Schattenreich Nr. 13

Schattenreich Nr. 13


"Die Villa des Dämons" von Dario Vandis
„Ist es nicht wunderschön?" Laura tanzte und strahlte, seit sie die alte Villa betreten hatten. „Sieh nur, Schatz! Das hier wird unser Wohnzimmer!" Robert Bergmann ließ den Blick durch den weitläufigen Raum schweifen und rechnete die Renovierungskosten hoch. Erfand, dass die Dielen zu dunkel waren. Das Zimmer wirkte dadurch düster, fast unheimlich. Der Stuck an der Decke mit den eingearbeiteten Raubtiermäulern sah aus wie ein bizarres, gotteslästerliches Fresko. „Dir muss es ja nicht gefallen", sagte sie schelmisch, „du bist sowieso den ganzen Tag in der Praxis." Gregor Walser, der Makler, strahlte. „Sie sollten auf Ihre Frau hören, Herr Bergmann. Ein so günstiges Angebot bekommen Sie in dieser Gegend kein zweites Mal." „Und was ist mit diesem hässlichen Grabhügel hinter dem Haus?" Walser lächelte. „Den lassen wir natürlich abtragen. Wenn Sie einziehen, ist der schon nicht mehr da..."


"Die verschwundene Leiche" von Christian Montillon
Ich bin entsetzt, als ich die Nachricht erhalte. „Ich... ich danke Ihnen", hauche ich tonlos. Es sind die sinnlosesten Worte, die ich jemals gesprochen habe: eine hohle Formel, völlig leer. Ich starre den Polizisten an, dem es sichtlich Unbehagen bereitet, vor mir zu stehen. „Sie können gehen." Er nickt knapp. „Sie können die genauen Umstände jederzeit erfragen." Dann verlässt er meine Wohnung, und ich bin allein. - Allein! Selten zuvor war ich mir dieser Tatsache so sehr bewusst. Jetzt, da mein Bruder gestorben ist, habe ich niemanden mehr. Die Minuten zerrinnen zäh, und immer wieder gehe ich in Gedanken das kurze Gespräch durch.


"Die Krone der Bestien" von Klaus Sollert
München... Wie ein dunkler Teppich legte sich die Abenddämmerung über die Stadt an der Isar. Die Lichter unzähliger Straßenlaternen flammten auf und tauchten die Metropole in ein anheimelndes Licht. Alles schien seinen gewohnten Gang zu nehmen. Gelassen schlenderten die Passanten über die Flaniermeilen der City und bestaunten die ausgestellte Kostbarkeiten in den riesigen Schaufenstern. Sie genossen die letzte Stunde des Tages, bevor die Nacht den Himmel gänzlich erobert hatte. Alles wurde ein wenig entspannter und ruhiger in Angriff genommen. Selbst der Verkehr hielt sich in Grenzen. Die Stunden der Hektik und des Zeitdrucks waren aus der Metropole verschwunden. Fast gemächlich rollten auch die beiden schwarzen BMW-Limousinen durch die Innenstadt. Niemand nahm wirklich Notiz von ihnen. Solche Fahrzeuge waren ein alltägliches Bild in München. Mit funkelnden Augen starrte Roy Loupes auf die Menschenmasse, die sich träge voranbewegte. Schon bald würden sich die Menschen nur noch in den Tagesstunden auf die Straße wagen. Er würde dafür sorgen, sobald er der Herrscher aller Werwölfe geworden war...


erschienen am 29.03.2005, Titelbild: Ali Bey

Ein Zusatzhinweis zu dem Roman kommt von Michael Schick:
Das von Vicente Ballestar gemalte Cover war auch schon auf dem Titelbild dieses John Sinclair Taschenbuchs Nr. 49 verwendet worden:

John Sinclair TB Nr. 49: Der Flammenengel