Professor Zamorra Nr. 184: Der Kraken-Götze

Professor Zamorra Nr. 184: Der Kraken-Götze


Schwarz war die Nacht und dunkel ihr Vorhaben! Ohne Fackeln hätten sich die Männer nicht gegenseitig sehen können. »Yoa je esch dhynja!« hallte der monotone Gesang. Fackeln spendeten ein irreales, gespenstisches Licht Weiß glitzerte es in den Augen der Männer. Schwer war ihr Gang, langsam und gemessen ihre Schritte. »Yoa le esch dhynja!« Immer wieder wurden diese Worte wiederholt. »Hay shomare cy zse Cham esch Dhjara!« schrillte die Stimme des Vorsängers im hohen Falsett. »Yoa le esch dhynja!« murmelte es von den Lippen der anderen. »Yoa le esch dhynja!« - »Laßt uns den Leib begraben.«


von Rolf Michael, erschienen am 16.06.1981, Titelbild: Boanda

Rezension von Stefan (Lobo) Albertsen:


Kurzbeschreibung:
Vergangenheit: Der Herrscher des Krakenthrons von Atlantis - Amun Re - stirbt und wird in einer düster beschriebenen Zeremonie beigesetzt. Dies alles geschieht in fernster Vergangenheit, doch es soll schwerwiegende Auswirkungen auf die Gegenwart haben.
Gegenwart (1981): Eine Gruppe Jugendlicher zeltet schwarz inmitten eines nordhessischen Waldgebietes und dabei geschieht etwas geradezu Unbedeutendes. Ein Mädchen aus der Gruppe schneidet sich am scharfen Rand einer Wurstdose und einige Blutstropfen versickern im Erdreich, dringen in die Tiefe ein und fallen auf die Lippen des dort seit Jahrtausenden begrabenen Amun Re. Er wird wieder belebt und erhält einen winzig kleinen Teil seiner Kräfte zurück, mit denen er den jüngst verstorbenen Siegmund Stoller in einen Zombie verwandelt. Dieser soll Opfer suchen, deren Blut Amun Re benötigt und weiter zu erstarken. Ein Versuch, in Stollers Heimatort welche zu finden, schlägt fehl. Die Gemeinde stellt sich vereint hinter den Dorfpfarrer und kann den Zombie vertreiben. Stoller gelingt es jedoch Herman Zartes - aus der Gruppe der Campingfreunde - zu entführen und vor seinen Meister zu schleifen, der ihm sowohl Blut, als auch Lebensenergie absaugt und ihn ebenfalls in einen Zombie verwandelt. Die beiden willenlosen Gehilfen dringen gemeinsam auf die restlichen Camper ein und wahrscheinlich hätte dies auch ausgereicht, um sie alle zu Opfern zu machen, doch es gibt einen Umstand, der das verhindert.
Professor Zamorra und Nicole Duval, die eigentlich auf dem Heimweg nach Frankreich waren, haben sich, geleitet von einem unguten Gefühl, den Campern angeschlossen und stehen ihnen nun im Kampf gegen die Zombies zur Seite. Zamorra kann drei Schwerter, die die Freunde bei sich führen, um einige Fantasyfotos zu schießen, mittels seines Amuletts weißmagisch aufladen und gemeinsam sucht man nun die Untoten. Zunächst stolpern die wackeren Kämpfer des Lichts jedoch über Asmodis, der in Verkleidung auftritt und Zamorra ein Bündnis vorschlägt. Aus Amun Re scheint ein Gegner zu erwachsen, der nicht nur den Kräften des Guten entgegentreten wird, sondern auch denen der Hölle. Amun Re ist nämlich ein Diener der Namenlosen Alten und untersteht somit Kräften, die eventuell sogar noch älter sind, als Luzifer.
Zamorra schlägt das Angebot des Höllenfürsten aus. Asmodis verzieht sich, jedoch klärt er den Meister des Übersinnlichen darüber auf, dass er ihm trotzdem fortan helfen werde, wenn es gegen Amun Re und seine Herren geht, ob er das nun wolle oder nicht. Ansonsten jedoch, würden die alten Verhältnisse gelten.
Während Amun Re durch die Opferung zweier Mädchen aus dem Camperkreis weitere Kraft erhält und seine alte Gefolgschaft, die mit ihm zusammen beigesetzt wurde, zu neuem untoten Leben erwecken kann, treffen Zamorra und seine beiden Helfer auf einen der Zombies und können ihn besiegen. Zuletzt greift eine geheimnisvolle Erscheinung ein, die sich später als der Elbenfürst Glarelions erweist. Nicole und einige andere der Camper werden in Amun Res Bann geschlagen. Letztlich trifft ein Elbentrupp unter Glarelions Kommando und begleitet von Zamorra und den beiden jungen Männern auf die Untoten und die Gebannten. Ein harter Kampf entbrennt!


Meinung:
Mein erster Kommentar zu diesem Roman ist: Gar nicht mal so gut! Ganz ehrlich, ich tue mich schwer das vorliegende Werk entweder als gut oder schlecht zu bezeichnen, weil weder das eine noch das andere vollkommen zutrifft. Rolf Michaels Geschichte weist tatsächlich sehr viele interessante und auch durchaus spannende Elemente auf. Amun Re ist der ganz große Pluspunkt in diesem zerfahren wirkenden Roman.
In Verbindung mit den Namenlosen Göttern, die sogar den Fürsten der Hölle zu erschrecken vermögen und den Mächten der Schwefelklüfte an Macht und Größe gleichgestellt sind (wenn nicht sogar überlegen) besitzt er das Potenzial tatsächlich zu einem ernstzunehmenden Gegner Zamorras werden zu können. Trotzdem krankt die Erzählung an einigen Ecken und Enden und zwar allein schon deswegen, weil ein durchgehender Lesefluss nicht aufkommen kann.
Zu oft unterbricht der Autor die Geschehnisse der Gegenwart, fügt Kapitel aus längst vergangenen Tagen in Verbindung mit Auszügen aus "dem Buch der Totenbeschwörung" ein und ergeht sich darin in einer Mythologie, die er nun wirklich nicht sein eigen nennen darf. Ungehemmt bedient Rolf Michael sich des geschichtlichen Umrisses aus den Erzählungen um Conan den Barbaren oder Kull, König von Atlantis und lässt Namen aus Robert E. Howards bekanntestem Fantasywerk mit einfließen. Die gedankliche Räuberei bei H. P. Lovecraft, dessen Große Alten ohne jeden Zweifel als Vorlage für die Namenlosen Alten dienten, will ich hier nicht näher erläutern, denn hier hat der Autor sich wenigstens die Mühe gemacht die Namen abzuändern.
Zu letzt treffen wir dann aber auch noch auf einen Elbenfürsten mit dem klangvollen Namen Glarelion und schon gesellt sich J. R. R. Tolkien in die Riege derer, deren Werke die Grundlagen für diesen Heftroman bildeten. Ich möchte es ganz klar und deutlich sagen: Ich habe nichts dagegen wenn man "klaut", aber dann sollte man sich wenigstens mit dem Rest etwas mehr Mühe geben, als es hier der Fall ist. Was nutzen einem Autoren all diese hervorragenden Elemente, derer er sich bedient, wenn er sie - ja, so möchte ich es einfach mal ausdrücken - lieblos zusammenschustert?
Dass die Geschichte in der alten Heimat des Verfassers spielen soll und er unbedingt einige seiner Freunde und Verwandte (Peter Michael ist doch wohl der Bruder von Rolf, oder?) mit einzubauen versucht, helfen ihr auch nicht gerade auf die Füße, sondern wirken sogar störend. Selbst wenn man über den näheren Hintergrund nicht informiert ist.
Tja, wie soll man also eine Geschichte bewerten, die ganz bestimmt einen interessanten Background besitzt und die als Grundlage für einen wichtigen Storybogen der Professor Zamorra-Romanreihe gilt, wenn der handwerkliche Umgang mit den zur Verfügung stehenden Bauteilen nicht einmal durchschnittlich ist? Ganz einfach! Man trifft sich irgendwo in der Mitte!

Besonderheiten:
Erster Auftritt von Amun Re.
Erster Auftritt von Muurgh, einem Dämon der Namenlosen Götter.
Erster Auftritt Glarelions.
Asmodis zwingt Zamorra ein Teilbündnis auf.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:

Eines vorweg: Das Cover hat nichts mit der Romanhandlung zu tun, doch ehrlich gestanden stört mich dieser Umstand überhaupt nicht. Obwohl es vom Aufbau her sehr einfach konzipiert ist, gefällt es mir vom Stil her sehr gut. Die Perle im roten Kleid ist sehr nett anzusehen, die Treppenstufen weisen viele Details auf und der Krake ... jupp, den finde ich doch ein wenig gruselig. Also, wieder einmal kein echtes Meisterwerk, aber dennoch solide Arbeit.


Coverbewertung:
4 Kreuze