Silber-Krimi Nr. 970: Hexensabbat
Silber-Krimi Nr. 970: Hexensabbat


In dem dunklen Raum war es so still, daß man eine Nadel hätte fallen hören. Einsam brannte die schwarze Kerze auf einem flachen, grob gezimmerten Holztisch. Vermummte Gestalten saßen im Halbkreis um ihn herum. Im Hintergrund des schmucklosen, kahlen Raumes brannte ein offenes Feuer. Die durchglühten Scheite knisterten kaum. In einem Gestell hing ein Eisentopf, in dem es leise brodelte. Eine dunkle Brühe wurde gekocht. Sie sah aus wie Blut. Kräuter waren hinzugefügt und bildeten einen scharf riechenden, betäubenden Sud. Insgesamt waren es acht Menschen, die sich versammelt hatten und drauf warteten, daß es geschah. Die Tür hinter dem Altar, auf dem außer der Kerze noch zwei Totenschädel lagen, wurde geöffnet. Der Meister kam! Ein schwarzer Umhang bedeckte seinen Körper. Unter dem Gewand hatte er die Hände verborgen.. Nur sein Kopf war frei. Es war der Kopf einer gehörnten Zeige. Satan war mitten unter den Anwesenden. Die Atmosphäre war von Furcht und Grauen erfüllt.


von Dan Shocker, erschienen am 05.12.1972

Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Inspektor Paul Tabbert leitet bei Scotland Yard eine Sonderkommission, die sich mit der aktuell anwachsenden Zahl von Kindesentführungen um London herum befasst. Sein neuester Klient ist die Leid geplagte Helen Garison, deren Mann vor nicht allzu langer Zeit bei einem eigenartigen Unfall ums Leben kam. Jetzt ist auch noch ihr Sohn Jonny seit Tagen verschwunden, dieser zweite Schicksalsschlag treibt die Frau langsam in den Wahnsinn. Was Tabbert noch nicht weiss, ist daß die Entführungen auf das Konto eines gnadenlosen Satanskultes gehen. Der Kopf dieses Hexenzirkels bezeichnet sich selbst als der Great Ram, er verbirgt seine wahre Identität hinter der Maske eines Ziegenbocks, und dieser Wahnsinnige bringt die entführten Kinder dem Teufel als Menschenopfer dar. Tabberts Vorgesetzter, Chiefinspektor Higgins hat die PSA eingeschaltet, daher legt sich Larry Brent zusammen mit Tabbert auf die Lauer, und sie haben tatsächlich Erfolg. In der Spielwarenabteilung eines Kaufhauses werden sie Zeugen einer weiteren Kindesentführung, welche sie nach einer aufreibenden Verfolgungsjagd glücklicherweise vereiteln können. Die blonde Kidnapperin kann leider entkommen. Durch dieses Ereignis wird die Teufelssekte aufgeschreckt und setzt drastischere Methoden gegen die Störenfriede ein. Wie schon bei einem Verräter aus den eigenen Reihen töten sie Inspektor Tabbert durch eine Art Voodoo-Zauber, ein plötzlicher Herzinfarkt beendet die Karriere des Scotland Yard-Beamten. Larry fällt bei seinen weiteren Nachforschungen in die Hände einiger Vebündeter des Great Ram. Seine einzige Hoffnung ist Morna Ulbrandson, die sich an die Fersen einiger möglicher Anhängerinnen des Hexenclubs geheftet hat und heimlich dem Sabbat beiwohnt , nur leider verfällt sie selbst dem Bann des Great Ram. Im Rausch wird sie hilflose Zeugin einiger abartiger Rituale, während Larry besinnungslos in einem Kerker auf sein Opferung wartet ...


Meinung:
Grosse Skepsis meinerseits am Anfang, denn der erste Gedanke war: „Oh nein, nicht einer dieser ausgelutschten Teufels-Sekten-Stories!“, doch ich wurde sehr angenehm überrascht. Die Szenerie die DS hier aufbaut hat nicht diesen faden unspektakulären Geschmack vieler Gruselgeschichten mit eben diesem plattgetretenen Thema. Hier wird eine clevere und absolut düstere Geschichte gestrickt. Speziell das erbarmungslose Schicksal von Helen Garison, die ihren Mann und dann auch noch ihren kleinen Sohn verliert, nimmt einen mit. Sie ist schon völlig am Boden zerstört, bevor sie überhaupt weiss, was mit ihrem Kind passiert ist; daß es von ihm nur noch zwei Augäpfel in einem Einmachglas gibt, weiss nur der Leser (wirklich sehr starker Tobak) – vielleicht ist Shocker gerade deswegen nicht mehr auf ihr abschließendes Schicksal eingegangen. Der Great Ram und sein Hexenclub sind keine stumpfsinnigen, lächerlichen Marionetten, die irgendeinen lahmen Götzen anhimmeln, sondern eine dermaßen gnadenlose Vereinigung mit äußerst brutalen, präzisen Methoden, der wirklich nur schwer beizukommen ist. Hinzu bastelt DS noch eine kleine persönliche Rachegeschichte als Teilmotiv mit ein und verteilt ein paar Seitenhiebe auf das reale Problem der Satanskulte in unserer Gesellschaft. Was mich etwas störte, ist daß DS aufgrund der zahlreichen Handlungsstränge mal wieder einige Dinge ins Leere laufen lässt und somit manche Frage unbeantwortet bleibt. Zum Beispiel: Woher hatte der Great Ram seine Voodoo-Fähigkeiten eigentlich ? Hatte der Hexenzirkel wirklich Kontakt zur Hölle, wie es am Anfang den Anschein macht und zu welchem Zweck schlossen sie sich überhaupt zusammen ? Aber man muss ja nicht immer nach den Krümeln suchen, der Kuchen hat allemal gut geschmeckt ...


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Auch wenn diese Szene mit einigem guten Willen und mehreren zugedrückten Augen in die Handlung passen könnte; die Kult-Damen sind ja allesamt nackt, wenn denn auch mit Kutten verhüllt, und haben jeder einen Totenschädel in den Händen; so gruselt dieses Bild doch nicht auf die gewollte Art und Weise ... dieser Stil war aber wohl typisch für die damalige Zeit. Was liegt da eigentlich neben dem rechten Fuss ? Ein Telefonkabel ?


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In London kommt es zu einer Häufung von Kindesentführungen. Viele Anzeichen deuten auf ein verstärktes Treiben von Hexenzirkeln hin und die Computer der PSA stellen einen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen fest. Larry Brent soll den ermittelnden Inspektor Paul Tabbert unterstützen. Gemeinsam befragen sie eine Zeugin in einer Spielwarenabteilung, wo das letzte Kind verschwunden ist. Dort kommt ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe, denn die Zeugin entdeckt just in dem Moment jene Frau, welche sie mit dem entführten Kind hat weggehen sehen. Unauffällig verfolgen sie die Frau in ein abgelegenes Waldstück, wo sie ihre Spur verlieren. Larry Brent wird bei der Suche nach der Frau von einem gewissen Lord Shanny niedergeschossen. Als der Agent wieder erwacht kümmern sich der besorgte Lord und seine Frau um Brent. Der begeisterte Jäger hat den Agenten mit einem Wildschwein verwechselt und glücklicherweise nur einen Streifschuss gelandet. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Gespräch an dessen Ende sich für Larry immer mehr Verdachtsmomente gegen die Adeligen verhärten. Kurz darauf wird Paul Tabbert telefonisch bedroht und wenig später stirbt der Inspektor an plötzlichem Herzversagen. Ist Hexerei und Teufelsspuk mit im Spiel? Derweil schafft es Larrys Kollegin Morna Ulbrandson, die ebenfalls auf den Fall angesetzt wurde, sich in einen der Hexenzirkel einzuschleichen und an dem größten Hexensabbat Englands teilzunehmen, zu dem sich sämtliche Satansschwestern unter der Führung des Great Ram versammelt haben, um dem Teufel zu huldigen ...


Meinung:
Zunächst beginnt der Roman wie ein gewöhnlicher Sektenroman, wie sie in den siebziger Jahren zu Dutzenden erschienen sind, doch schon bald merkt man, dass man einen echten Larry-Brent-Roman in Händen hält. Es kommt zwar nicht allzu viel Action in dem Roman drin vor, dafür aber eine Menge Atmosphäre und ein kräftiger Schuss Okkult-Horror, wie man ihn aus Filmen wie "Das Omen" oder "Rosemaries Baby" her kennt. Die Identität des Great Ram überrascht den erfahrenen Gruselromanleser zwar nicht allzu sehr, ist aber durchaus logisch und fesselnd beschrieben worden. Die unsichtbare Bedrohung durch den magisch begabten Teufelsdiener, der mittels Voodoo-Magie seine Opfer zu töten vermag erhöht den Gruselfaktor und lässt auch den Serienhelden in ernste Gefahr geraten. Äußerst gelungen ist auch der Humor, der durch eine gewisse Situationskomik das Geschehen an den richtigen Stellen aufzulockern versteht. Besonders lesenswert ist die Stelle, an der Larry Brent völlig sediert durch ein Gift von Morna Ulbrandson geweckt wird und er sich einfach wieder schlafen legen will.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
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