Professor Zamorra Nr. 492: Der Zug aus der Hölle
Der Gehörnte war unzufrieden. Er wußte, daß Lord Saris noch
lebte. Die Fürstin der Finsternis hatte versagt, hatte ihren Auftrag
nicht erfüllen können. Die Zeit drängte! Die magische Erbfolge
des Saris-Clans mußte unterbrochen werden. Nie war die Gelegenheit
so günstig gewesen, denn die Zeit wurde auch für den Lord selbst
knapp - und im Streß würde er Fehler begehen! Lucifuge Rofocale
beschloß, die Sache selbst in die Hände zu nehmen. Auf seine Vasallen
konnte er sich nicht verlassen. Das war ärgerlich, aber andererseits
kannte er niemanden, der für diese Aufgabe besser geeignet wäre
als er ...
von W. K. Giesa, erschienen am 06.04.1993, Titelbild: Monica
Rezension von
Wolfgang
Trubshaw:
Kurzbeschreibung:
Nachdem sich kürzlich Stygia in PZ
490 zu inkompetent erwiesen hat, die Saris-Erbfolge zu beenden, macht
sich eben Lucifuge Rofocale höchstselbst daran, seinen Untergebenen
mal zu zeigen, wie sowas geht. Als er erfährt, dass Lord Bryont Saris
per Zug von Schottland nach London will, schickt er einen höllisch
verwandelten Zug aus den Schwefelklüften bis hinauf auf die Erde, in
welchem Bryont hinab in die Hölle entführt wird, wo ihm der
Gehörnte den Garaus machen will. Die Tarnung des Zugs und speziell die
Öffnung und Aufrechterhaltung des gigantischen Weltentors, das zwischen
Erde und Hölle benötigt wird, um den Zug durchzuschleusen, lässt
Satans Ministerpräsident kraft seines Amuletts entstehen. Diese extreme
Anhäufung angewandter Magie fällt nun zwei Beobachtern auf: Asmodis
einerseits stolpert darüber, und bemerkt auch, dass Lucifuge ein Amulett
besitzt, welches er unbedingt zu seinen dreien hinzu haben möchte. Da
sich Assi zusammenreimen kann, dass in Schottland nur Llewellyn "Thema" sein
kann, dessen sich Rofocale persönlich annehmen würde, ruft Asmodis
vordergründig Zamorra und Nicole zu Hilfe, ohne denen aber von seiner
wahren Absicht des Amulett-Diebstahls zu erzählen. Gleichzeitig mit
Sid Amos beobachtet auch der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN das Tun Rofocales,
und es gelingt ihm, im letzten Moment noch einen als älteren Mann getarnten
MIB-Cyborg-Prototyp mit in den Zug zur Hölle zu schleusen. Außerdem
mit im Zug sind zwei ganz normale sterbliche Passagiere, deren Wohl speziell
Saris bei seiner Konfrontation mit Lucifuge Rofocale am Herzen liegt. Auch
der Cyborg fällt dem Lord recht frühzeitig ob dessen Verhalten
auf, aber er ist sich nicht schlüssig, ob er es bei ihm mit Freund oder
Feind zu tun hat. Der Band kulminiert mit einer Konfrontationen auf allen
Fronten, als Zamorra, Nicole (mit Blaster), Asmodis mit Amulett-Energie,
der Cyborg mit fortschrittlicher EWIGEN-Technologie und Lucifuge selbst in
einen Kampf verwickelt werden. In letzter Sekunde kann sich Lucifuge noch
zurückziehen, bevor ihm Assi sein Amulett klauen kann. Der eigentlich
ebenfalls Rofocale gedachte letzte Angriff des MIB trifft nun versehentlich
Asmodis, der zu Boden geht. Der Cyborg disponiert um und stiehlt nun eben
eines dessen Amulette und flüchtet. Auf der Flucht wird er zwar von
Nicole erlegt, aber die verbrennenden Bruchstücke werden in letzter
Sekunde vom EWIGEN aus der Hölle "gebeamt", womit Eysenbeiß-Salem
nun wieder nach einer kleinen Ewigkeit einen der Sterne von Myrrian-Ey-Llyrana
in seinem Besitz hat. Asmodis bringt alle aus der Hölle raus, und obwohl
er mächtig sauer ist, eines der Amulette verloren zu haben, hilft er
dennoch dem Professor dabei einige Höllenviecher, die während der
langen Offenhaltung des Weltentors auf die Erde übergewechselt sind
und derweil ordentlich Chaos verursacht haben, zur Strecke zu bringen. Der
Roman endet mit einem stimmungs- und sinnvollen Epilog, in dem das weitere
Heranwachsen des WERDENDEN aufgrund der Unmenge Amulett-Magie, die bei diesem
Fall von allen Seiten verbraten wurde, angeschnitten wird.
Meinung:
Ein handlungsdichter und sehr gut erzählter Roman, der nicht zuletzt
dadurch, dass praktisch alle Protagonisten des Hefts ihre ureigensten Interessen
verfolgen, die den anderen unbekannt sind, zum Schattenspiel wird und bis
zuletzt unvorhersehbar und spannend bleibt. Speziell den verzauberten Zug,
die Höllenfahrt, und die für Menschen unheimlich-befremdliche
Atmosphäre in den Schwefelklüften beschreibt der Autor hervorragend.
Auch wird im Heft kurz Bilanz gezogen, wer gegenwärtig in Besitz welchen
Amuletts ist, wodurch Leser, die an der Amulett-Thematik interessiert sind,
hierin einen guten Einstiegsband finden, oder einfach nur ein "Update" zum
Themenkomplex.
Besonderheiten:
- Asmodis, Eysenbeiß-Salem (der ERHABENE der DYNASTIE) und Zamorra
erfahren, dass Lucifuge Rofocale im Besitz eines Amuletts ist.
- Asmodis verliert eines seiner drei angesammelten Amulette an
Eysenbeiß-Salem, der nun somit auch eines besitzt.
- Fehler: Beim Aufbruch vom Schloss nimmt Zammy explizit auch einen
Dhyarra-Kristall mit, aber darauf scheint der Autor später vergessen
zu haben. Statt am Ende (vergebens und zeitvergeudend) zu versuchen, das
Amulett zur Aktivität zu bringen, hätte Giesa hier Zamorra den
MIB-Cyborg eher per Dhyarra angreifen lassen sollen, was wohl effektiver
gewesen wäre und verhindert hätte, dass Asmodis' Amulett an den
ERHABENEN fällt. Aber vielleicht war das ja auch geflissentliches Vergessen
. . .
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Naja, allegorisch passend, aber sonst macht das Cover nicht viel her. Soll
wohl der Cyborg sein, aber der hatte keine MP, und außerdem war es
ein Zug, keine U-Bahn. Obendrein in der Hölle statt in einem normalen
Tunnel.
Coverbewertung:
Rezension von
Stefan (Lobo)
Albertsen:
Kurzbeschreibung:
Lucifuge Rofocale schäumt vor Wut (wieder einmal, was für eine
Überraschung!). Es ist bislang nicht gelungen die Erbfolge zu unterbrechen,
weshalb der Ministerpräsident der Hölle höchst ungehalten
ist. Frei nach dem Motto: "Wenn man will, dass etwas richtig gemacht wird,
soll man es selber tun!", entstaubt LR ein eingemottetes Projekt des mittlerweile
im ABYSSOS auf einer Höllenposaune trötenden Belial. Hierbei handelt
es sich um einen von Belial geschaffenen "Höllenzug", den dieser jedoch
im späte 19. Jahrhundert einzusetzen gedachte.
Lucifuge verändert mit Hilfe des 5. Amuletts, dass er seit geraumer
Zeit besitzt, das etwas zu nostalgische Aussehen des Zugs und passt es den
modernen Zeiten an. Dann erschafft er - ebenfalls mit Hilfe des Amuletts
und somit den Warnhinweis Merlins nicht beachtend - ein riesiges Weltentor,
durch welches er den Zug auf die Erde lenkt. Lucifuge hat nämlich erfahren,
das Lord Bryont Saris ap Llewellyn zu einer dringenden Verabredung nach London
reisen will. Und zwar per Zug! Also lässt der Dämon seinen
"Höllenzug" einfach auf dem Bahnhof einfahren, auf dem Lord Bryont wartet.
Nichtsahnend besteigen der Lord und einige wenige andere Personen den Zug
und fahren los. Lady Patricia und Butler William sind höchst beunruhigt,
weil Bryont so kurz vor seinem Tod bzw. seiner Wiedergeburt noch eine derartig
lange Reise unternehmen will. Ihre Beunruhigung nimmt panikähnliche
Ausmasse an, als nur wenige Minuten nach der Abfahrt des "Höllenzugs"
der richtige Zug (also der, den Bryont eigentlich besteigen wollte)
einfährt.
Inzwischen trifft sich Sid Amos mit Professor Zamorra und Nicole Duval in
Mostaches Kneipe. Amos hat mittels "Dreifingerschau" beobachten können
wie Lucifuge seine Falle für Lord Bryont vorbereitete und warnt (wenn
auch höchst umständlich und dabei die Tatsache, dass er gerne das
5. Amulett erbeuten möchte, verschweigend) dessen Freunde. Zamorra und
Nicole sind schnell bereit gemeinsam mit Sid Amos nach Schottland aufzubrechen.
Sie gelangen durch dessen höchsteigene Teleportation (die besonders
Nicoles Magennerven in Verwirrung stürzt) nach Llewellyn-Castle, sind
aber zu spät. Niemand ist zu Hause.
Der nächste Halt führt sie zum Bahnhof, von wo aus der Höllenzug
abgefahren ist und dort treffen sie auf die hochschwangere und höchst
besorgte Lady Patricia und William. Die beiden berichten was vorgefallen
ist und Amos nimmt ein außerordentlich starkes Weltentor wahr.
Außerdem spürt er, dass etwas durch dieses Weltentor in die irdische
Welt gelangt ist, doch die Zeit drängt und die drei Freunde folgen der
Spur des Zuges. Diesen hat es zwischenzeitlich in ein besonders unangenehmes
Höllengebiet verschlagen und Lord Bryont, sowie zwei Damen und ein Herr,
der offensichtlich gerne Gepäck klaut, sehen sich kaum imstande etwas
gegen ihre missliche Lage zu unternehmen. Die Situation verschärft sich
noch, als Bryont auf Lucifuge Rofocale trifft!
Aber auch im Zug lauert eine Gefahr! Dem ERHABENEN Yared Salem/Eysenbeiß
ist es gelungen einen speziell getarnten MIB einzuschleusen. Auch er hat
es auf das Amulett des Ministerpräsidenten der Hölle abgesehen.
Und auf der Erde gehen einige grauenhafte Erscheinungen (nämlich jene,
die durch das Weltentor kamen) auf Futtersuche. Eine prekäre Lage, die
an verschiedenen Fronten schnellstes Eingreifen erfordert. Können Zamorra,
Nicole, Amos und Bryont bestehen?
Meinung:
Ach wie schön! Hier haben wir einen geradlinigen Roman, der ohne viel
Federlesens zur Sache kommt, mehrere spannende nebeneinander verlaufende
Erzählstränge aufweist und ohne große Albernheiten auskommt
und dabei trotzdem nicht auf Humor verzichtet. Sid Amos ist mal wieder in
Höchstform, für Bryont wird es manches Mal richtig knapp und Lucifuge
Rofocale schwillt vor Wut mehrfach der Kamm an. So mögen wir das und
deshalb ist dieser Roman eine wahre Zierde aus der damaligen Zeit. Gut
gemacht!
Besonderheiten:
Sid Amos büsst eines seiner drei Amulette ein.
Lord Bryont erfährt durch Lucifuge Rofocale, dass die Erbfolge irgendwann
einmal auf der Seite der Hölle gestanden hat.
4 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Ein stimmungsvolles Bild, dass mir sehr gut gefällt. Zwar kommt die
Szene so im Roman nicht vor, aber trotzdem gebe ich gerne 3 Kreuze.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Titelbild des Professor Zamorra Romans Nr. 492 wurde seitenverkehrt auch
noch auf dem Dämonen-Land Roman Nr. 142 verwendet:
Auch auf dem Raven Roman Nr. 6 war das Motiv zu sehen: