John Sinclair Nr. 1503: Die Nacht der Bestien
Die Joggerin ahnte nicht, dass sie in den Tod lief! Es hatte Sofia Wells
noch nie etwas ausgemacht, in der Dunkelheit zu laufen, deshalb war sie auch
völlig ahnungslos, als sie in den ihr bekannten Waldweg einbog, der
jetzt wieder zum Laufen freigegeben worden war, nachdem man die schlimmsten
Schäden des letzten Orkans beseitigt hatte. Es war kühl, aber nicht
kalt. Dennoch dampfte der Atem vor Sofias Lippen. Es machte ihr nichts aus.
Ob Sommer oder Winter, sie wollte laufen, um in Form zu bleiben. Es war der
beste Ausgleich für ihren Beruf, den sie in geschlossenen Räumen
ausübte. Hätte sie zum Himmel geschaut, wäre ihr der volle
Mond aufgefallen, dessen Scheibe jetzt noch blass aussah, weil sich die
Dunkelheit noch nicht durchgesetzt hatte. Es war auch besser, wenn sie im
Hellen lief, aber sie hatte sich an diesem Nachmittag etwas verspätet.
Da war noch eine Bekannte gekommen, und so hatten sich die beiden Frauen
verquatscht...
von Jason Dark, erschienen am 02.05.2007, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Eine Joggerin wird nahe Londons das Opfer eines Werwolfs. Chiefinspektor
Tanner informiert Sinclair über den Vorfall, der aber zunächst
eher skeptisch ist, ob es wirklich ein Werwolf war, der den Mord beging.
Als er am Abend aber erfährt, dass Johnny in der Nähe des Tatorts
einen Moon Walk mit drei Freunden machen möchte, klingeln bei dem
Geisterjäger die Alarmglocken. Gemeinsam mit Bill Conolly macht sich
John Sinclair auf Werwolfjagd ...
Meinung:
Innerhalb der Serie sind Werwolfromane eine Seltenheit und gute Werwolfromane
Mangelware. Am Anfang hat man dabei durchaus den Eindruck eine Geschichte
aus der zweiten Gattung vor Augen zu haben. Doch bereits nach den ersten
Zeilen mit John Sinclair beginnt dieser Eindruck zu bröckeln.
Ungläubig muss der Leser verfolgen, wie der einst so engagierte
Geisterjäger einen offensichtlichen Werwolfmord negiert und behauptet,
dass Werwölfe normalerweise nicht töten, sondern den Keim der Bestie
verbreiten wollen. Das traf aber allenfalls auf Werwölfe zu, die direkt
den Befehlen Morgana Laytons gehorchten. Die "normalen" Werwölfe streben
eher danach ihre Beute zu reißen, anstatt nur zu verletzen. Scheinbar
spiegelt die Einstellung des Autors gegenüber seiner Serie sich nun
auch im Verhalten des Geisterjägers, der einfach keine rechte Lust mehr
hat Dämonen zu jagen. Nur der Zufall, das Schicksal oder das liebe Geld
vermögen Romanheld und Autor noch an die Arbeit zu treiben. Sprachlich
gesehen kann man über den Text nur den Kopf schütteln. Die Dialoge
zwischen den Jugendlichen sind unnatürlich und unergiebig, vermitteln
keinerlei Spannung und nerven irgendwann nur noch. Zumal das Wort "verdammt"
mit Sicherheit mehr als dreißig Mal verwendet wurde, als ob es keine
anderen Flüche gäbe. Aufgelockert wird die Szene von dem Auftritt
des Werwolfjägers Marc Hunter, der zugleich eine Erklärung für
das Erscheinen der Bestie hat. Selbstverständlich steckt im Endeffekt
Morgana Layton hinter dem Auftauchen des Werwolfs und hier unterläuft
Jason Dark wieder ein gehöriger Patzer. Völlig verblüfft
registriert John, dass der Wölfin scheinbar die Flucht aus der Vampirwelt
gelungen ist. Allerdings ist Morgana bereits im Taschenbuch
73278
wieder auf freiem Fuß gewesen und hatte ihren letzten Auftritt erst
in dem Taschenbuch
73297
"Kastell der Wölfe". Ein wenig Nervenkitzel kommt bei der Jagd des
Werwolfs auf die Jugendlichen auf, als die Bestie den Wagen attackiert. Doch
auch hier vermag der Autor meisterhaft die Atmosphäre durch sinnloses
Gelaber zu zerstören. Weshalb dann gegeben Tatsachen aus der Sicht Marc
Hunters wiederholt werden müssen, mag daran liegen, dass noch nicht
genug Text vorlag, um das Heft zu füllen.
Fazit: Ein leidlich spannender Sinclair-Roman, der einige gute Szenen
bereithält aber insgesamt gesehen eher belanglos und stilistisch mangelhaft
ist, zumal Jason Dark mit seiner eigenen Serienchronologie gehörig
durcheinander kommt.
Besonderheiten:
Morgana Layton meldet sich telefonisch zurück.
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Candy Kay hat der Bestie ein wahrlich schauriges Antlitz verliehen. Die
hübsche, ein wenig scheu wirkende junge Frau im Vordergrund steht im
krassen Gegensatz zu dem grässlichen Werwolf. Dadurch, dass das
Mädchen, der einzig echte Farbschimmer in der ansonsten sehr düster
und feindlich wirkenden Umgebung ist, wird ihre Opferrolle intensiver
hervorgehoben und das alte Schema der Schönen und der Bestie einmal
mehr bestätigt. Ein Cover, welches jedenfalls ideal zu einem Gruselroman
passt.
Coverbewertung: