Professor Zamorra Nr. 933: Der erste Erbfolger
Mit ausgebreiteten Armen stand Krychnak inmitten der Felsnadeln in den
Schwefelklüften. Schwarzmagische Funken sprangen vom Gestein auf ihn
über, zuckten in die gelbliche, pulsierende Haut über seinen
Augenhöhlen und in die senkrechten Nasenschlitze. Der Dämon erbebte
vor Genuss. Sein Lachen erschallte so laut, dass man es bis in die letzten
Winkel der Hölle hätte hören müssen. Er hatte es geschafft!
Er hatte seinen jahrtausendealten Plan in die Wirklichkeit umgesetzt. Vor
ihm stand ein Wesen, dass die Erbfolge für immer ändern würde.
Das Geschöpf seiner Magie! "Wir brauchen einen neuen Namen für
dich!", sagte Krychnak. Die Kreatur schien einen Augenblick in sich
hineinzuhorchen. Plötzlich erhellte ein höllisches Grinsen ihr
Gesicht. "Nenn mich Xuuhl!"
2. Teil von Oliver Fröhlich, erschienen am 02.03.2010, Titelbild: Candy
Kay
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
THE STORY CONTINUES ...
Das Entsetzen ist groß! Professor Zamorra hat offenkundig Selbstmord
begangen (wahrscheinlich, weil Rhett Saris ap Llewellyn mit Aktanur verschmolz
und somit zu einem willfähigen Diener des Bösen wurde). Während
Uschi Peters verzweifelt Erste Hilfe leistet (was jedoch am toten Zustand
des Meister des Übersinnlichen nichts ändert), entdeckt Butler
William einen Zettel, den der Professor vor seinem Tod verfasste und in welchem
er erklärt, dass er ganz gewiss nicht vor hat zu sterben. Viel mehr
ist dies die einzige Möglichkeit, wie er über die Zeitenmagie des
geheimnisvollen Buchs aus Lemuria in die Vergangenheit gelangen kann, um
dort mehr über die Erbfolge zu erfahren (lesen kann er es nicht, denn
er beherrscht die lemurische Schrift ja nicht) und eventuell einen Weg zu
finden, durch den es a) entweder gelingt die Verwandlung Rhetts in Xuuhl
rückgängig zu machen oder b) die gesamte Erbfolge schon an ihrem
Beginn zu stoppen. Letzteres würde zwar ein gigantisches Zeitparadoxon
auslösen, aber offenbar wäre diese Konsequenz sowohl Merlin als
auch dem bis dahin unbekannten Verfasser des Buches egal gewesen.
Zamorra landet - körperlos - im alten Lemuria in einer Zeit vor knapp
35000 Jahren. Er findet sich im Körper Jurgs wieder, der der Sohn eines
weisen Hohepriesters aus der Stadt Hysop ist und der auf den Namen Invo Tanaar
hört. Offenbar sind Invo und somit auch Jurg Vorfahren von Ansu Tanaar,
welche Zamorra einst kennengelernt hatte und mit deren magischem Schädel
er nach ihrem Tode sogar die Meeghs komplett vernichten konnte (doch das
ist eine andere Geschichte!). Zamorra ist nur deshalb im Körper von
Jurg gelandet, weil dieser eigentlich bereits tot ist, denn gemeinsam mit
Invo hatte der junge Mann versucht einen Abgesandten des Bösen
aufzuhalten.
Aryen Chluhe'chleyn (man beachte den Namen und vergleiche ihn mit Llewellyn)
gehört zum Stadtrat von Hysop, ist dort aber nur einer von vielen oder
besser gesagt ein kleines Licht. Er schliesst einen verhängnisvollen
Pakt mit Lucifuge Rofocale, erhält die von ihm gewünschte Macht
und bietet seinen eigenen Sohn Stracen als ersten Erbfolger an. Beim ersten
Versuch Aryen aufzuhalten ist allerhand schief gegangen und Jurg wurde
getötet. Auch der zweite Versuch - außerhalb der Stadt in einer
Höhle - scheitert. Invo muss fliehen, Stracen fällt dem Bösen
anheim und Zamorra verlässt den Körper von Jurg, um einige Jahre
an Zeit zu überspringen und im Körper des zweiten Sohns von Invo
(diesmal ist es sein unehelicher Sohn Jesof) wieder zu erwachen. Hier läuft
es etwas anders, denn da Jesof zum Zeitpunkt der Ankunft des Geistes von
Zamorra noch lebte, kann der Meister des Übersinnlichen dieses Mal nicht
bewusst ins Geschehen eingreifen, sondern lediglich die Ereignisse beobachten
und Jesofs Gedanken teilen. Er wird Zeuge, wie der treue Jesof im Übereifer
versucht seinen mittlerweile durch die Staatsgewalt gesuchten Vater zu retten
und Stracen zu töten. Doch der Anschlag
(man ahnt es bereits)
scheitert! Stracen setzt seine Erbfolgermagie ein (diese ist zu jenem Zeitpunkt
immens stark) und kann Jesof wie eine Marionette lenken. Jesof tötet
Aryen, verliert selber dabei sein Leben und ruft zuvor noch einige Sätze,
welche den Verdacht auf Invo und die anderen Stadträte lenkt. Somit
ist der Platz des obersten Stadtrats - des Zaer - für Stracen frei.
Er wird somit zum Zaer'hysop Chluhe'chlyn (klingt doch fast wie Saris ap
Llewellyn, oder?).
Jesofs Tod befördert Zamorras Seele erneut aus dem untergehenden Leib,
doch der Weg führt ihn wieder nicht (wie eigentlich von der Merlinkaranation
versprochen) in seine Zeit und seinen Körper zurück. Seine Reise
durch die Vergangenheit ist noch längst nicht beendet. Der Grund liegt
in der Gegenwart, in welcher der Geist Jurgs im Körper der Parapsychologen
landete und der den Fehler machte dessen Dhyarrakristall einsetzen zu wollen.
Dadurch wurde Jurgs Verstand vernichtet und nun liegt ein sabbernder, lallender
Zamorra vor Dylan McMour, Anka Crentz und den Peters-Zwillingen. Offenbar
gibt es nur noch einen, der die Situation noch retten kann ...
Meinung:
Wer das ist, verrate ich nicht, denn den Roman sollte jeder Professor Zamorra-Fan
selber gelesen haben. Oliver Fröhlich brennt die von ihm im letzten
Band entzündete Wunderkerze herrlich spannend, tempo- und abwechslungsreich
weiter ab und schafft dabei geschickte Verbindungen zu früheren
Geschehnissen (Stichwort: Ansu Tanaar), bettet nette Wortspiele ein (Zitat:
"Dämonen! Überall! Hunderte, Tausende, ach was: Montillionen!)
und treibt das grausame Spiel um den Erbfolger meisterhaft voran.
Es gibt viele Antworten auf Fragen, die noch aus der Giesa-Ära verblieben
sind und bislang nicht genügend abgehandelt werden konnten
(sollten/durften?). Der Leser lernt den ersten Erbfolger kennen und Stracen
Chluhe'chleyn erweist sich als starker und hinterhältiger Bösewicht,
der letztlich zwar nur 17 Jahre alt wurde, ehe er seine Seele in seinen eigenen
Sohn übertrug, dessen Charakterzüge aber bezeichnend sein sollten
für eine lange dunkle Ära, in der der Erbfolger für das Böse
eintrat.
Nach diesem Band sieht man hinsichtlich der Erschaffung der Erbfolge und
ihrer "bösen" Vergangenheit etwas klarer und lange Zeit ist zu
befürchten, dass Rhett/Aktanur oder Xuuhl tatsächlich wieder auf
diesen Pfad zurückgefunden haben mag. Einiges bleibt noch unklar (z.
B. die Verbindung zwischen dem Erbfolger und der Quelle des Lebens), doch
ich vermute mal, dass Oliver Fröhlich sich dieses Umstands noch annehmen
wird. Der Zyklus ist ja noch nicht beendet.
Das "Happy-End" hinsichtlich Rhetts Rückkehr in den Kreis des Zamorra-Teams
ist vielleicht ein wenig zu holprig, jedoch wird mit der Annahme, dass sich
die Körper des jungen Erbfolgers und Aktanurs abstoßen eine leicht
verständliche und nachvollziehbare Erklärung geliefert (zumindest
solange, bis die wahren Umstände aufgeklärt werden) und mit der
unheilvollen Wende hinsichtlich des neuen Bündnisses, dass Krychnak
eingeht, ein netter, dramaturgischer Haken geschlagen. Alles in allem kann
ich diesen zweiten und abschließenden Teil nur genauso bewerten, wie
seinen Vorgänger. Volle Kreuzzahl!
Besonderheiten:
Man erfährt dass der erste Erbfolger Stracen Chluhe'chleyn war.
Ein neues Bündnis entsteht zwischen Krychnak und
(NEIN! Selber
lesen!!!)
Rhett und Aktanur trennen sich aus ihrer Xuuhl-Kombination!
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Wie es scheint, liegen die Zeiten hinter uns, in denen die Personen unecht
wirkten, die auf den Covern von Candy Kay erschienen. Auch wenn das Bild
im Widerspruch zum Titel nicht den ersten sondern den offenkundig letzten
Erbfolger (nämlich Rhett in einer Schreckensvision Invo Tanaars) darstellt,
ist es ungeheuer beeindruckend. Okay, der Teil des Gesichts, den man erkennen
kann, wirkt etwas puppenhaft, aber Farbgebung, Hintergrund und der ganze
Rest sind einfach nur Klasse. Hier gebe ich gerne 5 Kreuze.
Coverbewertung: