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Little Big Horn, Montana. Wie an allen Orten, an denen in der Vergangenheit
viel Blut vergossen worden war, waren auch hier die Energien der Toten existent.
Jim spürte es ganz deutlich, doch das Gefühl unterschied sich nicht
merklich von dem, das er an den anderen Stätten gegenseitiger menschlicher
Vernichtung empfunden hatte: Atlanta und Gettysburg, die großen
Schlachtfelder des Bürgerkrieges, Wounded Knee, wo 1890 an die zweihundert
Indianer niedergemetzelt wurden, und Fort Smith, wo der berüchtigte
"Hänge-Richter" Isaac Charles Parker in seiner Amtsperiode von 1875
bis 1896 achtundachtzig Menschen hinrichten ließ, hatten annähernd
die gleiche Ausstrahlung gehabt. Little Big Horn war negativ. Der Ort des
so genannten Custer Massakers war nicht der, den er suchte. Die Aura hielt
sich in gewissen Grenzen, war innerhalb der Normwerte. Dieser Platz war neutral
ihm gegenüber. Damit war Little Big Horn uninteressant für Jim.
Enttäuscht wandte er sich von dem eingezäunten Gedenkstein und
den Grabsteinen ab. Die Reise hierher hatte sich nicht gelohnt. Es war genauso
ein Reinfall geworden wie die anderen Schlachtfelder. Jim ging nicht gleich
zurück zum Wagen, sondern wanderte um den Hügel herum und ging
zum Fluss hinunter. Träge floß der Little Big Horn River dahin.
Er musste sich erst ein wenig sammeln, bevor er zurückfuhr. Das
Gegenwärtigsein jenseitiger Energien war ermüdend und verwirrend.
Es waren keine Touristen da- heute.