John Sinclair Nr. 1441: Der Seelenfluss
Ich wusste, dass mich Schreckliches erwartete. Nur was es genau war, konnte
ich nicht sagen. Das angststarre Gesicht des Mannes vor der breiten Tür
jedenfalls gab keine konkrete Antwort, auch wenn sich die Lippen zitternd
bewegten und er mir fast vor Schwäche in die Arme gefallen wäre.
Seine Worte waren nur schwer zu verstehen. Erst als ich ihn noch näher
zu mir heranzerrte, da wurde mir klar, was er sagte. "Monster - Monster ..."
Er wiederholte das Wort immer wieder. Ich roch seinen Schweiß, spürte
sein heftiges Zittern und drückte ihn vor mir weg. Mit den langen, grauen
Haaren und dem verbeulten Hut auf dem Kopf wirkte der Mann auf mich wie aus
einer Filmkulisse entsprungen. Er schaute hoch und deutete in die Höhe.
"Monster..."
von Jason Dark, erschienen am 21.02.2006, Titelbild: Sanjulian
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Suko und John werden von einem Informanten zu eine abgelegenen Hütte,
nahe des Chinesen-Viertels bestellt. Seit längerer Zeit verschwinden
junge Mädchen, die angeblich einem Schamanen zum Opfer fallen. Da die
Chinesen aber verschlossen sind, ist bislang nichts an die Außenwelt
gedrungen. In der Hütte finden die Geisterjäger eine weitere jungen
Chinesin, die an einem Pfahl angebunden wurde. Kurz bevor sie die Baracke
verlassen können, werden sie von kleinen Drachen angegriffen, die Suko
aber mit der Dämonenpeitsche vernichten kann. Paul Hui, der Informant
ist verschwunden, und so bringen Suko und John die junge Frau zu Shao in
die Wohnung. Die beiden Chinesen wollen das Mädchen wecken, um mehr
über den Schamanen Wu zu erfahren. John wird kurz darauf von Paul angerufen,
der sich verfolgt fühlt. Als John ihn in Schutzhaft bringen will, werden
sie von vermummten Männern angegriffen. Paul wird getötet, John
kann die restlichen Männer in die Flucht schlagen. Währenddessen
ist die junge Chinesin namens Susa aus ihrer Ohnmacht erwacht. Sie erzählt
von ihrem Vater, der nur an seinen Vorteil denkt und wohl auch in unsaubere
Geschäfte verstrickt ist, weshalb es gut möglich wäre, dass
er mit Wu zusammenarbeitet. Gemeinsam mit Suko und Shao fährt Susa zu
ihrem Vater. Suko und Susa betreten zunächst allein das Anwesen,
während Shao John anruft, der sich gleich auf den Weg macht. Doch in
der Zwischenzeit sind Suko und Susa dem Geschäftsmann in die Falle gelaufen.
In einem unterirdischen Gewölbe, welches mit der Kanalisation verbunden
ist, entdecken sie den Seelenfluss, auf dem Wu die Mädchen opfert ...
Meinung:
Ein weiterer belangloser Einzelroman, dessen größte
Auffälligkeit die chinesische Mythologie ist, die wieder einmal ein
Rolle spielt. Dabei ist vor zehn Wochen erst, bereits ein Roman erschienen,
der sich mit diesem Thema auseinander setzte
(JS 1431). Auch in diesem Heft spielt
Shao mit, auch wenn sie dieses Mal leider nicht als Phantom aus dem Jenseits
auftritt. Und auch in allen anderen Belangen bleibt dieser Roman weit hinter
dem oben erwähnten Heft zurück. Das beginnt schon gleich am Anfang,
als John den verängstigten Paul abfängt. Mit dümmlichen Dialogen,
wird ellenlang erzählt, dass Monster in der Hütte lauern, die sich
später als bessere Fledermäuse herausstellen. Ein Beispiel für
einen mangelhaften Satz findet sich auf Seite 6 in der ersten Spalte: "Vorsicht
vor dem Monster", warten Paul. "Wenn ihr ihn tatsächlich seht, müsst
ihr euch schnell etwas einfallen lassen, sonst wird er euch zerreißen."
Das Monster an sich ist zunächst einmal sächlich. Dass Paul
plötzlich von einem ER spricht bezieht sich wohl auf den Schamanen Wu,
was aber im Satz völlig falsch dargestellt wurde. Auch die Handlung
ist weder durchdacht noch logisch, denn wieso nehmen John und Suko, die
offensichtlich narkotisierte Frau mit nach Hause? Besser wäre wohl einen
Arzt zu konsultieren, aber das fällt Suko erst Stunden später ein.
Währenddessen wird John in seiner Wohnung von Paul angerufen, obwohl
Paul ein Halbchinese ist und von Suko erst zum V-Mann gemacht wurde, wendet
sich der Mensch gleich an John Sinclair. Der Wunderknabe ist scheinbar
vertrauensseliger als Suko. Abgesehen davon bekommt man unweigerlich den
Eindruck, dass der Roman besser geworden wäre, wenn John zu Hause geblieben
wäre, er wirkt die gesamte Zeit irgendwie als Störfaktor. Ein Problem
bilden auch die Drachen, die plötzlich erscheinen und in Scharen über
ihre Opfer herfallen. Aber wo sie herkommen und welchen Zeck sie erfüllen,
wird nicht erklärt. Auch ob am Schluss alle vernichtet wurden bleibt
offen. Außerdem merkt man an diesen Szenen deutlich, dass sich Jason
schon lange nicht mehr die Mühe macht zu recherchieren. Denn sonst
wüsste er, dass in China die Drachen als Glückssymbol gelten und
nicht wie in der christianisierten Welt als Zeichen des Teufels. Der groß
angepriesenen Seelenfluss entpuppt sich am Ende dann als Nebenarm der
Kanalisation und warum Susa in die Baracke gebracht wurde, obwohl ihr Vater
den Schamanen im eigenen Keller beherbergt muss man auch nicht verstehen,
denn darüber hat sich auch der Autor keinerlei Gedanken gemacht. Ganz
nett sind die kleinen Fights mit den Leibwächtern geworden und auch
die Kämpfe mit den Drachen wurden spannend geschildert, aber eine schlecht
durchdachte Story wird dadurch auch nicht wett gemacht.
1 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eins der besten Titelbilder seit langer Zeit. Düster und stimmungsvoll
gleitet die Barke des Schamanen über den Seelenfluss. Was hätte
man da nicht für einen tollen Gruselroman draus machen können.
Coverbewertung:
Rezension
von Dämonengeist:
Kurzbeschreibung:
John Sinclair und Suko werden von dem V-Mann Paul zu einem Haus im
Chinesenviertel gerufen, da dort Monster umgehen sollen. Als sie sich in
dem Gebäude umsehen, entdecken sie ein gefesseltes Mädchen, das
sie befreien. Dabei werden die beiden von einer Horde kleiner fliegender
Drachen angegriffen. Suko kann sie mit der Dämonenpeitsche vertreiben.
Daraufhin fahren sie mit der jungen Frau zu Sukos Wohnung, wo er und seine
Freundin Shao mehr über sie herausfinden wollen. Inzwischen trifft sich
John mit Paul in einem Lokal an der Themse. Dabei erfährt er von dem
uralten Schamanen Wu, der zurückgekehrt sein soll. Als sich die beiden
wieder trennen wollen, werden sie von meheren vermummten Männern
angegriffen. John kann einen von ihnen niederschlagen, doch Paul Hui wird
von einem anderen getötet. Auch der von dem Geisterjäger gefangene
Mann stirbt durch eine Zyankalikapsel. Kurze Zeit später erhält
er einen Anruf von Shao, die herausgefunden hat, dass das von ihnen gerettete
Mädchen Susa heißt und ihr Vater sie dem Schamanen Wu opfern wollte.
Nun sind sie auf dem Weg zu Han-Check, Susas Vater. Bei ihrem Besuch tappen
Suko und Susa in eine Falle Han-Checks und fallen durch eine Klappe in die
Kanalisation unter dem Haus. Shao, die vor dem Haus gewartet hat, trifft
dort auf den ebenfalls eingetroffenen John. Gemeinsam erledigen sie einige
von Han-Checks Leibwächtern und überwältigen auch den Chinesen
selbst. Der zeigt auch ihnen den Weg in die Unterwelt. Während Suko
sich im Kanalisations-Fluss mit weiteren Drachen herumschlägt, wird
Susa von dem Schamanen Wu, der als weißes Gespenst auf einer Barke
erscheint, entführt. Auch John und Shao können dies nicht verhindern.
Doch Suko, der inzwischen die meisten Drachen getötet hat, rettet Susa
aus der Barke und vernichtet Wu mit der Dämonenpeitsche
endgültig.
Meinung:
Dies ist wieder mal ein erfrischender Einzelroman über die asiatische
Mythologie, der leider nicht ganz an JS
1431 heranreicht. Dafür gibt es durch die Drachen und Killer ordentlich
viel Action und auch ein wenig Gruselatmosphäre in der ersten und der
letzten Szene. Leider spielt der titelgebende Seelenfluss eigentlich gar
keine Rolle, er wird nur kurz vor Schluss als Synonym für das
Kanalisationswasser erwähnt. Auch der ach so starke Schamane Wu hat
nur einen einzigen kurzen Auftritt und wird natürlich sofort wieder
erledigt. Dabei wird ebenfalls nicht erklärt, welche Verbindung die
komischen Mini-Drachen mit dem Schamanen zu tun haben und was aus den
überlebenden Viechern geworden ist. Trotz dieser Kritikpunkte hat mich
der Roman aber doch viel mehr unterhalten als die Bände der letzten
Wochen, daher gibt es auch wieder drei Kreuze.
Besonderheiten:
Dass der Schamane Wu uralt ist, wissen wir ja nun schon, aber offensichtlich
hat er so viel Zeit bei den Ahnen verbracht, dass seine Grammatik erheblich
darunter leiden musste. Anders lässt sich dieser Sprachfehler von Seite
60 nicht erklären: "Ich, der Schamane. Ich, der auch Wu heißt
und unter diesem Namen bekannt ist." Soso.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Dieses Cover beantwortet die weltbewegende Frage, was Sido wohl in der Antike
getrieben hätte. Auch wenn mir Sanjulians Zeichenstil noch nie sonderlich
gefallen hat, so zeigt das Bild zumindest eine Szene aus dem Roman, wenn
man mal von dem Tempel im Hintergrund absieht, und ist außerdem um
Welten besser als die üblichen Spoerr-Machwerke. Dazu kommt, dass sich
der Zeichner glücklicherweise mal wieder ein blaues Hemd verkniffen
hat...
Coverbewertung: