Silber-Grusel-Krimi Nr. 367: Die Alpträume des Tschin-Sinh
Silber-Grusel-Krimi Nr. 367: Die Alpträume des Tschin-Sinh


Die junge Frau warf sich auf dem Bett hin und her. Sie stöhnte und schrie, dann gingen die Töne in leises Wimmern über. Schweiß lief ihr übers Gesicht und den Körper. Längst hatte sie die Decke zu Boden geworfen. Tschin-Sinh lag nackt, aber sie fror nicht. Es war eine schwüle Nacht in Bangkok. Im Mai war Hochsommer, und das Mädchen schlief bei offenem. Fenster. Das war nicht ungefährlich, weil Mörder und Diebe leicht in der Anonymität der Hochhäuser und Straßenviertel untertauchten. Tschin-Sinh würde in dieser Nacht niemand angreifen. Sie war erhaben, gegen jeden Eingriff von außen immun. Rachat-Chan schützte sie. Doch das wußte die junge Vietnamesin selbst nicht. Wie jede Nacht träumte sie diese gräßlichen Bilder, diese unzusammenhängenden Geschichten von Mord, Schändung und anderen Greueltaten - und von ihrer Flucht. Sie krümmte sich zusammen, als litte sie große Schmerzen. Durch den sanft wiegenden. Vorhang drang Licht von draußen herein. Es genügte, um den schweißglänzenden Körper zu beleuchten.


von Roland Rosenbauer, erschienen am 20.01.1982, Titelbild: ???