Professor Zamorra Nr. 257: Der Teufel mit dem Lorbeerkranz

Professor Zamorra Nr. 257: Der Teufel mit dem Lorbeerkranz


"Sieh genau hin, Zamorra! Zweitausend Jahre sind fast vergangen, aber für dich ist es sehr wichtig, den Feind zu erkennen, bevor er dich erkannt hat!" Die Hand des weiß gekleideten, al en Mannes wies auf eine mächtige Schale, in der violettgrüner Dampf waberte. Langsam und träge wichen die Schwaden und gaben den, Blick auf eine kristallklare Flüssigkeit preis. Wie aus weiter Ferne schob sich im Zentrum der Flüssigkeit eine Projektion heran. Immer deutlicher waren die Konturen zu erkennen. " Was ist das, Merlin?« fragte der Meister des Übersinnlichen gespannt. "Und warum zeigst du mir das? Wenn mich meine Kenntnisse nicht täuschen, ist das ilne Halle in einem Haus zur Zeit der römischen Kaiser. Der Mann da, der sich im Fieberwahn auf dem Bett wälzt, wer ist das?"


von Rolf Michael, erschienen am 03.04.1984

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Merlin klärt Zamorra darüber auf, dass es in der Vergangenheit eine große Gefahr gibt, der sich der Meister des Übersinnlichen schon bald stellen muss. Zamorra wird mittels einer magischen Darstellung des alten Zauberers Zeuge, wie ein körperloser Dämon namens Scaurus in den todkranken römischen Imperator Caligula einfährt und dessen Wesen von Grunde auf verändert. Der bislang als gerecht geltende Kaiser tritt von diesem Tage an, als menschliche Bestie auf.
Als Merlin den Parapsychologen in dessen Exil Beaminster Cottage zurückbringt, überstürzen sich die Ereignisse, denn Carsten Möbius taucht plötzlich auf und berichtet, wie Michael Ullich und dessen Freundin Tina Berner von römischen Soldaten aus der Vergangenheit entführt wurden. Die Ursache hierfür findet sich im Jahre 37 v. Chr. wo der maßlose Caligula eine Zeichnung des griechischen Malers Alexandros sieht. Die Zeichnung stellt eine wunderschöne Frau dar. Alexandros hat sie in seinen Träumen gesehen und deswegen ist er der festen Meinung, dass es diese Frau nicht in Wirklichkeit gibt. Caligula allerdings verlangt es nach ihr und so gibt er dem Maler die Anweisung sie heranzuschaffen oder zu sterben. Alexandros ist verzweifelt, doch ein Optio aus einem Trupp Prätorianer hat Einsehen mit dem Maler und führt ihn zum Hause des Zauberin Locusta, die ihm vielleicht helfen kann. Locusta ist zur Hilfe bereit und ruft Asmodis an (der nebenbei auch dafür verantwortlich ist, dass Scaurus in Caligula einfahren konnte) und bittet für Alexandros um Hilfe. Der Fürst der Hölle willigt ein, erschafft ein Zeitportal und schickt Alexandros und die Prätorianer ins 20. Jahrhundert, wo das lebendige Abbild der Zeichnung gefunden wird. Tina Berner! Die Soldaten greifen an und schaffen es, sie in die Vergangenheit zu entführen. Michael Ullich gelangt dabei ebenfalls in diese Zeit und so erklärt sich Carsten Möbius Gesuch um Hilfe bei Professor Zamorra (was ich ja bereits eingangs erwähnt habe).
Merlin erscheint urplötzlich und händigt den beiden einen seiner beiden Zeitringe aus (dieses Mal handelt es sich um den, der in die Vergangenheit führt). Zamorra und Carsten reisen ins vorgegebene Jahr, nachdem sie nach Rom geflogen sind und stürzen dort in einen Trubel aus verschiedenen Abenteuern, der letztlich dazu führt, dass sie sich alle - als Gegner wohlgemerkt - in der Arena des Circus Maximus wieder finden. Sie müssen als Gladiatoren gegeneinander kämpfen und ihre Überlebenschancen sind - na was wohl? - minimal.


Meinung:
Ich möchte vorwegnehmen, dass ich kein erklärter Feind von Zeitreisegeschichten bin. Aber ich verlange von diesen Stories einen Hintergrund, der sich mit der Natur solch phantastischer Unternehmungen eingehend und vor allem einigermaßen glaubwürdig auseinandersetzt. Nun gut, Zeitreisen sind natürlich generell nicht unbedingt glaubwürdig, aber wenn eine Geschichte davon handelt, muss das Geschehen einfach hübsch verpackt werden und für mich stimmig sein. Und die Geschichte im vorliegenden Roman ist es nicht!
Ich weiß nicht, was für ein Teufel Rolf Michael geritten hat, als er die Story niederschrieb oder welche Gedanken er sich dabei gemacht hat (irgendwie habe ich den Eindruck es waren ein paar zu viel), denn herausgekommen ist ein merkwürdiger Ablauf, in dem sehr viel passiert, aber nichts davon ist wirklich interessant oder packend. Der Plot wirkt auf mich vollkommen überkonstruiert und Herr Michael (wohl ein Kenner der Geschichte, was ich neidvoll anerkennen will) schmeißt alles nur Erdenkliche in den Ablauf hinein. Caligula, Asmodis, Scaurus, Ursus, Locusta, Messalina, die Gladiatorenkämpfe im Circus Maximus, Steinigungen, sexuelle Ausschweifungen und (wenn auch nicht so heftig und aufdringlich wie in einem W. K. Giesa-Roman) nackte oder zumindest doch leidlich bekleidete Mädchen.
Die eigentliche Grundidee (ich vermute jedenfalls, dass sie die Basis bildete) nämlich dass Caligulas Wandel vom "Saulus zum Paulus" oder besser vom "Gutmenschen zum Ar***loch" die Folge seiner Besessenheit durch einen Dämon ist, finde ich eigentlich nicht übel. Und den Zeitraum und Handlungsort für eine Zeitreise im alten Rom anzusiedeln, gefällt mir ebenfalls und hat einen gewissen Chic. Nichts desto trotz verkommt die Geschichte zu einer Aneinanderreihung von Ereignissen, in der ein schwerlich nach zu vollziehender Plan Asmodis' abläuft, in dem Locusta als "Graue Eminzenz" auftritt und die berüchtigte Messalina ihren ersten Auftritt in der Serie hat. Ich weiß jetzt bereits, dass noch mindestens zwei "Rom-Abenteuer" Zamorras folgen werden, die diesem gewissermaßen in der warmen Spur folgen. Ich kann nur hoffen, dass der große Rahmen, dem diese Romane angehören noch mit der einen oder anderen interessanten und spannenden Wendung aufwartet, denn wenn das so weitergeht, wie es im vorliegenden Roman begonnen hat, kann es sehr wohl sein, dass ich beim Lesen einschlafe. In diesem Sinne: Ave Cäsar! Die Todmüden grüßen dich!


Besonderheiten:
Merlin überreicht Zamorra den Zeitring, der in die Vergangenheit führt.
Erster Auftritt von Locusta und Messalina.
Der Juju-Stab bleibt in der Vergangenheit zurück.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Das Cover gefällt mir - im Gegensatz zum Roman - verhältnismäßig gut. Wenn das, was darauf abgebildet wird, auch tatsächlich in der Geschichte geschehen wäre, hätte die Sache insgesamt wesentlich spannender werden können. Insgesamt wirkt das Werk etwas steril, aber trotzdem sind die Personen, der Hintergrund und auch die Einzelheiten gut getroffen. Ist ganz okay!


Coverbewertung:
3 Kreuze