Tony Ballard Hörspiel Nr. 6: Das zweite Leben der Marsha C.
Marsha Caine wird auf einer einsamen Straße angefahren. Man hätte
sie noch retten können, doch die fünf Insassen des Unfallwagens
waren betrunken und hatten Angst. So riefen sie keinen Arzt und Marsha musste
auf dem kalten Asphalt ihr Leben aushauchen. Doch im Moment ihres Todes erscheint
Rufus, der Dämon mit den 1000 Gesichtern und gibt ihr die Möglichkeit
zur blutigen Rache. Glen Gibbon, der Fahrer des Unfallwagens ist mit Tony
Ballards Freund Frank Esslin befreundet und bittet die Ballard Crew, ihn
und seine Freunde vor dem Racheengel aus dem Jenseits zu
beschützen...
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Fünf junge Leute überfahren nach einer feuchtfröhlichen Party
eine junge Frau und begehen anschließend Fahrerflucht. Marsha Caine
verendet elendig auf der einsamen Straße. Noch im Sterben begriffen
erscheint ihr Rufus, der Dämon mit den tausend Gesichtern und bietet
ihr an, sich an ihren Peinigern zu rächen. Marsha willigt ein und
knöpft sich als mordender Rachegeist einen Fahrerflüchtigen nach
dem anderen vor. Zu dumm nur, dass einer der Fünf, Glenn Gibbon, ein
guter Freund von Frank Esslin ist, der gerade den Dämonenhasser Tony
Ballard und dessen Partner Mr. Silver beherbergt. Die beiden Freunde nehmen
den Kampf gegen Marsha C. auf, fest entschlossen ihr zweites Leben als
Geisterfrau so kurz wie möglich zu halten
Meinung:
Mit dieser Episode geht ein kleiner Traum von Thomas Birker in Erfüllung.
Nicht nur, dass mittlerweile die sechste Folge seiner Lieblingsserie als
Hörspiel vorliegt, "Das zweite Leben der Marsha C." ist auch einer seiner
uneingeschränkten Favoriten innerhalb der Serie, was erklärt, dass
in dieser Folge keine neuen Figuren eingeführt werden. Dennoch gehört
diese Episode zu den besten Folgen der Serie und überzeugt durch eine
Reihe erstklassiger Sprecher und eine düstere, unheimliche Szenerie,
die durch die Musik von Tom Steinbrecher und Andreas Max deutlich an
Atmosphäre gewinnt. E-Bass-Rhythmen voller Action wechseln sich mit
ruhigen Synthesizer-Klängen ab und erzeugen dadurch die optimale
Gruselstimmung. In erster Linie ist "Das zweite Leben der Marsha C." allerdings
beste Hörspielunterhaltung und eine deutliche Hommage an die John
Sinclair-Kassetten des Tonstudio Brauns. Nicht zuletzt wegen Peter Niemeyer,
der in dieser Folge Glenn Gibbon verkörpert. Bekannt ist die Stimme
als Suko aus den oben genannten "alten" Sinclair-Hörspielen und damit
zählt Niemeyer zu den Hörspiellegenden, der sich allerdings in
den letzten Jahren rar gemacht hat. Seine Intensität und Leidenschaft
hat der Sprecher jedenfalls nicht verloren und es bleibt zu hoffen, dass
Niemeyer in vielen weiteren Rollen vertreten sein wird. Neu im Dreamland-Ensemble
ist Marie Bierstedt, die in dieser Episode ihr braves ANNE-Image (siehe Titania
Medien) ablegen darf und als Marsha Caine eine eindringliche und hervorragende
Darbietung zum besten gibt. Die Kollegialität unter
Hörspielproduzenten verkörpert dieses Mal Volker Sassenberg (GABRIEL
BURNS, POINT WHITMARK, ABSEITS DER WEGE), der als Hank Parnaby ins Gras
beißen darf. Torsten Sense (Tony Ballard), Tilo Schmitz (Mr. Silver)
und Simon Jäger (Frank Esslin) sind das Salz in der Suppe, während
Klaus Dieter Klebsch als Erzähler den Cast perfekt macht. Immer noch
gewöhnungsbedürftig und viel zu harmlos klingt hingegen Patrick
Dewayne als Rufus, dem man den Erzschurken einfach noch nicht abnimmt.
Die Handlung bietet dem Hörer eine klassische Rachegeschichte, nach
üblichem Schema, aber auch mit einer Botschaft, die man sich in Zeiten
des Komasaufens und der Flatrate-Partys durchaus zu Herzen nehmen sollte.
Denn wer sich nach einem schönen Abend alkoholisiert ans Steuer setzt,
kann binnen Sekundenbruchteilen sein Leben und das anderer Menschen in eine
Hölle verwandeln. Horror-Junkies und Splatter-Freaks werden indes etwas
enttäuscht sein, denn die Mordszenen sind für ein modernes
Gruselhörspiel recht harmlos ausgefallen.
Als besonderen Bonus präsentiert Dreamland noch ein alternatives Ende,
dass allerdings, entgegen den Informationen im Booklet und auf der CD, nicht
als Track 23 hinter Track 19 programmiert werden muss, sondern als Track
22 direkt nach Track 18 abgespielt werden sollte. Den neuen Schluss schrieb
Thomas Birker exklusiv und zeigt, ganz ohne Cola, wie die Welt wirklich sein
sollte. Spannender und actionreicher ist dagegen das Originalfinale, dass
sich, wie immer, dicht an die literarische Vorlage hält.
Fazit: Klassische Gruselgeschichte als hervorragendes Unterhaltungshörspiel
mit einer großartigen Marie Bierstedt als Rachegeist. Nicht zuletzt
wegen Peter Niermeyer (Suko) ist diese Folge auch eine tolle Hommage an das
Tonstudio Braun. Der fetzige Soundtrack und das grandiose Ensemble lassen
vergessen, dass sich Rufus eher wie ein mittelmäßiger Bösewicht
anhört, statt wie der Erzschurke, der er sein sollte.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt eine stimmungsvolle Szene mit der zum Geist mutierten Marsha
C. Ein schauriges Cover für ein tolles Hörspiel. Im Innenteil des
Booklets findet der Hörer darüber hinaus zwei schöne Fotos
mit den Hauptdarstellern Marie Bierstedt, Torsten Sense und Simon Jäger,
sowie dem Regisseur und Produzenten Thomas Birker. Ein schönes Beispiel
dafür, wie man den Platz in Booklets sinnvoll nutzen kann.
Coverbewertung:
Erzähler |
Klaus-Dieter Klebsch |
Tony Ballard |
Torsten Sense |
Vicky Bonney |
Dorette Hugo |
Mr. Silver |
Tilo Schmitz |
Frank Esslin |
Simon Jäger |
Rufus |
Patrick Dewayne |
Marsha Caine |
Marie Bierstedt |
Glenn Gibbon |
Peter Niemeyer |
Clark Kenna |
Engelbert von Nordhausen |
Hank Parnaby |
Volker Sassenberg |
David Atkins |
Gernot Endemann |
Gloria Devon |
Marion von Stengel |
Laura Watson |
Karin Lieneweg |
Captain |
Utz Richter |
1. Sicherheitsmitarbeiter |
Eckart Dux |
2. Sicherheitsmitarbeiter |
Costa Meronianakis |
Autofahrer |
Martin Kesisci |
ISBN: 978-3-939066-25-5
Erscheinungsdatum: 18.09.2009
Spieldauer: 58,58 Minuten
Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Dieses Motiv stammt ursprünglich vom Titelbild des Bastei-Comics GESPENSTER
GESCHICHTEN Nr. 1155. Dort war allerdings im Vordergrund noch eine Frau
abgebildet, welche für das Hörspiel-Cover wegretuschiert worden
war: