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"Die Hexe kommt zurück!" ging es flüsternd von Mund zu Mund. "Habt
ihr es gehört? Der Patrao hat es dem Cabo schon mitgeteilt. In wenigen
Tagen ist sie wieder hier. Aus der großen Stadt Rio de Janeiro kommt
sie her, wo sie ein paar Monate verbracht hat. Bald ist sie wieder hier,
und weiß der Teufel, was dann alles wieder passieren wird." Wie ein
Lauffeuer verbreitete sich die Nachricht im Campo Solitário, einem
riesigen Landgut am Ende der Welt. Die Kaffeepflücker wisperten es sich
zu und warfen dabei scheue Blicke hinüber zum Herrenhaus, wo der gestrenge
Patrao residierte. Auf der anderen Seite des Dorfes raunten sich auch die
Gauchos die Neuigkeit zu, nur nicht so ängstlich wie die
Kaffeepflücker und Landarbeiter. Die verwegenen Burschen, von denen
die meisten aus Argentinien gekommen waren, um zu beweisen, daß auch
hier am Rand des Urwalds und der Kaffeeplantagen Viehzucht möglich ist,
sahen die Rückkehr der Tochter des "Chefe" mit weniger Bedenken entgegen.
Soll sie doch eine Hexe sein, diese blonde Schöne mit der sahnigen Haut.
Was immer passieren mag, es wird Abwechslung bringen in das eintönige
Leben im Campo Solitário, der weltfernsten, einsamsten Ansiedlung
im weiten Südwesten von Brasilien. Als der Abend nahte, füllte
sich die Cantina diesmal besonders schnell. Alle kamen sie, die am Tag nicht
zu sehen gewesen waren. Männer mit verwegenen Gesichtern, in bunter
Kleidung, mit riesigen Hüten auf den Köpfen, gestiefelt und gespornt.
Die Gauchos hatten ihren eigenen Speiseraum, sie wurden auch besser bezahlt
als die Pflücker und Bauern, denen sie sich haushoch überlegen
fühlten. Beim Abendessen wurden dann auch die schweigsamsten Zungen
redselig.