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Vorsichtig injizierte der Arzt das schmerzstillende Mittel in die Vene. "Ah
- endlich!" Der verkrampfte Körper beruhigte sich allmählich. Zarte
Röte stieg in das abgezehrte Gesicht. Die Hände zuckten nicht mehr
fahrig hin und her, sondern lagen still auf dem weißen Laken. Fiebrige
Augen richteten sich auf den Arzt. Es waren dunkle Augen. Angst lag in ihnen.
Angst davor, die Welt verlassen zu müssen, zu sterben. Es war ein junges
Gesicht. Ein Gesicht, das sich selbst jetzt noch seine Schönheit bewahrt
hatte. Doch im Hintergrund dieser Angst lag noch ein anderer Ausdruck: Hoffnung.
Die junge Frau blickte den Arzt flehend an. "Glauben Sie, daß es gelingt?"
Angstvoll irrten die samtdunklen Augen über das strenge, asketische
Gesicht des auf dem Bett sitzenden Mannes. Doktor Ryan Argyll drückte
beruhigend die Hand der Todgeweihten. "Ja, ich bin überzeugt davon."
"Was wird das für ein Leben sein - nach meinem Tod?" fragte Sybille
Wendover weiter. Ihre Stimme war sehr schwach. Die Atemzüge waren
unnatürlich kurz. Jedesmal, wenn sich die Brust hob, entrang sich ihr
ein häßlicher rasselnder Laut. Die Augen des Arztes funkelten
in einem fanatischen Glanz. Es waren sonderbare Augen. Fast schwarz, mit
gelblichen Tupfern, darin. Wenn sie aufglühten, vergrößerten
sich diese Tupfer, und das Gelb färbte sich rot. "Es wird ein vollkommen,
anderes Leben sein", gab Argyll bereitwillig Auskunft. "Ein Leben, befreit
von allen Beschränkungen." In das Gesicht des Mannes trat ein ekstatischer
Ausdruck.