Vampir-Horror-Roman Nr. 190: Die Robot-Mörder

Vampir-Horror-Roman Nr. 190: Die Robot-Mörder


Ich bin Fotograf. Ich fotografiere Sensationen. Ich erlebe viel Ungewöhnliches. Angst ist mir fremd. Furcht ist mein ständiger Begleiter, seit ich weiß, daß es Türen gibt in der Realität - nicht solche, durch die wir entfliehen können, sondern andere, grauenvolle, durch die Dinge zu uns hereinstarren, in unsere Hirne und unsere Seelen. Und manchmal auch hereinkommen... Freitagabend: Das Pop-Konzert in der Stadthalle, die Interviews, die Abfahrt um drei Uhr früh am Samstag... Wie lange ist das her? Die Erinnerung ist ganz deutlich, obwohl das Ereignis mir Jahre und nicht Tage zurückzuliegen schien. Ich war müde, und die stumme Dunkelheit schläferte mich mit jedem Kilometer mehr ein. Der Alfa Spider lag wie ein Brett auf der Straße. Die Tachonadel stand ruhig auf hundertsechzig, aber die Geschwindigkeit war nicht zu spüren. Es gab kaum Verkehr, und die Scheinwerferkegel erfassten nichts als vereinzeltes Buschwerk und den heranrasenden Asphalt. Ich versuchte verzweifelt das Gähnen zu unterdrücken und warf einen raschen Blick auf die Uhr: kurz nach ver. Diese verdammte Müdigkeit! Ich schüttelte mich. Ich durfte nicht länger auf der Autobahn bleiben. Ich mußte schlafen, wenigstens ein oder zwei Stunden. Ein Parkplatz tauchte auf, aber ich fuhr weiter. Ich wollte die nächste Ausfahrt nehmen. Der Gedanke an einen starken, heißen Kaffee war plötzlich übermächtig und ermunterte mich ein wenig. Es war unwahrscheinlich, daß in einem der kleinen Orte um diese Zeit noch Betrieb sein sollte, aber ich wollte es dennoch versuchen.


von Hugh Walker, erschienen 1976, Titelbild: N. Lutohin