Silber-Grusel-Krimi Nr. 353: Nachts, wenn der Dämon tobt
Silber-Grusel-Krimi Nr. 353: Nachts, wenn der Dämon tobt


Wie ein Geist kam sich Sophia Bertalozzi vor, als sie am Abend über den Cimitero Campo Verano lief. Hier war am frühen Morgen Josepho beerdigt worden: Der Freund, der ihr alles bedeutet hatte. Sie blieb stehen und kämpfte mit den Tränen. Daheim hatte sie es nicht mehr ausgehalten, nicht bei den Eltern und Geschwistern, die immer nur fragten und nicht verstanden, daß sie im Augenblick Ruhe brauchte. Deshalb war sie noch mal zum Friedhof gegangen. Vor dem frisch zugeschaufelten Grab befand sich ein Quergang mit einer Bank. Sophia wollte sich setzen, um mit ihrem Verlobten ein letztes Mal allein zu sein. Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und zwang sich zum Weiterlaufen. Ober ihr breitete sich ein verschleierter Himmel aus, durch den aber immer noch die Sterne schimmerten. Die. Lichter von Rom färbten den Himmel rötlich. Als sie Josephos Grab sah, glaubte sie ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Das Grab war verwüstet. Die Kränze und Blumen hatte jemand auf die umliegenden Wege geschleudert. Nichts war heil geblieben.


von Roland Rosenbauer, erschienen am 08.07.1981, Titelbild: ???