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An diesem schönen Oktobermorgen im Jahr 1952 war die Schimmelstute Pirouette
ziemlich nervös. Nur widerwillig nahm sie die Befehle von Catherine
du Bersac, der dreißigjährigen Herrin des gleichnamigen Schlosses
in der Bretagne, an. Jetzt musste die dunkelhaarige Frau sogar die Gerte
zu Hilfe nehmen. Die Stute schlug aus, trabte aber dann dennoch dorthin,
wo Catherine du Bersac sie haben wollte: auf die Schneise zu, die sich an
dieser Stelle weit in die ausgedehnten Wälder zog. Der Forst gehörte
ebenso wie die anderen Ländereien in dieser Gegend zum Schloß,
das in etwas zwei Kilometer Entfernung auf einem niedrigen Hügel stand.
Die Stute hatte den schmalen kopf hochgerissen, die Augen waren verdreht,
und das Weiße in ihnen schimmerte. Nun versuchte das Tier mit aller
Gewalt auszubrechen. Catherine, eine ausgezeichnete Reiterin, gab aber nicht
nach. Mit Zügelhilfen, und einem energischen Schenkeldruck zwang sie
das Reitpferd in eine Volte, unterwarf es so ihrem Willen. Mit schnellen
Galoppsprüngen jagte Pirouette nun in den Wald hinein. Gerade begann
Catherine du Bersac sich über den Sieg zu freuen, da sah sie, halb verdeckt
von einem Baumstamm, einen Mann. Einen Mann? Eigentlich war sie sich da gar
nicht so sicher. Zunächst hatte das Wesen tatsächlich wie ein
Landstreicher oder Pilzsucher ausgesehen, doch nun wirkte es plötzlich
ganz anders. Catherine hatte eher den Eindruck, als sei dieses Wesen gar
nicht wirklich, als würde dort, seitlich neben der Schneise, ein rauchiges
nebelhaftes Wesen lauern, ein Phantom. Eine Welle panischer Angst durchflutete
die Herrin von Bersac.