Silber-Krimi Nr. 914: Der Wolfsmensch im Blutrausch
Silber-Krimi Nr. 914: Der Wolfsmensch im Blutrausch


Sie warf eine letzten Blick hinaus in die mondhelle Nacht, ehe sie die Läden vorzog. Ein schmaler Mondstrahl fiel durch die Ritzen und lag wie ein Silberstreifen auf dem mit Bastteppich ausgelegten Fußboden. Ruhe und Einsamkeit hüllten die Achtzehnjährige ein. Sie fuhr mit einer verträumten Bewegung durch das blonde, lange Haar, daß ihre nackter Schultern berührte. Sie trug außer einem winzigen Schlüpfer kein weiteres Kleidungsstück. Aber hier war niemand, der sie hätte beobachten können. Sie fühlte sich frei und unbeschwert. Doch dieser Eindruck täuschte. Ein Augenpaar war in der Dunkelheit auf sie gerichtet und verfolgte jede ihrer Bewegungen. Auf Zehenspitzen ging Siw Malström in das angrenzende Zimmer. Hier, im entlegensten Raum nach dem Eingang wollte sie warten. Erik hatte ebenso wie sie einen Schlüssel zu diesem Sommerhaus, und sie freute sich wie eine kleines Mädchen auf die Überraschung, die ihr bevorstand.


von Dan Shocker, erschienen am 09.11.1971, Titelbild: R.S. Lonati

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
In dem schwedischen Ort Falun werden immer bei Vollmond Menschen auf bestialische Weise ermordet. X-RAY-1 schickt neben seinem Nachrichtenmann Tom Kvaale, seine Topagenten Morna Ulbrandson und Larry Brent ins Rennen, um den vermeintlichen Werwolf zu stellen. Morna soll dabei die Rolle des Lockvogels übernehmen, da der Mörder bislang nur junge, blonde Frauen getötet hat. Kaum in Falun angekommen kommt es zum nächsten Mord. Larry, der zufällig in der Nähe war und die Todesschreie des Opfers hört, wird in einen Kampf mit dem Wolfsmenschen verwickelt. Durch das schnelle Eingreifen, der Mutter des Opfers kommt der PSA-Agent mit dem Leben davon. Doch als er zum Hausboot fährt, in dem Morna Ulbrandson sich der Bestie anbieten soll, bekommt Larry den nächsten Schock: Seine Kollegin ist spurlos verschwunden und auch nicht über Funk zu erreichen. Ab jetzt geht es nicht mehr nur um die Jagd nach dem Werwolf, sondern auch um das Leben seiner Freundin und Kollegin Morna....


Meinung:
Mit diesem Roman nimmt sich Dan Shocker dem klassischen Werwolf-Thema an und das sehr gekonnt. Im Laufe des Romans steigert sich die Zahl der Verdächtigen und immer wenn der Leser glaubt, er habe den Werwolf identifiziert, taucht schon der nächste Kandidat auf, der ja eigentlich viel besser in das Schema passt. Dass das Ratespiel dann ziemlich schnell vorüber ist, liegt an der Kürze des Romans, aber auf den 60 Seiten gelingt es Dan Shocker eine unheimliche Werwolfsatmosphäre aufzubauen, die durch eine tragische Geschichte um einen Behinderten Mann, kurzzeitig in eine falsche Richtung gelenkt wird. Die Nebenhandlung um den Missgebildeten, der von seiner Mutter versteckt wird, wird von dem Autor aber auf eine sehr einfühlsame Art und Weise erzählt, dass sie genauso zu fesseln vermag, wie die Haupthandlung. Leider mochte mir das Ende der Geschichte nicht so recht gefallen, da der Werwolf eigentlich nicht richtig gestorben ist - oder? Zudem wird eines der Opfer nicht getötet sondern nur gebissen, und da stellt sich natürlich jedem halbwegs bewanderten Horror-Fan die unvermeidliche Frage: Wird der jetzt nicht auch zum Werwolf? Immerhin hat Dan Shocker die Verwandlung bei Vollmond und die Abneigung gegen Silber auch in seine Geschichte miteingebaut. Leider wird dem Leser auch nicht offenbart, wieso der Mensch hinter der Bestie zum Werwolf wurde. Insgesamt also zwar eins ehr spannender Shocker-Roman, der aber zugleich nach einer Fortsetzung schreit.


Besonderheiten:
Larry bekommt es zum ersten Mal mit einem Werwolf zu tun.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Der Wolfsmensch im Blutrausch im Angriff auf eines seiner Opfer. Unheimlich.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Werwölfe in Schweden? Seit dem bestialischen Mord an der Urlauberin Siw Malström kommt dieser Verdacht auf, zumal Kommissar Lund in der Gegend um Falun vier Wochen zuvor einen ähnlichen Mordfall aufnehmen musste. Und da es da noch die dreißig Jahre alte Geschichte aus dem etwas nördlich gelegenem Kuruna gibt, wo angeblich auch ein Werwolf sein Unwesen trieb. Das ruft natürlich die PSA auf den Plan und X-RAY-1 wartet direkt seine Agenten Larry Brent, Morna Ulbrandson und Tom Kvaale auf. Allerdings können die Drei nicht dem Mord an der jungen Arse Djören verhindern; schlimmer noch: Larry wird ausgeknockt und Morna entführt! Wer ist der heimtückische und gerissene Wolfsmensch, der es sogar gegen die PSA-Agenten aufnehmen kann?


Meinung:
Der 36. SILBER GRUSEL KRIMI behandelt ein bis dato verschwiegenes, aber geradezu klassisches Gruselthema: den Werwolf. Und der Autor Dan Shocker lässt den seinen sehr hart und blutig agieren und legt somit ganz klar die Bestienartigkeit des Gegners von Larry und Co. fest. Die erste Hälfte des Romans werden kurzweilig beschrieben erstmal die Stellungen bezogen, ehe in der zweiten Hälfte die Gegner sich beharken. So kommt die Action nicht zu knapp und das Lesevergnügen ist groß. Allerdings bleiben einige Dinge leider etwas ungeklärt, was einen Punkteabzug bedeutet. Zum einen frage ich mich, warum hier nicht ein Biss oder starke Verletzungen, welche durch den Werwolf herbei gebracht werden, ausreichen, um dem Wolfskeim weiter zu geben. Und woher der Gegner der PSA nun diesen Fluch hat, bleibt leider auch offen. Trotzdem sollte der geneigte Gruselfan sich nicht dadurch abhalten lassen, den sehr guten Roman zu lesen.


Besonderheiten:
- Tom Kvaale, langjähriger Mittelsmann der PSA, wird als X-RAY-9 in die Organisation integriert


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Einheitlich zeigt sich das Cover auf allen Auflagen des Romans, welches die Jagd des Werwolfes auf sein flüchtendes Opfer zeigt - dies natürlich bei strahlendem Vollmond! Das Titelbild ist dem Künstler Lonati mal wieder hervorragend gelungen und wirkt den Leser schon sehr stimmlich auf den Roman ein.


Coverbewertung:
4 Kreuze

Das gleiche Titelbild wurde für den Silber-Grusel-Krimi Nr. 265 verwendet:

Silber-Grusel-Krimi Nr. 265: Dorf der Vampire