Silber-Krimi Nr. 818: Das Geheimnis der Knochengruft
Yvette Revlon erschrak. Ihr Gesicht war starr wie eine Maske. Die junge
Französin spürte die feucht Wärme, die sich vor ihr aufbaute
wie eine Wand. Treibhausluft. Der Strahl der Taschenlampe stach in das absolute
Dunkel. Yvette Revlon sah die Umrisse üppig wachsender Pflanzen. Ein
Treibhaus mit einer ungewöhnlichen Vegetation. Ohne Licht, ohne Sonne,
nirgends ein Fenster? Plötzlich zuckte Yvette Revlon wie unter einem
Peitschenhieb zusammen. Die Tür fiel hinter ihr zu. Wie von einer Tarantel
gestochen, wirbelte sie herum. Ein Luftzug streifte ihr Gesicht. Im gleichen
Augenblick bemerkte sie die Bewegung links neben sich. In dem Dickicht der
großen Pflanzen raschelte es. Zwei grüne Augen leuchteten auf.
Yvette Revlons gellender Aufschrei hallte einsam durch die Stille. Sie sah,
wie ein dunklen, langgestreckter Körper auf sie zuschnellte. Instinktiv
warf sie sich zur Seite.
von Dan Shocker, erschienen am 06.01.1969, Titelbild: ???
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Die Computer der PSA machen auf seltsame Vorgänge im Schloß Moulliere
nahe Paris/Frankreich aufmerksam. Dort sind die letzten drei Dienstmädchen
wie vom Erdboden verschwunden. Die Letzte soll sogar Kontakt zu Geheimdiensten
gehabt haben! Der Besitzer des Schlosses ist der Privatgelehrte Vicomte de
Moulliere, ein Fachmann auf dem Gebiet der Strahlentechnik. Morna Ulbrandson
wird als neues Dienstmädchen eingeschmuggelt, um den Geheimnissen in
dem Schloß und dessen fensterlosen Anbau auf den Leib zu rücken.
Währenddessen ermittelt die PSA noch eine weiteres Mädchen, daß
auf dem Schloß gedient hat. Larry Brent sucht diese Claudia Pascal
auf und entdeckt bei ihr eigenartige Verletzungen; eventuell von Strahlung
erzeugt? Noch bevor er herausbekommt, woher diese tatsächlich stammen,
wird er niedergeschlagen. Als er erwacht, verhaftet man ihn, da er des Mordes
an eben jener Claudia Pascal beschuldigt wird. Wie groß ist die Gefahr
für eine Dienstperson auf dem Schloß, der sich Morna nun
ausgibt?
Meinung:
Mal wieder ein guter Larry-Brent Roman, den Dan Shocker hier geschrieben
hat. Mit einem packenden Spannungsbogen fesselt die Story den Leser bis zum
Ende. Doch irgendwie bin ich nicht 100% zufrieden. Erstmal liegt mir
persönlich das Thema der Strahlentechnik nicht so sehr. Und dann ein
solch langer Handlungsstrang - und plötzlich ist alles vorbei; jedes
Fragezeichen aufgeklärt. Und man fragt sich: war's das? Vielleicht ist
dieser Gruselroman für ein Heft zu vollgepackt, der Roman gleichzeitig
zu glatt und die Lösung zu einfach und unspektakulär
Besonderheiten:
Der Tod von X-RAY-17 wird erwähnt, jedoch kein Namen genannt.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Knochenmännchen auf der riesigen Pistole im Sand hat irgendwie etwas
Lustiges und erinnert mich irgendwie an einen Animationsfilm. Passt aber
nicht zum Roman!
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Mehrere Frauen, die alle als Hausmädchen bei dem Vicomte Moulliere
gearbeitet haben, sind auf dem Anwesen des Adligen spurlos verschwunden.
Hängen diese Vermisstenfälle mit den geheimen Forschungen zusammen,
die der Vicomte auf seinem Gut betreibt? X-RAY-1 schleust seine beste Agentin,
Monra Ulbrandson, als neues Hausmädchen bei Moulliere ein, während
Larry Brent das ehemalige Hausmädchen Claudia Pascal befragen soll,
die als einzige noch unter den Lebenden weilt. Doch die junge Frau scheint
unter einer seltsamen und ansteckenden Erkrankung zu leiden. Bevor Larry
Näheres in Erfahrung bringen kann wird er niedergeschlagen und unter
Drogen gesetzt. Als er erwacht ist Claudia tot und er selbst wird unter
dringendem Tatverdacht festgenommen. Ab jetzt ist Morna auf sich allein gestellt
und das absolut tödliche Geheimnis der Knochengruft wartet bereits auf
die schwedische Agentin ...
Meinung:
"Das Geheimnis der Knochengruft" beginnt bereits sehr mysteriös und
bleibt auch im Verlauf der Handlung undurchsichtig. Leider verrät das
äußerst detaillierte Cover schon einiges vom Plot, so dass der
große Aha-Effekt ausbleibt. Wieder einmal darf Larry Brent mit seiner
Lieblingskollegin Morna Ulbrandson zusammenarbeiten, wobei beide Agenten
zunächst allein agieren, um gemeinsam zuzuschlagen. Die Umgebung des
düsteren Schlosses und die Idee, des Besitzers als Forscher auf moralisch
bedenklichen Gebieten ist freilich alles andere als neu wirkt aber im
vorliegenden Roman keineswegs abgenutzt oder angestaubt. Immer noch, oder
gerade heute, ist die Handlung von erstaunlicher Aktualität, auch wenn
die Auswirkungen der radioaktiven Strahlung auf den menschlichen Organismus
stark übertrieben und plakativ dargestellt wurden. Das seltsame
Gewächshaus mit seinen mutierten Tieren ist natürlich Trash pur
und diente wohl lediglich zu dem Zweck, den Leser anfangs in die Irre zu
führen. Die Charaktere wirken sehr frisch und lebensecht und wurden
von dem Autor glaubhaft dargestellt.
Fazit: Faszinierend und erschreckend aktueller Gruselthriller, der den Leser
auf niedrigem Niveau aber äußerst kurzweilig und spannend
unterhält.
Besonderheiten:
Der Roman wurde in dem BLITZ-Paperback
Nr.
7 "Der Vampir" neu aufgelegt.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Rezension von
Bloemsemann:
Kurzbeschreibung:
Etwas außerhalb von Paris steht das Schloss des seltsamen Vicomte de
Moulliere. Drei junge Mädchen, die der ältere Herr als Hausgehilfen
angestellt hatte, sind auf ungeklärte Art und Weise verschwunden. Yvette
Revlon, die letzte Vermisste, arbeitete Undercover für eine
Geheimorganisation, welche sich unter anderem brennend für die Forschungen
de Moullieres zu interessieren scheint. Mittlerweile ist auch die PSA auf
die seltsamen Ereignisse in dem Schloss aufmerksam geworden und bringt zwei
ihrer besten Agenten ins Spiel. Larry Brent macht sich auf die Suche nach
einer gewissen Claudia Pascal. Sie soll ebenfalls als Hausmädchen bei
dem Vicomte gearbeitet haben, doch noch teilt sie das Schicksal ihrer Genossinnen
nicht - noch nicht, denn bevor Larry die junge Dame; welche an den drastischen
Folgen einer Art Verstrahlung zu leiden scheint; ausgiebig befragen kann,
wird auch sie von einem Unbekannten ermordet. Morna Ulbrandson schleust sich
als Anwärterin auf die freie Hausmädchen-Stelle in Schloss Moulliere
ein. Schon bei ihren ersten Nachforschungen stößt sie auf einige
unheimliche Gegebenheiten in dem verwinkelten Gemäuer. In einem fensterlosen
Anbau ist ein Terrarium untergebracht, welches mit allerlei mutierten Pflanzen
und Tieren voll gestopft scheint. Zusätzlich widmet sich der Vicomte
in seinem verborgenen Labor diversen Forschungen im Bereich der
Strahlenforschung, welche sicherlich nicht für die Öffentlichkeit
bestimmt sind. Schreckliche Schreie aus dem Gewölbe zeugen von dem Horror,
der sich im Keller des Schlosses abspielen muss.Es dauert nicht lange, bis
Morna das Rätsel um das grausige Schicksal der verschollenen
Hausmädchen und die Knochengruft lösen kann, doch dieses Wissen
soll sie ihr Leben kosten
Meinung:
Der durchgeknallte Pseudo-Wissenschaftler schlägt wieder zu, nur dass
sein Themengebiet diesmal gar nicht ganz so abwegig ist, außer dass
die Folgen der Strahlenverseuchung dann doch ziemlich übertriebene
Züge annehmen. Da löst sich das Fleisch in Minuten von den Knochen
und lässt von den bedauernswerten Opfern nur noch die blanken Gerippe
übrig. Sicherlich Horror pur - vor allem die tatsächlich in ihrem
grausigen Zustand noch lebende Irene Duval, welche als mordlüsternes
Skelett durch die Gewölbe von Schloss Moulliere spukt, sorgt für
den entsprechenden Schockeffekt. Dazu kommt dieses Terrarium der Mutanten,
verursacht durch die Folgen der Strahlenforschung; ebenfalls ein Glanzstück
aus Dan Shockers Trash-Kiste. Auch wenn man stellenweise dann doch etwas
über die haarsträubenden Theorien schmunzeln muss, welche sich
hier zusammenfügen, bekommt man wieder mal einen netten Mistery-Thriller
serviert. Hier und da fehlt mir etwas die fesselnde Atmosphäre, da
plätschert die Handlung gelegentlich etwas eintönig durch das Schloss,
um dann aber doch wieder durch ein paar Spannungsmomente aufgefangen zu werden.
Deshalb soweit akzeptiert
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Einen Vorteil zum Lonati-Bild
(LB 37)
hat dieses Cover - es verrät nichts über das Geheimnis in der
Knochengruft, denn es hat mit der eigentlichen Geschichte rein gar nichts
zu tun. Mit Gerippen bekommt man es zwar auf Schloss Moulliere zu tun, aber
das war es auch schon wieder gewesen
Coverbewertung: