Vampir-Horror-Roman Nr. 204: Der Fluch von Schloß Bersac

Vampir-Horror-Roman Nr. 204: Der Fluch von Schloß Bersac


An diesem schönen Oktobermorgen im Jahr 1952 war die Schimmelstute Pirouette ziemlich nervös. Nur widerwillig nahm sie die Befehle von Catherine du Bersac, der dreißigjährigen Herrin des gleichnamigen Schlosses in der Bretagne, an. Jetzt musste die dunkelhaarige Frau sogar die Gerte zu Hilfe nehmen. Die Stute schlug aus, trabte aber dann dennoch dorthin, wo Catherine du Bersac sie haben wollte: auf die Schneise zu, die sich an dieser Stelle weit in die ausgedehnten Wälder zog. Der Forst gehörte ebenso wie die anderen Ländereien in dieser Gegend zum Schloß, das in etwas zwei Kilometer Entfernung auf einem niedrigen Hügel stand. Die Stute hatte den schmalen kopf hochgerissen, die Augen waren verdreht, und das Weiße in ihnen schimmerte. Nun versuchte das Tier mit aller Gewalt auszubrechen. Catherine, eine ausgezeichnete Reiterin, gab aber nicht nach. Mit Zügelhilfen, und einem energischen Schenkeldruck zwang sie das Reitpferd in eine Volte, unterwarf es so ihrem Willen. Mit schnellen Galoppsprüngen jagte Pirouette nun in den Wald hinein. Gerade begann Catherine du Bersac sich über den Sieg zu freuen, da sah sie, halb verdeckt von einem Baumstamm, einen Mann. Einen Mann? Eigentlich war sie sich da gar nicht so sicher. Zunächst hatte das Wesen tatsächlich wie ein Landstreicher oder Pilzsucher ausgesehen, doch nun wirkte es plötzlich ganz anders. Catherine hatte eher den Eindruck, als sei dieses Wesen gar nicht wirklich, als würde dort, seitlich neben der Schneise, ein rauchiges nebelhaftes Wesen lauern, ein Phantom. Eine Welle panischer Angst durchflutete die Herrin von Bersac.


von John P. Vanda, erschienen 1977, Titelbild: N. Lutohin