Silber-Grusel-Krimi Nr. 406: Die Hexenrippe
Silber-Grusel-Krimi Nr. 406: Die Hexenrippe


"Ergreift sie!" schrie der Büttel. "Sie hat Sir William verhext. Auf den Scheiterhaufen mit ihr!" Enna warf einen hasserfüllten Blick auf den Mann, der hinter ihr schnaufte und mit einer langen Lanze gestikulierte. Sie sah, daß aus den Gassen Menschen strömten, die sich ihr in den Weg stellen wollten. Besaß sie noch eine Chance? Leichtfüßig lief sie über das Kopfsteinpflaster. Weiter vorn entdeckte sie noch eine Gasse. Sie mußte sie erreichen, bevor auch sie sich schloß. Brüllen und Kreischen ertönte um sie her. Ein paar Steine flogen, ohne sie jedoch zu treffen. Doch das konnte sich bereits in der nächsten Sekunde ändern. Hände griffen nach ihr. Hände von Geschlechtsgenossinnen, die ihr die Augen auskratzen wollten, und Hände von Kerlen, die die Gelegenheit wahrnahmen, jenes Mädchen zu betasten, daß mit seinen Reizen sogar Sir William Falco den Kopf verdreht hatte, jenem Mann, der so hart wie eine tausendjährige Eiche war. Enna entwand sich den Zugriffen und stürzte weiter. Fetzen ihres ärmlichen Gewands blieben zurück. Immer mehr Verfolger strömten hinter ihr her. Von irgendwoher erklang Hundegebell, doch die Verurteilte wußte, daß die Tiere sie nicht angreifen würden.


von Wolfgang Rahn, erschienen am 20.07.1983, Titelbild: ???