Professor Zamorra Nr. 897: Monster-Maar
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"Hallo?" Astrid Lessbrück zitterte. Bodenkälte kroch von den
Küchenfliesen herauf und hüllte ihre nackten Beine unter dem weiten
T-Shirt ein. Das weiße Licht einer Straßenlaterne fiel durch
ein Fenster, vor dem sich dunkle Tannen im Wind wiegten, und erhellte die
dunkle Singleküche spärlich. Über der Spüle zeigte eine
Digitaluhr die Zeit: kurz nach halb vier. "Hallo? Wer ist denn da?" Ihre
Hand klammerte sich fester um den weißen Telefonhörer. Als
Polizeibeamtin war sie eigentlich kein ängstlicher Mensch, doch diese
nächtlichen anonymen Anrufe ... die gingen allmählich an die Substanz.
Und dieser, das spürte sie, war anders. Sie hätte aufhängen,
den Hörer neben die Gabel legen und weiterschlafen sollen, wie in den
zwei Nächten zuvor. Aber irgendetwas ließ sie inne halten. Irgendetwas
an dem Schweigen am anderen Ende der Leitung - und sie wusste selbst, wie
bescheuert das klang - schien ihr vertraut. Zumindest glaubte sie das. Bis
von jenseits der Verbindung ein Schrei ertönte, der aus den Tiefen der
Hölle zu stammen schien.
von Simon Borner, erschienen am 14.10.2008, Titelbild: Candy Kay
Rezension von
Florian
Hilleberg:
Kurzbeschreibung:
Professor Zamorra und Nicole machen Kurzurlaub in der Eifel und der
Parapsychologe nutzt die Gelegenheit bei einem einstigen Studienkollegen
ein aggressives Fahrtraining zu absolvieren. Dort wird der
Dämonenjäger völlig überraschend von einem alten Mönch
angegriffen, der übermenschliche Kräfte entwickelt und Zamorra
übel zusammenschlägt. Der Dämonenjäger wittert einen
neuen Fall und besucht das nahe Kloster, wird dort aber nicht fündig.
Dafür schmiert der minderbegabte Sohn des Wirtes der Pension, wo Nicole
und Zamorra untergekommen sind, seltsame Symbole in Trance an die Wand. Die
Großmutter wird mit einem leichten Herzanfall ins Krankenhaus gebracht.
Die Polizei wird verständigt und so wird Astrid Lessbrück in den
Fall gezogen, die Schwester des minderbegabten Franz. Auch sie glaubt, dass
in dem kleinen Ort, mitten in der Eifel, seltsame Dinge vorgehen. Diese Ahnung
wird bestätigt, als ihr Kollege bei einem Anschlag getötet wird.
Kurz zuvor waren zwei Mönche in der Nähe. Erneut machen sich Zamorra
und Nicoel, dieses Mal in der Gebleitung von Astrid, auf den Weg zum Kloster.
Dort lebt Astrids zweiter Bruder als Mönch. Nach anfänglicher Skepsis
gewährt er den Dreien Zutritt zur Klosterbibliothek. Zamorra und seine
Gefährten kommen einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur und müssen
feststellen, dass die Mönche des Klosters nicht so harmlos sind, wie
allgemein angenommen
Meinung:
Simon Borners zweiter Beitrag zur Serie ist weitaus stimmiger und spannender,
als sein Debüt. Die Szene aus der Vergangenheit, in der eine britische
Halifax von der deutschen Luftwaffe über dem See abgeschossen wird,
wurde sehr dramatisch in Szene gesetzt und Borner schuf einen genialen
Übergang zu Zamorras Fahrtraining. Leider wird im weiteren Verlauf nur
unzureichend auf diesen Abschuss eingegangen, so dass er sich letztlich als
Überflüssig erweist. Allerdings hat sich Simon Borner mit der Recherche
sehr viel Mühe gegeben, was ein kleiner Werkstattbericht auf der Leserseite
dokumentiert. Dabei hat sich der Schriftsteller einen sehr originellen und
spannenden Plot einfallen lassen, der aber durch allerlei unnötige
Zwischenfälle leidet und an Tempo einbüßt. Das Gespräch
Nicoles mit dem Geologen ist allenfalls amüsant, aber für die Story
nicht von Belang. Auch die Flucht der Ameisen wird nicht aufgegriffen und
ist höchstens eine interessante Randnotiz. Die Charakterisierung der
Protagonisten fügt sich nahtlos in die Serie ein. Handlung und
Vorgehensweise der Dämonenjäger deckt sich weitestgehend mit den
Beschreibungen der anderen Autoren. Warum der Titel allerdings "Monster-Maar"
heißt, wenn besagtes Ungeheuer erst auf Seite 60 wirklich in Erscheinung
tritt und keine tragende Rolle spielt, bleibt ein Mysterium und führt
eher zu Verwirrung seitens des Lesers.
Fazit: Sehr gut recherchiertes und interessant erzähltes Gruselabenteuer.
Zamorra und Nicole wurden glaubhaft beschrieben, nur leider weist die Story
einige Längen auf und wurde mit vielen unnötigen Zwischenfällen
gestreckt.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Seelenlos und trashig wirkt dieses Cover von Candy Kay, das nur bedingt zum
Inhalt passt.
Coverbewertung: