Silber-Krimi Nr. 838: Das Grauen von Blackwood Castle
Silber-Krimi Nr. 838: Das Grauen von Blackwood Castle


Sie hörte ein Geräusch von der Terrasse her. Schlaftrunken drehte sich Eileen Evans auf die Seite. Ihre Augenlieder zuckten. In ihr Bewußtsein stahl sich der Gedanke, daß Dave doch noch gekommen war. Der scheue, ein wenig verklemmte Mann von drüben aus dem Schloß. Ein Lächeln umspielte ihre feuchten, schimmernden Lippen. Eileen Evans war bereit, ihren Liebhaber zu empfangen. Doch es war kein Mann, der die vorsorglich angelehnte Terrassentür weit aufstieß. Es war das Grauen, das sich ins Zimmer schlich, ein zum Leben erwachter Alptraum! Die Bewegung erstarb urplötzlich neben ihrem Bett, leise, schmatzend, pulsierend, ein feuchter, glitschiger Körper, der sich über den Bettrand schob. Eileen Evans wurde von einer Sekunde zur anderen hellwach. Doch sie sah nichts. Es war finster. Die Dunkelheit hüllte sie ein wie ein riesiger schwarzer Mantel. Der schleimige Berg, der sich unter die Decke schob, war bereit, von ihrem Körper Besitz zu ergreifen.


von Dan Shocker, erschienen am 26.05.1970, Titelbild: ???

Rezension von Larry:


Kurzbeschreibung:
Wer ist der geheimnisvolle Dave Wellington? Und warum verhält er sich so merkwürdig? Und dann ist da noch der Earl von Blackwood-Castle. Auch er scheint etwas zu verheimlichen. Als eine junge Journalistin sich in Blackwood-Castle auf die Suche nach ihrer vermißten Freundin macht, ahnt sie nicht in welcher Gefahr sie selbst schwebt.


Meinung:
Das Grauen kommt hier auf leisen Sohlen. Dan Shocker beweist wieder einmal, das er actiongeladene Romane genau so gut schreiben kann, wie die leisen Novellen, die langsam und gänsehauterzeugend in Fahrt kommen. Das Schloß scheint die ideale Umgebung um Atmosphäre aufzubauen. dazu ein paar Dunkelmänner und der PSA-Mann Larry Brent in einem Solo-Abenteuer, wo er ganz auf sich gestellt, machen die richtige Mischung aus. Trotz einiger Längen im Mittelfeld des Romans ist doch der Großteil spannend und unterhaltsam zu lesen. Und die Riesenraupe sorgt für den nötigen Horror.


Besonderheiten:
Diente als Vorlage für das Larry Brent-Hörspiel Nr. 8


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt nicht sehr viel. Der Stil ist zwar, gemessen an seiner Enstehungszeit sehr nett, aber in dem Bild liegt nur wenig Atmosphäre. Ein nacktes Mädchen, das sich vor Würmern fürchtet ist noch nicht so ungewöhnlich. Daher kein Gruselfaktor, und kein spektakuläres Bild. Die Zeichnung in der eigenen Serie war um Längen schöner.


Coverbewertung:
2 Kreuze
Rezension von Benfi:


Kurzbeschreibung:
Sheila Martens ist eine Journalistin, die sich mit ihrer ehemaligen Klassenkameradin Eileen Evans bei Blackwood Castle am Rande von London/England treffen möchte. Doch stattdessen findet sie nur den Enkel des Earl ofWellington an, den bildhübschen, aber ziemlich schüchternen Dave Wellington an. Dieser zum Wahnsinn neigende junge Mann interessiert sich hauptsächlich für seine Raupenzucht, mit der er es geschafft hat, daß seine Zuchtexemplare sich nicht mehr verpuppen und zu Schmetterlingen verwandeln! Als Sheila in ihrem Ferienhäuschen nahe des Schlosses dann die ganze Badewanne voller solcher Insekten hat, diese aber verschwunden sind, als sie den Fund Dave Wellington zeigen möchte, glaubt sie, daß etwas auf dem Schloß nicht stimmt. In der Tat betreibt Larry Brent im Auftrag der PSA auch schon Nachforschungen über Dave Wellingtons mysteriöse Vergangenheit an, da die Tochter seiner Ziehmutter Sonja Brighton seit einiger Zeit als vermisst galt und Dave in den nächsten Tagen an seinem fünfundzwanzigsten Geburtstag ein Vermögen erben soll. Das allerdings sehr vieles nicht mit den Wellingtons stimmt, merkt Larry, als er in einer versteckten Irrenanstalt einen zweiten Dave Wellington auffindet!


Meinung:
Wenn man einen sehr guten Grusel Krimi zum Lesen sucht, dann sollte man sich einmal diesen Roman vornehmen, denn er hat so ziemlich alles, was ein eben solcher benötigt. Eine dunkle Atmosphäre durch ein bedrohlich wirkendes Schloß. Eigenartige Personen, die jenes Gemäuer bewohnen. Dazu eine geheimnisvolle Vergangenheit der Hauptfigur und zu guter Letzt jede Menge ekeliger Insekten in Gestalt von Raupen. Gruselherz, was willst du mehr? Lediglich das leider nur kurze Auftreten der Riesenraupe und dem eh viel zu schnellem Ende des Romans lassen ihn an der "Höchstkreuzzahl" vorbeischrammen!


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Das Cover des Silber Krimis und der Neuauflage zeigt wirklich eine beängstigende Einengung! Die arme Frau muß in ihrer Ecke ja die Hölle durchmachen mit den tausenden auf sie zukriechenden Raupen! Toll!


Coverbewertung:
4 Kreuze
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Die attraktive Journalistin Sheila Martens reist nach Blackwood Castle, um ihre Freundin Eileen Evans zu besuchen, die bei dem alten Gemäuer Urlaub macht. Doch als Sheila in Blackwood Castle ankommt ist Eileen spurlos verschwunden. Stattdessen lernt sie den Mann kennen, wegen dem Eileen noch länger bleiben wollte: Den Neffen des Earl of Wellington, Dave. Der gutaussehende junge Mann ist allerdings schüchtern, zurückhaltend und hat ein absonderliches Hobby. Er züchtet Raupen, die nicht nur ungewöhnlich groß werden, sondern sich auch nicht mehr in Schmetterlinge verpuppen werden und sich darüber hinaus auch von Fleisch ernähren. Damit beginnt Sheilas Horror-Trip, denn scheinbar ist Dave Wellington wahnsinnig und gefährlich. Hat er Eileen Evans ermordet und an seine Raupenzucht verfüttert? Zur selben Zeit soll der PSA-Agent Larry Brent das Verschwinden einer Frau namens Sonja Brighton klären. Die Mutter Sonjas hat jahrelang als Kindermädchen eines gewissen Dave Wellington gearbeitet. Der Psychiater des Jungen, Dr. Prix, berichtet dem Agenten, dass Dave Wellington im Verdacht steht seine eigene Mutter mit einer abscheulichen Schneckenzucht getötet zu haben. Jetzt scheint der wahnsinnige junge Mann auf dem Schloss bei seinem Onkel zu wohnen. Schnecken züchtet er nicht mehr, dafür das Grauen von Blackwood Castle ...


Meinung:
Ein äußerst stimmungsvoller und sehr unheimlicher Gruselroman von Dan Shocker, der zu den besten Geschichten der Serie gezählt werden darf. Die sehr gut durchdachte Story ist im Prinzip ein Kriminalfall, in dem es um Erbschaftsangelegenheiten und natürlich Mord geht. Doch Jürgen Grasmück wäre nicht Dan Shocker hätte er seiner Geschichte nicht ein paar gruselige und für manche Zeitgenossen auch eklige Elemente mit eingebaut. In diesem Fall erwarten den Leser unzählige, fleischfressende Raupen, inklusive einem Riesenexemplar dieser Familie. Recht schnell wird klar, wer hier die Bösewichter sind und wieder kann man Shockers Abneigung gegenüber Ärzten deutlich herauslesen, denn wieder einmal sind es die hochdekorierten Mediziner, welche die eine oder andere Leiche im Keller haben. Der Roman zieht aber seine Spannung weniger aus den Ermittlungen, die trotz allem sehr interessant zu lesen sind, sondern vorrangig aus der Grusel-Atmosphäre, die jeden Edgar Wallace-Streifen in den Schatten stellt. Die ambivalenten Gefühle Dave Wellingtons werden plastisch dargestellt und die bedrückende Stimmung in den stockdunklen Kellerverliesen erzeugt das angenehme Kribbeln eines leichten Schauers. Die Riesenraupe Laura sorgt darüber hinaus für ein wenig Monster-Feeling. In der eigenständigen Serie wurde der Roman ein wenig geändert. Aus dem Chiefinspektor Cumming wird nun erstmals Higgins, der Larry Brent auch in weiteren Abenteuern zur Seite steht. Auch in anderer Hinsicht ist dieser Roman eine Besonderheit, denn erstmals fährt Larry Brent einen Lotus Europa. Das Auto gefällt dem PSA-Agenten so gut, dass er sich später ja einen eigenen Wagen dieser Marke zulegen wird.


Besonderheiten:
Erster Auftritt von Chiefinspektor Edward Higgins.
Larry Brent fährt erstmals einen Lotus Europa.
Der Roman wurde in dem BLITZ-Paperback "Frankenstein", als Band 9 der Larry-Brent-Serie neu aufgelegt.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Eines der besseren Grusel-Krimi-Cover. Zwar ähnelt es ein wenig dem Titelbild des vorherigen Romans Nr. 834 "Vor der Tür stand Frankenstein", doch die Atmosphäre des Romans wird treffend wiedergegeben.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Bloemsemann:


Kurzbeschreibung:
Die attraktive Journalistin Sheila Martens ist auf Blackwood Castle in der Nähe von London gereist, um dort ihre Freundin Eileen Evans zu besuchen. Eileen wollte einige Tage auf dem Schloss des seltsamen Earl of Wellington verbringen, doch Sheila trifft das blonde Mädchen nicht mehr an. Keiner der Schlossbewohner will sie gesehen haben, auch nicht Dave Wellington, der gutaussehende, jedoch extrem schüchterne und eigenartige Neffe des Earls. Mit Frauen scheint der begehrte Mann so sein Probleme zu haben, dafür ist er einer ganz anderen Spezies absolut verfallen: er züchtet Raupen. Genau dieser Dave Wellington ist das Objekt von Larry Brents aktuellen Untersuchungen. Das Verschwinden einer gewissen Sonja Brighton steht laut den Computern der PSA im unmittelbaren Zusammenhang mit Blackwood Castle und dem seltsamen jungen Mann. Dave befand sich einige Zeit in der Obhut des Psychiaters Dr.Eric Prix, da er im zarten Alter von neun Jahren seine Mutter auf eine grässliche Weise ermordet haben soll. Larry erfährt über den Psychiater von der Anstalt eines gewissen Dr.Free, welcher ebenfalls in die Familientragödie der Wellingtons involviert gewesen sein soll. Bei seinen Nachforschungen macht X-RAY-3 eine folgenschwere und tödliche Entdeckung.  Die Spur führt in die beklemmenden Gewölbe von Blackwood Castle, wo nicht nur die Lösung zu einem unfassbaren Familiendrama auf den Agenten wartet, sondern auch Laura, Dave Wellingtons grauenhaftes Prachtexemplar seiner Züchtungen …


Meinung:
Und hier haben wir wieder mal ein richtiges Meisterstück aus der Feder von Dan Shocker! Angefangen bei der großartig gewählten Kulisse des abweisenden und geheimnisvollen Blackwood Castle, in dessen bedrückenden düsteren Kellergewölben das entsetzliche Grauen auf seine chancenlosen Opfer lauert bis hin zu den wirklich liebevoll gezeichneten Protagonisten bietet dieser Horror-Thriller alles, was man von einem Larry Brent in der Top-Liga erwarten kann. Die Storyline ist clever strukturiert, keine quälenden Längen, dennoch viele ansprechende Tiefgänge, ein paar überraschende Wendungen bis hin zu einem hervorragend ausgearbeiteten Finale. Dazu kommt die herrliche Würze mit einigen wirklich fiesen menschlichen Gegenspielern, dazu etwas weibliche Erotik, eine gehörige Brise Ekel mithilfe der zahlreichen kriechenden schleimigen Raupen und darüber thront die Bedrohung durch ein unfassbares Geschöpf. Sogar das regnerische trübselige Wetter ist ideal gewählt - es passt einfach alles. Perfekt!


Besonderheiten:
Edward Higgins tritt nach der Pensionierung des hier noch agierenden Chiefinspektor Cumming dessen Nachfolge an.
Larry kommt das erste Mal in den Fahrgenuss eines Lotus Europa, den er sich von seinem Freund Geoffrey Hatkinson geliehen hat. Eine folgenschwere Bekanntschaft, denn bald wird auch X-RAY-3 eine solche Nobelkutsche sein Eigen nennen.


5 von 5 möglichen Kreuzen:
5 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Auch nicht schlecht, wenn auch noch etwas Cartoon-hafter und weniger dramatischer als das Cover für die eigenständige Serie (LB Nr. 7). Dennoch ist es absolut akzeptabel, weil auch hier Beklemmung durch das Gewölbe und der entsprechende Ekelfaktor mit den Raupen ausgekostet wird …


Coverbewertung:
3 Kreuze