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Die Sonne verschwand als blutrote Scheibe hinter den Wipfeln der uralten
Bäume. Die Dämmerung trat ein. Einen Augenblick war Ruhe. Nur die
lehmgelben Fluten des Hugli River plätscherten im stetigen Spiel gegen
das sumpfige Ufer. Die Bäume waren so dicht an das Wasser herangewachsen,
daß während des immer wiederkehrenden Monsuns die mutigsten und
vorwitzigsten unter ihnen ihr keckes Treiben mit dem Leben bezahlen mußten.
Von den Fluten unterspült, brachen sie zusammen und beendeten ihr Dasein
dort, wo es sie hingezogen hatte -im Fluß. Die Ruhe währte nur
sekundenlang, dann begannen die anderen - diejenigen, die den ganzen Tag
auf diese Sekunde gewartet hatten, mit ihrem Konzert. Abschreckend und
schön zugleich war es. Ein grelles Schnarren, Keckern und Zetern zeugte
von dem Treiben der Affen. Äste brachen, und gleichzeitig kündete
ein dumpfes Grunzen und Schmatzen vorn Nahen der Wildschweine. Dann brach
das Rudel hervor. Zuerst trauten sich die ältesten, stärksten Tiere
aus der schützenden Pflanzenwand, dann folgten, vom ganzen Rudel
beschützt, die Jungen und die Jüngsten. Nun gab es nichts mehr,
was die schlanken, eleganten Axishirsche zurückhielt. Zwar war die
Wachsamkeit ein Teil ihrer Natur und der Fluchtreflex ein angeborener Wesenszug,
aber allmählich besiegten Durst und Hunger die Angst. Mittlerweile war
die Sonne ganz verschwunden, und die Schatten griffen immer gieriger nach
der Landschaft. Dicht über der Wasserfläche funkelten die
glühenden Augen der Gaviale und Krokodile.