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Germaine tastete nach der Nachttischlampe und knipste sie an. Die
Lampenschirmöffnung wurde als leuchtender Kreis auf die Zimmerdecke
projiziert. In seinem Zentrum befand sich ein fast Daumengroßer Blutfleck.
Germaine blinzelte. Sie sah das Blut zum erstenmal. Vor ihrem Einzug hatte
sie sämtliche Räume des Hauses renovieren lassen,
selbstverständlich auch das Schlafzimmer. Einer der Handwerker mußte
sich beim Arbeiten verletzt und das Malheur verursacht haben. Germaine setzte
sich im Bett auf und griff nach ihren Zigaretten. Sie fragte sich warum sie
nicht schlafen konnte. Am Bett konnte es nicht liegen- das hatte sie sich
aus Paris mitgebracht. Die anderen Möbel hatte sie, abgesehen von ein
paar kostbaren Erbstücken, Roger überlassen. Sollte er damit
glücklich werden! Viel Zeit zum Glück blieb ihm ohnehin nicht mehr,
denn sie hatte vor ihn zu töten. Germaine zündete sich eine Zigarette
an, legte sich entspannt zurück und starrte auf den Blutfleck an der
frisch geweißten Zimmerdecke. Germaine hatte schon viele Stunden damit
verbracht, sich Rogers Ende auszumalen. Dies war nach der Scheidung und all
den zuvor erlittenen, von ihm verursachten Demütigungen das einzige,
was ihr Vergnügen bereitete. Roger hatte den Tod verdient, tausendfach.
Es durfte kein leichter, kein einfacher Tod sein. Das war klar. Er ging darum,
ein perfektes Verbrechen zu planen und auszuführen. Gleichzeitig kam
es darauf an, Roger bewusst zu machen, wer dieses Ende gewollt und
herbeigeführt hatte. Er muß langsam sterben, dachte sie.