Silber-Grusel-Krimi Nr. 176: Von Vampiren gekapert
Silber-Grusel-Krimi Nr. 176: Von Vampiren gekapert


Die See war rauh. Es regnete. Außer bleifarbenem Wasser war nichts zu sehen. Eine triste Welt - grau in grau. Die Conchita Rodriguez schwankte und tauchte in ein Wellental. Gleich darauf wurde die kleine Jacht wieder emporgehoben. Sturzseen überschwemmten den Bug. Die Frau im Stern wurde bis auf die Haut durchnäßt. Fröstelnd hielt sie sich an der Reling fest. Es war ein unangenehmer Aufenthaltsort. Trotzdem war er ihr lieber, als Eduardos Gegenwart noch länger ertragen zu müssen. Die anderen lagen sicher schon im Bett. Die Stunde war wie geschaffen für den alten Draufgänger. Lieber verbrachte Sylviann Roque die ganze Nacht hier draußen, als mit Eduardo Rodriguez das Bett zu teilen. Sylviann nahm sich fest vor, in Marseille die Jacht zu verlassen. Spätestens in Saint Tropez würde Eduardo sie vergessen haben. Es gab dort wahrhaftig Gespielinnen genug für ihn. Dabei hatte diese Reise in Barcelona so vielversprechend begonnen ... Das Mädchen begann zu träumen und achtete nicht mehr auf das Meer. Diese Unaufmerksamkeit wurde ihr zum Verhängnis. Die Conchita Rodriguez wurde von eine hohen Welle erfaßt.


von Roland Rosenbauer, erschienen am 31.01.1978, Titelbild: ???

Rezension von Wondina:


Kurzbeschreibung:
Vor der Küste Frankreichs trifft die Luxusyacht des Millionärs Eduardo Rodriguez auf eine rätselhafte alte Galeone. Ein von Bord gefallenes Mädchen setzt als erstes Fuß auf das Schiff und wird dort von einem Vampir angefallen. Die Besatzung der Yacht trifft am Tag darauf allerdings außer einer schwarzen Katze und vierundzwanzig in Särgen liegenden Leichen niemanden auf dem alten Schiff an und nimmt es in Schlepptau. Es kommt wie es kommen muß: in der Nacht überfallen Vampire die Besatzung und lassen einen Teil der Särge von hypnotisierten Opfern an Bord nehmen. Conchita Rodriguez, die Tochter des Yachtbesitzers, kann sich verstecken und ist so die einzige, die nicht in die Hand der Blutsauger fällt. Die Vampire lassen die Yacht in Marseille anlegen und fünf Särge bei Nacht und Nebel in einem Haus verstecken. Als in der Stadt die ersten Vampiropfer aufgefunden werden und die Kriminalpolizei ratlos ist, schlägt die Stunde der drei Detektive der englischen UWA (Unknown Worlds Agency), die nach Frankreich eingeflogen werden um den rätselhaften Vorgängen nachzugehen.


Meinung:
Mit diesem Roman gab Roger Damon alias Roland Rosenbauer seinen Einstand in der Silber Grusel-Krimi-Reihe. Wie z.B. auch Bob Fisher ist er einer der vielen Autoren, die aufgrund des großen Erfolges der Larry Brent-Romane von Dan Shocker ähnliche Stories verfassten, mit unterschiedlichem Erfolg. Mich hat der erste Roman von Roger Damon nicht vom Stuhl gehauen. Mit der Unknown Worlds Agency imitiert er ganz offensichtlich Larry Brents PSA-Organisation, macht sich aber im ersten Heft wenig Mühe, irgendetwas Spannendes dazu zu verraten. Man erfährt nur die Namen der drei Detektive und ihres Vorgesetzten, sowie dass die UWA mit Scotland Yard kooperiert. Beschrieben werden die beiden männlichen Serienhelden Mike Wismath und Thomas Garner mit keiner Zeile, noch nicht einmal die ansonsten obligate Haarfarbe erfährt der Leser. Nur über ihre Kollegin Carrie verliert der Autor ein paar Worte, einzig und allein damit der Leser mitbekommt, dass die Heldin sexy ist. Die Geschichte der Vampire auf hoher See ist eigentlich gut erdacht und hat ein paar attraktive Bestandteile, z.B. ein gespenstisches altes Logbuch, das erst nach und nach Schrift erscheinen lässt und die Geschichte der rätselhaften Galeone enthüllt. Am Anfang musste ich an einen meiner liebsten Trash-Horrorfilme, das spanische "Geisterschiff der schwimmenden Leichen", denken, aber leider schafft es Rosenbauer nicht, gruselige Atmosphäre zu erschaffen, zu wenig bildhaft ist seine Erzählsprache und zu flach sind seine Charaktere. Stattdessen gibt es viel Aktion, Särge werden hin und her geschleppt und Vampire fallen auf jeder zweiten Seite irgendjemanden auf immer dieselbe Art und Weise an. Vielleicht war der Roman für Rosenbauer, der aus der SF kam und für Serien wie Terra Astra schrieb, nur ein Brotjob. Am Ende dann die übliche Berufskrankheit: es geht alles viel zu schnell. Wie die französische Marine mit dem Geisterschiff fertig wird, erfährt man in ein paar Zeilen auf der letzten (!) Seite.


Besonderheiten:
Dass das überstürzte Ende nach der ganzen Aufregung auf den 59 vorangegangenen Seiten ein bißchen enttäuschend ist, hat wohl auch der Autor gemerkt und mit Silber Grusel-Krimi Nr. 180, "Die Untoten von St. Tropez", ein weiteres Abenteuer der UWA mit der Vampirgalone nachgelegt.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Auch das eher langweilige Titelbild ist kein Knüller. Ganz offensichtlich ist es nicht für den Roman angefertigt worden, denn statt Vampiren sieht man finstere Mönche. Die haben zwar auch Umhänge, aber das war s dann schon mit den Gemeinsamkeiten. Der Illustrator, der seine Bilder mit "Tracci" signierte, hat u.a. auch viel bessere Titelbilder für die Occu-Reihe des selben Verlages gemalt, diese hatten Übereinstimmungen mit den Romaninhalten und waren wohl speziell für diese Hefte entstanden.


Coverbewertung:
1 Kreuz