicht schlecht, denn sie besitzt einige sehr atmosphärische
Momente, kleine Überraschungen und einen flüssigen Handlungsablauf,
bei dem eigentlich nur das verpatzte Finale stört.
Auslöser des Falls ist Ellen Cooper, beziehungsweise Jane Collins, die
ihren Auftrag nicht erfüllen konnte, was die Detektivin menschlicher
und sympathischer macht. Schade nur, dass überhaupt nicht erwähnt
wurde, dass sie ein neues Auto hat, denn ihr alter Golf wurde ja in
Band 1715 in die Luft gejagt. Doch
im vorliegenden Band fährt sie ganz selbstverständlich zum
Einkaufen.
Sehr flapsig und witzig ist auch der Umgang zwischen John Sinclair und seinen
Freunden, insbesondere Glenda Perkins, obwohl diese mehr und mehr zur
überempfindlichen Zicke zu mutieren scheint. Janes Ärger über
das Desinteresse von John und Suko an dem Fall liest sich ebenfalls sehr
erfrischend und ist auch nachvollziehbar. Vermutlich werden die beiden
Geisterjäger langsam müde und sie haben ja auch gerade erst einen
harten Kampf gegen ihren neuen Erzfeind Matthias hinter sich gebracht. Janes
Auseinandersetzung mit dem Killer Brix ist einer der dramatischen Highlights
des Romans. Seine Skrupellosigkeit und der anschließende Nervenkrieg
zwischen ihm und der Detektivin gehört zu den spannendsten Momenten
der Geschichte. Aus der Identität der Kreatur der Finsternis wird allerdings
kein Geheimnis gemacht und natürlich sind sich John und seine Freunde
einig über das Urteil, das sie über Ruben Goya allein durch das
Betrachten eines Fotos fällen. An dieser Stelle greift das übliche
Heftroman-Klischee, dass die Guten immer attraktiv und sympathisch sind,
und den Bösen ihre Schlechtigkeit aus dem Gesicht springt. Johns Erlebnisse
in der Höllengruft werden stimmungsvoll beschrieben und vor allen Dingen
die Verwandlung der Lava in die menschliche Gestalt läuft praktisch
wie ein Film vor dem geistigen Auge ab. Leider beginnt anschließend
ein eher langweiliges, ja beinahe verwirrendes Finale. Ein Kampf zwischen
John Sinclair, Suko undJane Collins gegen Ruben Goya und seine Kreatur findet
gar nicht statt. Auch die Erklärung, ob der dämonische Zwilling
jetzt die eigentliche Urgestalt ist oder einfach nur eine weitere
Ausführung von Ruben Goya wird nicht deutlich. Bis auf den Moment als
sich der Zwilling in der Höllengruft manifestiert geht von ihm und Goya
keinerlei Bedrohung aus. Der Killer Brix und auch später Simon Cooper
wirken in ihrer Kaltblütigkeit und Verzweiflung viel authentischer und
gefährlicher als die Dämonen.
Fazit: Unterhaltsamer Gruselkrimi mit einem enttäuschenden Finale.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt ein sehr stimmungsvolles und düsteres Motiv, dass die
Höllengruft darstellt. Der Mann davor soll vermutlich der Killer Brix
sein. Weder John Sinclair, noch Suko werden schließlich so beschrieben.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Als Vorlage für den Mann vom Titelbild stand zweifelsohne der
US-amerikanische Filmschauspieler Keanu Reeves Pate:
Außerdem wurde das Christian McGrath-Motiv vom John Sinclair-Cover
auch noch auf dem englischsprachigen Roman "CIRCLE OF ENEMIES" von Harry
Connolly verwendet: