Professor Zamorra Nr. 914: Stygias Angriff
Der Traum war dunkel. Die Landschaft war nicht deutlich zu erkennen. Feuer
brannten überall. Häuser waren zerstört. Aber da hinten ...
war das nicht eine Brücke? Doch warum sah es so aus, als sei dort eine
Bombe herunter gekommen? Der Fluss war ausgetrocknet, kein Wasser floss mehr
in seinem Bett. Die Ufer waren vertrocknet, die Schiffe darauf gestrandet.
Das hier schien nicht die Welt zu sein, in der er sonst lebte. Was war nur
los? Er wusste es nicht. Aber das Schlimmste war, er fühlte sich wohl
in diesem Chaos. Es war gut so. So hatte die Welt schon immer sein sollen.
Es war das Richtige. Er wandte sich seinem Gefährten zu. Lass
uns aufbrechen. Wir haben noch viel zu erledigen. Die Welt musste in
diesem Zustand gehalten werden. Denn es war der richtige Zustand der Welt.
von Susanne Picard, erschienen am 09.06.2009, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Stygia muss einen Beweis erbringen, der belegt, dass sie als
Ministerpräsidentin der Hölle sehr wohl ernstgenommen werden muss.
Doch das gestaltet sich schwerer, als von ihr zunächst angenommen. Das
"Kind", dass in ihrem Inneren heranreift ist mittlerweile dermaßen
"vorlaut", dass es in eine Art Gedankenkontakt mit ihr treten kann und sie
zum einen damit piesackt, dass sie es nicht vernichten und losweren kann
und zum anderen ihre ins Auge gefassten Pläne schlecht macht. Trotzdem
ersinnt Stygia einen Plan, mit dem sie Zamorra treffen will, wenn sie ihn
auch nicht direkt angehen wird. Jemand aus dem unmittelbaren Umfeld des Meister
des Übersinnlichen wird zum Ziel ihrer schändlichen
Bemühungen.
Zamorra selber ist derweil verzweifelt auf der Suche nach einem Heilmittel
für den immer noch komatösen Fooly. Auch mit der tatkräftigen
Hilfe des immer besorgter werdenden William vermag der Parapsychologe nach
intensiven Recherchen keinen Ausweg für den kleinen Drachen zu finden.
Trotzdem gibt ihm gerade der Butler einen dienlichen Hinweis. Wenn es auf
der Erde keine Aufzeichnungen gibt, in denen ein Heilmittel beschrieben wird,
so könnte es doch möglich sein, solche in den Archiven der Hölle
zu finden.
Von diesem Geistesblitz geblendet, reisen Zamorra und Nicole Duval in die
Hölle, genauer gesagt ins Höllenarchiv, wo sie ein Buch ergattern
können, in dem tatsächlich von der Aufzucht und Pflege von Drachen
die Rede ist. Zamorra bereitet nach seiner Rückkehr auf der Erde und
eingehendem Studium des Buches ein Heilextrakt vor, zu welchem er jedoch
schwarzmagische Riten mit einsetzen muss, was Nicole natürlich total
ablehnt. Die beiden streiten sich dermaßen, dass Zamorra gezwungen
ist auf die Unterstützung seiner Liebsten zu verzichten. William jedoch
steht ihm treu und unterschütterlich zur Seite.
Fast gleichzeitig betreibt der derzeitige Fürst der Finsternis - Fu
Long - eigene Untersuchungen, die ihn auf die Spur von Stygias ungeheuerlichem
Plan führen. Letztlich stellt sich heraus, dass Fu Long selber auch
eine Marionette im Spiel der Ministerpräsidentin der Hölle ist.
Meinung:
Alles will ich jetzt nicht vorwegnehmen, denn die Auflösung des
Handlungsbogens ist einerseits etwas kompliziert und zum anderen dermaßen
interessant, dass jeder PZ-Fan sie selber lesen sollte. Mein erster "Susi-Roman"
(nach Susanne Picard, der Chefredakteurin bei PZ und Autorin des vorliegenen
Bandes) ist vielleicht nicht unbedingt die literarische Erleuchtung schlechthin
und kann sich - ich bitte diese Offenheit zu verzeihen - auch nicht
gänzlich mit dem Schreibstil eines Volker Krämer messen ABER er
vermag zu unterhalten und mit einigen kleinen Irrungen, Wirrungen und Wendungen
aufzuwarten.
Stygias verzweifeltes Ringen nach Anerkennung und Macht mutet bisweilen fast
schon wie aus einer klassischen Komödie an, wenn sich Helden oder Heldinnen
der jeweiligen Geschichten, in ihren eigenen Fängen verheddern und sich
dabei selber schaden. Inwieweit die Handlung dieses Romans später noch
einmal von Belang sein wird, muss sich noch zeigen. Ich habe den Eindruck
es hierbei mit einem Einzelroman zu tun zu haben. Allerdings mit einem wirklich
guten.
Besonderheiten:
Stygias "Kind" nimmt gedanklichen Kontakt mit seiner Mutter auf.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Wieder ein Kay-Bild, bei dessen Bewertung ich mich winden muss, denn vollkommen
schlecht erscheint es mir nicht. Aber auch nicht wirklich gelungen. Abermals
krankt das bild an den etwas unecht wirkenden Gestalten, während ich
die Atmosphäre des Hintergrunds, sowie die Farbgebung und die kleinen
Schmetterlinge gelungen finde. Da hier Stygia abgebildet ist, vermisse ich
ihre bezaubernden Hörner ein klein wenig. Na ja, es reich immerhin für
3 Kreuze.
Coverbewertung:
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Stygia will sich auf ihrem neuen Posten als Ministerpräsidentin Satans
profilieren und beabsichtigt eine Person aus dem näheren Umfeld von
Professor Zamorra anzugreifen. Der Parapsychologe sorgt sich derweil um den
Jungdrachen Fooly, der nach einer Attacke des Amuletts in einem magischen
Koma liegt. Auf Bitten von Butler William, der den tollpatschigen Drachen
einst adoptierte, begibt sich Zamorra in die Hölle zu den teuflischen
Archivaren. Von denen erhält er tatsächlich ein schmales Büchlein
über Drachen, inklusive einem Rezept für eine Arznei, die Drachen
aus einem magischen Schlaf erwecken soll. Zamorra springt über seinen
eigenen Schatten und beginnt mit dem Ritual, nicht ahnend, dass er damit
Stygia direkt in die Hände spielt
Meinung:
Susanne Picards zweiter Beitrag zur Serie setzt die Ereignisse um die
Höllenhierarchie gekonnt fort und erzählt die längst
überfällige Geschichte, wie das Team um Zamorra auf das
merkwürdige Koma von Fooly reagiert. Stygia selbst tritt, trotz des
Titels, nur zu Beginn und am Ende stärker in Erscheinung, ansonsten
kommen aber Fans von Fu Long voll auf ihre Kosten, denn der chinesische Vampir
trumpft in diesem Band zum ersten Mal in seiner Rolle als Fürst der
Finsternis auf. Konsequent und authentisch schildert die Autorin auch Nicoles
Skepsis gegenüber Zamorras Absicht ein schwarzmagisches Ritual abzuhalten.
Im Gegensatz zu anderen Autoren untermauert dies den Zwist zwischen den beiden
Hauptfiguren. Allerdings wurde in Simon Borners Roman "Nachtgestalten"
beschrieben, wie Stygia sich einen neuen Thron zulegt, der ungleich bequemer
ist, als das Möbel, welches Lucifuge Rofocale bevorzugte. Im vorliegenden
Band hingegen beschwert sich Stygia über den Steinthron, der nicht
sonderlich bequem ist. Ein kleiner Auftritt der Erzdämonen Astaroth
und Zarkahr vermittelt dem Leser, dass die klassischen Gestalten des
Höllenadels noch nicht vergessen wurden. Etwas an den Haaren herbeigezogen
ist allerdings Stygias Versammlung der anderen Dämonen. Es erscheint
wenig logisch, dass sie ihren Angriff groß herausposaunt, obwohl sie
weiß, dass sie schon öfter gegen Zamorra den Kürzeren gezogen
hat. Als Ministerpräsidentin Satans sollte sie sich nicht gegenüber
anderen Dämonen rechtfertigen zu brauchen, immerhin wurde sie von LUZIFER
persönlich geduldet und somit in ihrem Amt bestätigt. Die derzeitigen
Konstellationen sind jedoch sehr interessant und spannend, zumal mit Stygia,
meines Wissens, die erste weibliche Dämonin überhaupt, das
zweithöchste Amt in der Höllenhierarchie inne hat. Trotz all der
Schmährufe anderer Dämonen scheint die Dame doch mehr auf dem Kasten
zu haben, als ihr gemeinhin zugetraut wird.
Fazit: "Stygias Angriff" gestaltet sich spannend und perfide, endet aber
nicht sonderlich spektakulär. Freunde höllischer Intrigen jedoch
kommen voll auf ihre Kosten.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Eines der sinnlichsten und stimmungsvollsten Titelbilder von Candy Cay. Kein
besonders unheimliches, aber treffendes Cover, auf dem die Personen auch
nicht so künstlich aussehen, wie üblich.
Coverbewertung: