Vampir-Horror-Roman Nr. 10: Satansmesse
Hinter den verdunkelten Kirchenfenstern treffen sich die Teufelsanbeter zu
einer Orgie. Die Bewohner des kleinen englischen Ortes werden durch magische
Krah in tiefen Schlaf versenkt. Um Mitternacht beginnen die
Geisterbeschwörer mit ihrer schaurigen Zeremonie. Aber diesmal bleiben
sie nicht ungestört. Zwei Männer haben heimlich die Vorbereitungen
zum Ritualmord beobachtet. Sie sind fest entschlossen, die Macht des
doppelköpfigen Gottes Janus zu brechen...
von Heinrich Graat, erschienen 1973, Titelbild: Carolus Adrianus Maria Thole
Rezension von
Adee:
Kurzbeschreibung:
Ben Camden ist Professor für Geschichte an einem College in Neu-England.
Er und seine Frau kennen die Mächte der Finsternis. Ben fällt auf,
dass sich sein neuer Kollege Jason merkwürdig verhält. Ein Besuch
bringt schnell Schreckliches zutage. Jason und seine Frau Sarah haben Ärger
mit der mächtigsten Familie am Ort, den Emerlys, von denen sie auch
ihr Haus gekauft haben. Die Rednecksippe will sie vertreiben. Als Ben mit
Frank Emerly spricht, der ausgerechnet auch noch der Ortspolizist ist, taucht
plötzlich Sarah in der Kneipe auf. Offensichtlich ist sie völlig
high, denn sie fummelt sofort an allen Männern rum.
Ben schafft sie nach Hause, unterwegs fällt Sarah über ihn her
und schläft mit ihm. Offensichtlich hat man ihr eine enthemmende Droge
gegeben. Ben erkennt ganz klar die Anzeichen: Hier ist finstere Hexerei im
Spiel.
Zusammen mit seinem Freund Carl nimmt er den Kampf gegen die Emerys auf.
Die Mutter der Sippe will in einer entweihten Kirche die Dämonin Beezrah
beschwören, um ihre schwachsinnige Tochter Barbie zu heilen. Aber das
will Ben verhindern ...
Meinung:
Ursprünglich ein Taschenbuch, ist das allem Anschein nach der zweite
Roman um den Collegeprofessor Ben Camden, der in Neu-England (und nicht in
England, wie es im Vortext heißt *g) gegen die Mächte der Finsternis
kämpft.
Eigentlich hätte das ein guter Roman werden können. Eine durchaus
interessante Idee mit der Beschwörung, die eigentlich einem
nachvollziehbaren Zweck dienen soll, Hinterwäldler, die ihren Ursprung
in der alten Hexenstadt Salem haben und in den finsteren Wäldern
Dämonen beschwören, ein progressiver und arroganter Collegeprofessor,
freie Liebe die 70er, wie man sie zu kennen glaubt.
Leider schafft es der Autor nicht, viel aus seinem Konzept zu machen. Die
Geschichte hat viele echte "Häh?"-Momente, wo sich alle eigentlich nur
bescheuert verhalten, die nötige Atmosphäre, die hier so wichtig
wäre, will sich größtenteils nicht einstellen. Zwar darf
man hier nicht vergessen, dass auch dieser Roman gekürzt ist, aber so
dramatisch kann die Kürzung nicht sein, dass die gestrichenen Teile
hier die Luft herausgelassen haben. Der Held bleibt blass und unsympathisch,
sein Freund nur blass. Lediglich die Satansmesse (auch wenn es sich nicht
um Satan handelt, der da beschworen wird; genauso einfallsreich ist der
Untertitel; die hübsche aber debile Barbie ist mitnichten die Geliebte
des Dämons) ist gut realisiert und weist sogar ein paar witzige Züge
auf, wenn sich unsere Helden für das Ritual bereitmachen, nackt rot
anmalen und Drogen nehmen. Der mutmaßlich erste Roman um den dynamischen
Collegeprofessor ist hierzulande nie erschienen, die Fortsetzung kam 1975
als VHR 139 (Der Dämonengott). Interessant wäre aber zu wissen,
warum der Autor (oder der Verlag) ausgerechnet ein deutsch klingendes Pseudonym
gewählt haben, das irgendwie so gar nicht zum Inhalt passt.
Besonderheiten:
Originaltitel: The Devil and Ben Camden, Belmont 1970, 150 Seiten
2 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Unglaublich. Was für ein Bild. Eine reißerische Ansammlung
sämtlicher Satanismussymbole in der Popkultur, die man sich vorstellen
kann. Man muss den Mut (oder die Gleichgültigkeit) des Redakteurs wirklich
bewundern, dieses Motiv mit dem offensichtlichen Kindsopfer auf einen Heftroman
zu packen. Das kann nur in einer Zeit möglich gewesen sein, wo der
Jugendschutz die Heftromane noch nicht ins Visier genommen hatte. Heute
wäre dieses Bild als Cover schier undenkbar.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Fast das gleiche Motiv wurde auch auf dem Einband dieser Ausgabe innerhalb
der holländischen Comic-Magazin-Reihe "Bloederige Verhalen" verwendet.
Der Dämon hielt hier allerdings kein geopfertes Kind in der Hand und
die Frauen im Hintergrund sahen ebenfalls anders aus: