Vampir-Horror-Roman Nr. 269: Die Gruft der Verfluchten

Vampir-Horror-Roman Nr. 269: Die Gruft der Verfluchten


Derek Hammer setzte den rechten Fuß vorsichtig auf den trügerischen Boden. Er blieb stehen und hob prüfend den Blick zum nachtschwarzen Himmel empor. In wenigen Sekunden würde sich wieder einmal eine der bizarr geformten Wolken vor den Mond schieben, dann mußten sie stehen bleiben. "Vorsicht, Derek!" sagte Crofton Dunbar, der von allen wegen seiner brandroten Haare nur "Red" gerufen wurde. "Das schwierigste Stück liegt nun vor uns. Warten wir, bis die Wolke vorbeigezogen ist." Gehorsam blieb Derek neben seinem Freund stehen. Obzwar sie sich erst seit kurzer Zeit kannten, schätzten und achteten sich die beiden so verschiedenen Männer. Die Wolke verdeckte den Mond, und es wurde so dunkel, daß man nicht einmal zwei Schritte weit sehen konnte. Vom Meer her kommend, strich ein eisiger Wind über das Moor. Es war eine bitterkalte Novembernacht. "Bis jetzt haben wir Glück gehabt", flüsterte Red. "Die Banshees haben uns noch nicht entdeckt. In einer halben Stunde liegt das Moor hinter uns. Bei Tagesanbruch sollten wir den River Shannon erreicht haben." Es war ein gewaltiges Risiko gewesen, während der Nacht das heimtückische Moor zu betreten, das schon unzählige Menschen verschlungen hatte. Aber es war ihnen keine andere Wahl geblieben; sie hatten in dieser Nacht fliehen müssen. Derek lächelte leicht, als er an Vesta Banshee dachte. Die kleine Hexe würde wohl ziemlich empört über seine Flucht sein. Sicherlich wußten bereits alle Hexen in Bansheeloe von ihrem Verschwinden. "Bereits fünfmal habe ich einen Fluchtversuch unternommen", sagte Red brummend, "und fünfmal haben sie mich wieder erwischt. Diesmal jedoch gelingt mir die Flucht."


von Neal Davenport, erschienen 1978, Titelbild: Sebastia Boada

Rezension von Adee:


Kurzbeschreibung:
Spoiler folgen: Derek Hammer und Red Dunbar sind auf der Flucht vor den Banshees. Die Hexen, die vielleicht auch Feen sind so ganz sind sich da die Helden nicht einig - , traktieren sie aus der Ferne mit Telekinese. Aber Vesta wird das Spiel schnell leid; während die restlichen Banshees die beiden Männer zurückholen und vor ihr Gericht stellen wollen, will sie Derek bloß Angst einjagen und so bestrafen.
Hammer ist auf dem Weg zum in Band 1 erwähnten Treffpunkt mit Dr. Gulda, einem der anderen Gründer des Parapsychologischen Institutes. Er will mit ihm die Gebeine seiner Eltern finden, von denen er sich Hilfe im Kampf gegen den Magus verspricht.
Sie lernen die junge Sheela kennen, die angeblich eine Bekannte von Dr. Gulda ist und ihn führen soll. Man tuckert mit dem Hausboot den Fluss hinunter, aber ein Angriff der Hexen lässt es explodieren. Danach hat Vesta endgültig die Nase voll und behauptet, Derek nicht mehr mithilfe des Amuletts aufspüren zu können, das er von ihr hat. Sie fährt ihm hinterher, um ihn angeblich zurückzuholen.
Sheela entpuppt sich als hypnotisiertes Opfer von Graf Cagliostro, wie sich der Hypnotiseur Maertens nennt, der dem Magus hilft. Cagliostro hypnotisiert auch Red, der nun Derek und das Mädchen erwürgen soll. Im Keller des Hauses stößt Hammer auf viele Gebeine, aber auch auf einen Untoten. Das ist der ehemalige Familiendiener Keally. Hammer weckt seine Erinnerungen, indem er ihn belabert, und der Untote ergreift die Flucht, liefert sich dann aber einen Ringkampf mit dem hypnotisierten Red.
Vesta rettet den Tag, als sie mit Dr. Gulda auftaucht und Red von seiner Hypnose befreit. Am Ende fliegt Hammer zurück nach Deutschland, während Red freiwillig mit Vesta nach Bansheeloe zurückkehrt.


Meinung:
Der Roman ist verfasst von Kurt Luif, der nun ebenfalls an seine Dämonenkiller-Erfolge anzuschließen versucht. Zwar hat er seinen rasanten, knappen Erzählstil beibehalten, trotzdem kann das den Roman nicht retten, der noch langweiliger als der Vorgänger ist.
Die Flucht vor den Hexen ist völlig undramatisch, niemand kommt zu Schaden, und die Bemühungen, Hammer zu terrorisieren, indem sie ihm u.a. telekinetisch Marmelade ins Gesicht werfen, sind kindisch. Die Versuche, mit der mysteriösen vierzehnjährigen Sheela etwas Spannung aufzubauen, scheitern ziemlich schnell. Dafür ist das Ende mit der Kellergruft und dem Untoten auf den letzten fünf Seiten angetackert. Aufgelöst wird nichts davon. Das Auftauchen eines echten "Untoten" sollte für die Parapsychologen, die bis dahin ihre Tage damit verbracht haben, Menschen im Labor auf PSI-Begabung zu testen, eigentlich genug Stoff für jahrzehntelange Forschungen und unbändiges Staunen geben, aber der Vorfall ist weder Dr. Gulda noch Hammer ein Arschrunzeln wert.
Die Rache der Banshees ist schrecklich albern und inkonsequent, und die paar eingestreuten Namen der irischen Dörfer sorgen auch nicht für glaubhafte Atmosphäre. Hammer hat die obligate Vision, die eine Falle der Hexen beschreibt, die aber letztlich genauso hirnrissig ist wie die inkompetenten Versuche des Bösewichts, Hammer auszuschalten. Schon jetzt fragt sich der Leser, warum der Magus kein besseres Personal hat. Der Gruselfaktor ist gleich null. Ein lahmer, misslungener Roman.


Besonderheiten:
- Hexenhammer Nr. 3


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0 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Ein nettes atmosphärisches Cover, nach dem der Roman vermutlich geschrieben wurde.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Dieses Motiv wurde seitenverkehrt auch noch auf dem Gespenster-Geschichten Comic-Spezial Nr. 40 verwendet:

Gespenster-Geschichten Spezial Nr. 40: Alptraum-Nächte


Farblich verfremdet waren die Frau und die Monsterklaue auch noch auf dem Titelbild des Romans "HORROR Nr. 3 - Psycho II" von Henry Rohmer zu sehen:

HORROR Nr. 3 - Psycho II