Professor Zamorra Nr. 936: Schattentheater

Professor Zamorra Nr. 936: Schattentheater


Hunger. Er hatte Hunger. Und das nur, weil dieser verräterische Geist, dieses Wesen, das ihn ständig zum falschen Zeitpunkt in den Schlaf schickte, ihn immer noch beherrschte! Er fühlte, wie sein Zorn wuchs. Nur dieses Wesen, das gegen ihn, gegen seine Aufgabe arbeitete, war schuld daran, dass er die Kontrolle über das magisch begabte junge Mädchen so weit verloren hatte, dass es sich aus dem Fenster hatte stürzen können. Dabei hatte er gewusst, ja, es genau gespürt, dass dieses zarte und doch so kraftvolle Wesen ausgereicht hätte, um ihn auf eine neue Stufe seiner Existenz zu heben, eine, auf der er die volle Höhe seiner Stärke und Macht hätte erlangen können. Er hatte nie vorgehabt, Alphonsine umzubringen - er war kein Mörder, auch wenn er selbst wusste, dass seine Aufgabe darin bestand, IHN zu töten. Unerbittlich, gnadenlos, wohin auch immer ER fliehen mochte. CHAVACH würde IHN jagen - und finden. Und dann würde er IHM das Leben nehmen. Dazu war er geschaffen. Er war CHAVACH - der Jäger.


von Susanne Picard, erschienen am 13.04.2010, Titelbild: Candy Kay

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
CHAVACH ist sauer! Er, der Jäger, derjenige, der JABOTH bekämpfen und besiegen soll. Also der, der verhindern soll, das LUZIFER erneuert wird, sucht und findet weitere Wehrlose, deren Seelen er verstümmelt und an deren Todesangst er sich "satt trinkt". Der Freitod Alphonsine Daladiers (PZ 931 "Der Shinigami") brachte CHAVACH um ein nahrhaftes "Langzeitopfer" und so bleibt dem Schattenhaften gar nichts anderes übrig, als sich neue Ziele zu suchen.
Nicole Duval ist zwischenzeitlich - mehr aus eigenem Wunsch, aber auch aufgrund eines Auftrags, den sie von Louis Landru erhalten hat - in Japan gelandet und ermittelt dort im Umfeld des Schauspielers Koichi Ieyasu. Nach einigen seiner Aufführungen sind Bekannte von ihm auf grauenvolle Weise ermordet worden. Sowohl Ieyasu als auch der in Tokio ansässige DeBlaussec-Mitarbeiter Masaburo Minamoto vermuten dämonische Aktivitäten hinter diesen Gräueltaten. Nicoles Ermittlungen kommen zunächst schleppend voran. Sie ist unkonzentriert, denn nach wie vor träumt sie nachts von CHAVACH, wobei immer mehr Einzelheiten aus diesen Träumen in ihre Gedankenwelt eindringen. Zudem muss sie ständig an den Shinigami denken, den sie - insgeheim - in Japan zu treffen hofft. Aus diesem Grunde hatte sie sich nämlich einen Auftrag in Japan gewünscht. Tatsächlich wird quasi vor ihren Augen ein weiterer Bekannter Ieyasus ermordet. Nicole steht vor einem Rätsel! Wo ist der dämonische Mörder zu suchen? Innerhalb der Nô-Theatergruppe Ieyasus? Oder in der Geisterwelt Japans?


Meinung:
Nun, nach knapp vierzig Seiten interessierten mich die Antworten auf all diese Fragen irgendwie schon gar nicht mehr, denn was Susanne Picard in PZ 931 nicht unbedingt spannungsgeladen, aber immerhin doch anrührend begann, verkommt im vorliegenden Roman gemächlich aber sicher zum langweiligen Aneinanderreihen von Worten. Kurzum: Es passiert irgendwie so gar nichts in diesem Band.
Okay, Nicoles Träume hinsichtlich CHAVACHS werden etwas genauer beschrieben und offenbar versucht ihr Unterbewusstsein ihr einiges damit sagen zu wollen, aber ansonsten reflektiert Madame Duval, in ihrer "Geheimidentität" als Julie Deneuve, ein klein wenig zu viel über den Umstand, dass sie sich in Japan so frei und unbeschwert fühlt wie seit langem nicht mehr. Da wird gebadet und magischer Tee ausgeschenkt, irgendwo trifft Nicole auf die Maneki Neko - die Winkekatze - und CHAVACH lauert im Hintergrund und hat wiederum eine geeignete "Langzeitnahrungsquelle" gefunden. Was vielleicht hätte interessant und sogar ein klein wenig spannend werden können, versandet zu einer traurig banalen Erzählung. Nein, sorry, aber hier hilft alles "Augenzudrücken" nichts. PZ 936 ist eine vertane Chance, um den Handlungsstrang rund um CHAVACH voranzubringen. Intensive Betrachtungen der uralten japanischen Kunst des Nô-Theaters, etwas asiatische Folklore und ein geheimnisvoller Gegner genügen einfach nicht um 64 Romanseiten innerhalb eines Horror/Grusel/Fantasy-Romans auszufüllen. Hier fehlt eindeutig eine zündende Idee und ein Händchen für Dramatik. Kurzes Fazit: Viel zu seicht und zu langatmig für einen PZ-Roman!


Besonderheiten:
Erneuter Auftritt des Shinigami!
Nicole Duvals Träume von CHAVACH werden intensiver, ehe sie (vorübergehend?) aussetzen.
Erster (letzter?) Auftritt des DeBlaussec-Mitarbeiters Masaburo Minamoto.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Leider wieder einmal kein echter Knaller aus dem Hause Kay. Okay, wirklich schlecht ist das Bild nicht, zumindest die Maskengestalten sind ganz nett getroffen, aber die Dame im Vordergrund (soll das Nici sein? Keine Ahnung, denn diese Szene kommt im Roman so nicht vor) wirkt arg künstlich. Dieses Mal gibt es leider nur 2 Kreuze.


Coverbewertung:
2 Kreuze