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Die Klingel schlug an. "Das wird Paul sein", murmelte die charmante junge
Frau. Sie richtete sich halb im Bett auf und warf das weiße Laken von
sich. Angelika Sommerfelds Blicke gingen zum grünlich schimmernden
Leuchtzifferblatt des Weckers. Wenige Minuten vor Mitternacht. Kaum hörbar
schabte etwas an der braun gestrichenen Zimmertür. Durch die halb
zugezogenen, dichten Vorhänge fiel das schummrige Licht einer nahen
Straßenlaterne. "Paul?" Plötzlich klang ihre Stimme ein wenig
unsicher. Er hat doch einen Schlüssel, schoss es durch den Kopf der
jungen, zwanzigjährigen Deutschen. Warum benutzt er ihn denn nicht?
Es schabte und kratzte erneut. Dann ein Geräusch, als ob man einen
triefnassen Putzlappen auf den Boden schlug. Es klang so seltsam schmatzend,
gänsehauterzeugend... Angelika Sommerfeld schwang sich aus dem Bett
und schlüpfte in ihre flauschig- warmen Hausschuhe. Mit zitternden Fingern
fuhr sie sich durch ihr volles blondes Haar und tastete dann nach dem
Lichtschalter. Ihr Mann hatte ihr versprochen, gegen elf zu Hause zu sein.
Jetzt war es zwölf. "Paul!" Ihre Stimme klang schärfer. Warum tat
er so geheimnisvoll? War er etwa betrunken und wollte ihr einen Schreck einjagen?
Ausgeschlossen, dachte sie.