Silber-Grusel-Krimi Nr. 143: Die untoten Rächer
Silber-Grusel-Krimi Nr. 143: Die untoten Rächer


Das Mädchen hatte schulterlange, blonde Haare. Es schien etwa achtzehn Jahre alt zu sein. Sein Mund war ungeschickt geschminkt, vermutlich in aller Eile kurz vor dem Rendezvous, weil strenge Eltern es zuhause nicht duldeten. In den blauen Augen lag die Hoffnung, noch viel Schönes auf dieser Welt zu sehen. Doch dieser Wunsch würde keine Erfüllung finden, denn das Mädchen war tot … "Lass uns verschwinden!" drängte der jüngere der beiden Männer, dem es lieber gewesen wäre, wenn er die Tote nie gesehen hätte. Der ältere hielt ihn zurück. "Da ist nichts mehr zu machen," entgegnete er rau. "Wenigstens soll sie nicht umsonst gestorben sein." Vorsichtig strich er die Haare der Toten zur Seite und nestelte an dem dünnen Goldkettchen, das sie um den Hals trug. "Zwei Pfund wird es wohl wert sein," vermutete er, während er den Schmuck mit dem anhängenden Kreuz in der Tasche verschwinden lies. "Da kommt jemand!" flüsterte der Jüngere. Er sprang hastig auf und beeilte sich, im nahen Buschwerk unterzutauchen. Der andere lauschte. Als er die Behauptung bestätigt fand, brachte er noch rasche den handgestickten Geldbeutel des Mädchens an sich und folgte dem fliehenden Mann. "Halt! Stehenbleiben!" erscholl gleich darauf eine drohende Stimme. Sie gehorchten nicht, sondern hetzten durch das Geäst. Aber Christopher Mayberry hatte sie trotz der Dunkelheit erkannt.


von Theodor Dombrowski, erschienen am 31.05.1977, Titelbild: R.S. Lonati