Professor Zamorra Nr. 827: Der Dämon von Songea

Professor Zamorra Nr. 827: Der Dämon von Songea


Das Böse hatte lange geschlafen. "Für hundert Jahre werde ich dich aus dieser Welt verbannen", hatte Kinjikitile gesagt. Wer war Kinjikitile? Schlagartig kehrten die Erinnerungen an die unermessliche Macht, die er besessen hatte, zurück. An das Reich, das sie ihm versprochen hatten, und an den Verrat. Seine eigenen Leute hatten mit Kinjikitile paktiert, um ihn loszuwerden. Sie konnten meine Macht nicht mehr ertragen. Sie waren nicht würdig, mir zu dienen. Die zu Klauen verkrümmten Finger zuckten. Nägel kratzten in der undurchdringlichen Dunkelheit über Holz. Er befand sich offenbar in einer Art Kiste. Sie haben mich begraben. Leichtsinnige Narren. Sie hätten meinen Körper verbrennen sollen! Die Kreatur kicherte. Dann zertrümmerte sie den morschen Holzsarg und grub sich ihren Weg an die Oberfläche. Niemand sah die einsame Gestalt, die über den alten Kolonialfriedhof von Songea wankte. Doch sie würden alle von seiner Wiederkehr erfahren. Der Weiße Zauberer war zurück.


von Andreas Balzer, erschienen am 07.02.2006

Rezension von Tom:


Kurzbeschreibung:
Die Einwohner eines kleinen Dorfes in Tansania werden allesamt tot aufgefunden. Der Arzt stellt fest, das alle ertrunken sind, obwohl sich die nächste Wasserstelle Kilometer weit weg befindet. Diese mysteriöse Todesart ruft James Mutombo auf den Plan. Der junge Student erfährt von dem Maji-Maji-Zauber. Im Jahre 1900 kam der adelige Ferdinand von Hardenberg als Soldat in die deutsche Kolonie nach Tansania. Dort entwickelte er sich im laufe der nächsten Jahre zu einem ranghohen Offizier. Doch er entwickelte einen Größenwahn. Hardenberg erkannte, das in Afrika ein uralter Zauber besteht, den er auch erlernte. Er quälte und tötete viele der dort Einheimischen Menschen. Besonders auf die Zauberer oder Heiler hat er es abgesehen. Diese sollten ihn in die geheimen Künste der schwarzen afrikanischen Magie einweihen. Im Laufe der Jahre erlernte er diese und die Menschen schienen große Angst vor ihm zu haben. Eines Tages wurde er in einen Hinterhalt gelockt und von vier großen Zauberern unter der Führung Kinjikitile getötet. Doch der Zauber hielt nur 100 Jahre. Nun stieg Hardenberg aus seinem Grab um die Nachfahren der vier Zauberer zu töten. Zwei Magier starben schon, mitsamt den Menschen in seiner Umgebung. Hardenberg hat die Maji-Maji-Magie erlernt, mit der er feste Materie in Wasser verwandeln kann. James Mutombo bittet Professor Zamorra und Nicole Duvall um Hilfe. Die beiden reisen nach Tansania um sich dem Untoten Magier zu stellen. Sie können nicht verhindern, das der dritte Nachfahre getötet wird. Nun ist nur noch der Nachfahre Kinjikitile übrig. Mit seiner Hilfe stellen sie sich Hardenberg und können ihn letztendlich vernichten.


Meinung:
So, dies ist nun meine zweite Rezi im Bereich Zamorra. Im Gegensatz zum letzten, ist dieser hier scheinbar ein einzelner für sich stehender Roman. Dieser hier wäre meines Erachtens nach besser als Einstieg gedacht, da er wesentlich einfacher zu lesen war. Trotzdem ist Zamorra viel komplizierter als z.B. John Sinclair. Hier tu ich mich wesentlich schwieriger eine Rezi zu schreiben. Ich hoffe, das wird sich im Laufe der Zeit ändern. Nun zum Roman: Die Story gefiel mir recht gut, da ich ein großer Anhänger von fremdartigen Kulturen in solchen Romanen bin. Am besten gefielen mir die ständigen Rückblicke in die Jahre 1900-1906, die sich zwischendurch bis fast zum Ende des Romans durchziehen. So konnte man den Werdegang von Hardenberg genauestens mitverfolgen und wurde nicht mit einer kurzen Erzählung abgespeist. Der Roman war, wie ich schon erwähnte, eine in sich abgeschlossene Geschichte. Fast. Man hat zwar darauf verzichtet, großartig über frühere Roman zu berichten, wie im letzten Roman, so das nicht 100 Namen und Gegebenheiten auftauchen, die einem total verwirren. Aber zum Schluss entwickelte Zamorra einen asiatischen Zauber, den er aus den Romanen Nr. 789, 799 und 804 erlernte oder auch nicht. Das hab ich nicht ganz so verstanden. Ich glaube, es dauert noch lange, bis ich mich wirklich in diese Serie hineingelesen hab. Aber ich gebe nicht auf. Ich hab mich sehr auf diesen Roman gefreut, und hab mich gleich auf ihn gestürzt, als ich ihn in Händen hielt. Und ich freu mich auch schon wahnsinnig auf den nächsten. Ich glaube aber, in Zukunft werde ich mir etwas mehr Zeit für Zamorra nehmen und ihn nicht gleich in mich verschlingen. Ein gewisses Suchtpotential hat die Serie ja, muß ich zugeben. Mich hats schon nach 2 Heften erwischt ;) Schade nur, das ich mich bei den Rezensionen so schwer tu. Aber ich hoffe, das legt sich mit der Zeit.


Titelbild:

Candy Kay


3 von 5 möglichen Kreuzen:
3 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Eigentlich ein ganz nettes Cover. Doch irgendwie wirkt es recht lieblos und kalt. Trotzdem gefällt mir das Motiv. Leider stellt es keine Szene aus dem Roman vor. Wer der Mann ist, kann man nur erraten und ich vermute mal, es ist Kiango, der Nachfahre Kinjikitiles.


Coverbewertung:
3 Kreuze
Rezension von Olsen:


Kurzbeschreibung:
Ferdinand von Hardenberg war in den Jahren nach 1900 Soldat im damaligen Deutsch-Ostafrika – und zwar keiner von der zarten Sorte. Er führte ein strenges Regiment und war deshalb bald bei Freund und Feind gefürchtet. Als er nach einem Schlangenbiss von einem afrikanischen Magier geheilt wurde, erkannte er die Möglichkeiten, die die afrikanische Magie auch ihm bieten könnte. Im Laufe der Jahre folterte und tötete er zahlreiche Zauberer, um ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken. Und er wurde mächtiger und mächtiger. Am Ende wurde er sogar so mächtig, dass ihn der Größenwahn packte. Selbst seinen eigenen Landsleuten wurde die Sache immer weniger geheuer. Und so beschlossen sie, von Hardenberg, der inzwischen der Weiße Magier genannt wurde, aus dem Weg zu räumen. Sie stellten ihm eine Falle und mit Hilfe von vier afrikanischen Zauberern gelang es schließlich, den Weißen Magier für hundert Jahre zu bannen. Tja, und diese hundert Jahre sind nun vorbei. Der Weiße Magier erhebt sich aus seinem Grab und rächt sich an den Abkömmlingen der vier Zauberer. Außerdem will er endlich das Königreich errichten, dass ihm damals versprochen wurde.
Ein Fall für den guten Professor, dem es – obwohl er gegen widrige Umstände zu kämpfen hat, wie z.B. einen total bornierten Gesetzeshüter – natürlich gelingt, den Weißen Magier mit geballter Macht zu vernichten.


Meinung:
Ich gebe zu, dass sich die Inhaltsangabe nicht allzu lecker anhört, zumal die eigentliche Handlung mit einem einzigen Satz (nämlich dem letzten) abgetan wird. Das täuscht allerdings. Andreas Balzer liefert hier einen wirklich gelungenen Roman ab. In einigen meiner letzten Rezis habe ich mich ja über ein paar schnarchige Rache-Romane ausgelassen (z.B. PZ 142 und PZ 143). Und auch hier haben wir eigentlich nur die Geschichte eines bösen Magiers, dem das Handwerk gelegt wurde, und der sich nun dafür rächt. Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied zwischen diesen alten Romanen und dem hier: Der hier ist gut! Wurde in den ollen Bänden dem Leser innerhalb eines Absatzes (na gut, manchmal waren es auch drei ganze Seiten) die Vorgeschichte aufgetischt und der Rest der Seiten mit grober Action vollgepackt, wählt Andreas Balzer hier einen klügeren Weg. In zahlreichen Rückblenden erzählt er die Geschichte des Weißen Magiers und macht ihn damit zu mehr als lediglich einem hirnlosen Rächer. Erwähnenswert erscheint mir auch die Charakterisierung der Nebenfiguren. Insbesondere der örtliche Gesetzeshüter (was für ein blöder Arsch!) und der Arzt sind für einen Heftroman erstaunlich plastisch dargestellt.
Bis kurz vor Ende des Romans glaubt man, ein Einzelabenteuer vor sich zu haben, dass für die Entwicklung der Serie kaum von Bedeutung sein dürfte. Doch auf den letzten Seiten erwacht in Zamorra plötzlich wieder die Erinnerung an seine Zeit als Zauberer von Choquai (siehe PZ 798 und PZ 799). Zwar verblasst diese Erinnerung und die damit verbundene Macht auch wieder, es bleibt am Ende aber doch die Frage offen, ob da nicht noch einiges auf Zamorra (und uns) zukommt. Zu wünschen wäre es. Denn ich halte Andreas Balzer für zu gut, um ihn in Einzelromanen zu verheizen.
Es gibt allerdings zwei kleine Meckereien, die ich von mir geben muss (und die leider die Höchstwertung verhindern): Da sind zum einen die vielen, vielen afrikanischen Namen. Freilich spielt dieser Roman in Tansania und da heißen die Leute halt mal nicht „Horst Müller“. Dennoch war die Unzahl der Namen vor allem auf den ersten Seiten für mich ein kleiner Overkill – was durchaus auch an meinem Gedächtnis liegen mag. Aber ich konnte mich wirklich erst nach und nach an Kinjikitile, Ferdy Mbeya, Kiango, Ilunga, Gwassa und Mutombo und noch diverse Ortsnamen gewöhnen.
Der zweite Punkt ist ein inhaltlicher. Warum wurde der Weiße Magier beim ersten Versuch nur für hundert Jahre gebannt? Der damals bannende Zauberer namens Kinjikitile erwähnt zwar in einem Nebensatz, dass seine Macht nicht groß genug war, aber das erscheint mir ein wenig zu einfach gelöst. Da hätte ich mir etwas mehr Hintergrund gewünscht.
Aber ansonsten ein wirklich gelungener Roman, in dem mein Lieblingssatz wie folgt lautet: „Das erste, was Ferdinand von Hardenberg von Afrika sah, war sein eigenes Erbrochenes auf dem Kai.“


Besonderheiten:
Zamorra erinnert sich kurzzeitig an seine Zeit als Tsa Mo Ra in Choquai.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Leider ein Candy-Kay-Bild, das für meinen Geschmack zu künstlich erscheint. Die Figur ist mir irgendwie zu hölzern, marionettenhaft und ... na ja ... einfach unecht. Außerdem isses mir zu dunkel. Jawoll!


Coverbewertung:
1 Kreuz
Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Während der deutschen Besetzung von Ostafrika Anfang des 20. Jahrhunderts, tyrannisiert Hauptmann Ferdinand von Hardenberg die Bevölkerung und foltert einheimische Zauberer, um die afrikanische Magie zu erlernen. Durch die Maji-Maji-Magie wird der deutsche Offizier zum Dämon. Seine Vorgesetzten nutzen die neuen Fähigkeiten, um einen Aufstand der Eingeborenen niederzuschlagen, anschließend verraten sie ihren ehemaligen Kameraden an einheimische Zauberer, denen sie weißgemacht haben, dass der Überfall allein auf Hardenbergs Mist gewachsen ist. Die Schamanen schaffen es tatsächlich den Dämon zu besiegen, allerdings nur für 100 Jahre. Und genau 100 Jahre später befreit sich der Dämon und greift ein nahegelegenes Dorf an. Die Bewohner ertrinken alle in flirrender Hitze auf dem Trockenen. Durch Zufall stößt ein Historiker auf Unterlagen des Maji-Maji-Aufstandes vor 100 Jahren, wo schon einmal ertrunkene Leichen auf dem trockenen Land auftauchten. James Mutombo, der früher in Frankreich studierte und auch Vorlesungen von Zamorra besuchte, erinnert sich an den Parapsychologen und ruft diesen an. Der lässt sich nicht lange bitten und fliegt mit seiner Gefährtin Nicole nach Afrika. Dort nehmen sie den Kampf mit dem Dämon von Songea auf ...


Meinung:
Dieser Roman kommt sehr erfrischend und abwechslungsreich daher, lässt er doch die roten Fäden, welche die Serie derzeit parallel durchziehen außer acht und präsentiert dem Leser ein Einzelabenteuer, das sich endlich wieder mit afrikanischer Kultur und Mythologie auseinandersetzt. Die Vergangenheitsepisoden sind äußerst spannend, wie eigentlich immer, denn die Personen und deren Schicksal sind völlig unbekannt, bis auf Smolders, dessen Ableben ja gleich zu Beginn verraten wird. Die eigentlich Story, ein Dämon der vor 100 Jahren verdammt wurde und in der Gegenwart Rache an den Nachkommen nehmen will, ist wohl so alt, wie das Genre selbst, aber in diesem Fall durchaus interessant aufgearbeitet. Nicht nur wegen dem historischen Hintergrund, sondern eben auch, weil dieser Roman in Afrika spielt, gemeinhin ein Kontinent, der in den Heftromanen ein Schattendasein führt und wenn, dann nur äußerst klischeehaft Eingang in die Geschichten findet. Hier beschreibt der Autor ein glaubhaftes Bild von Land und Leuten, und einmal mehr muss sich Zamorra mit bonierten Amtsschimmeln herumplagen. Die Methoden der Polizei in Ostafrika sind auch nicht gerade etwas für zimperliche Naturen und der gute Prof muss einiges einstecken. Das Heft an sich ist rasant geschrieben und präsentiert das angestaubte Thema in originellem Gewand. Ein wenig übertrieben war allerdings die Wiedererweckung der Geister der Ermordeten, was den, ohnehin schon sehr ausgefüllten Roman, noch zusätzlich überfrachtete. Zum Finale hin bekommt der Roman dann doch noch einen kleinen Bezug zum Gesamtbild der Serie, denn Zamorra erinnert sich an längst verschüttetes Wissen, welches er als Hofzauberer von Kuang Shi erworben hat (siehe PZ 798 / 799).


Besonderheiten:
Zamorra wendet sein Wissen als Zauberer Tsa Mo Ra an.
Dhyarra-und Amulett-Magie verbinden sich problemlos.


4 von 5 möglichen Kreuzen:
4 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Das Cover ist leider ein wenig dunkle geraten und der Knochenspieler hat auch nicht unbedingt viel mit dem Roman gemein, außer, dass er augenscheinlich Afrikaner ist.


Coverbewertung:
2 Kreuze