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Der hagere, elegant angezogene Mann zog sorgfältig die Spritze auf.
Dann drückte er leicht gegen den Kolben, um die Luft aus der Kanüle
zu blasen. Ein haarfeiner dunkelroter Strahl schoß aus der winzigen
Öffnung. Vorsichtig legte Dr. Robert Zanelli die Spritze in die' Glasschale
zurück. Nachdenklich musterte er den auf der Liege ausgestreckten jungen
Mann. Der vierschrötige Bursche war nicht älter als höchstens
Mitte Zwanzig. Er hatte kein einnehmendes Gesicht. Die dicken, über
der Nasenwurzel zusammengewachsenen schwarzen Brauen, der messerscharfe Mund
und das kantige, weit vorspringende Kinn gaben ihm ein nur wenig
vertrauenerweckendes Aussehen. Der junge Mann war stockbetrunken. Der
durchdringende Geruch billigen Fusels umgab ihn wie eine üble Dunstwolke.
Der Biologe rümpfte angeekelt die Nase. Nein, was da vor ihm lag, war
Großstadtauswurf, nichts weiter. Der Kerl war so oder so verloren.
Selbst eine Bärenkonstitution vertrug ein solches Leben nicht lange.
Zanelli beugte sich hinunter und umfaßte mit seinen Armen den
Oberkörper des Betrunkenen. Verdammt, war der Bursche schwer! Nur mit
großer Anstrengung brachte es der Privatgelehrte zuwege, dem Mann die
Jacke auszuziehen. Eigentlich war es keine Jacke, sondern mehr eine
schäbige Erinnerung an ein solches Kleidungsstück.