Professor Zamorra Nr. 46: Das Haus der Verfluchten

Professor Zamorra Nr. 46: Das Haus der Verfluchten


Marie Renard stemmte den rechten Fuß mit aller Kraft auf das Bremspedal ihres schweren Citroéns. Der Wagen schleuderte und kam quer zur Fahrtrichtung zum Stehen. Mit weit aufgerissenen Augen verfolgte die Frau, wie etwa dreißig Männer in Kettenhemden und Rüstungen die Fahrbahn überquerten und in den Wiesen verschwanden. "Ich muß total übermüdet sein", murmelte Marie und zündete sich mit zitternden Händen eine Zigarette an. Ihr Blick fiel auf die Uhr am Armaturenbrett. Mitternacht, Geisterstunde schoß es ihr durch den Kopf. Sie stellte den Scheibenwischer eine Stufe höher. startete den abgewürgten Motor und fuhr langsam weiter. Die Sicht betrug nur wenige Meter; den Unwetter schien sich über diesem Gebiet zu konzentrieren. Blitz auf Blitz fegte vom Himmel. Marie zuckte zusammen, als ein schmetterndes Krachen in unmittelbarer Nähe ihr fast das Gehör nahm. Ein Blick in den Rückspiegel ließ sie zusammenfahren. Eine Pappel am Straßenrand war getroffen. Langsam neigte sich die eine Hälfte des Stammes auf den Wagen zu. Im letzten Moment gab Marie Renard Gas. Der Baum krachte hinter ihr auf die Chaussee. "Es können nur noch wenige Minuten bis zum SchIoß sein." Sie machte sich selbst Mut und trat das Gaspedal tiefer durch. Da tauchte das Schild auf! Ohne den Blinker zu betätigen, bog sie ab und fuhr in die von hohen Bäumen gebildete Allee. Aufatmend drehte Marie den Zündschlüssel um und wollte sich erleichtert zurücksinken lassen. Aber was sie durch die Windschutzscheibe sah, ließ sie an ihrem Verstand zweifeln. Auf dem weiten Schloßhof brannten vier Feuer!


von Mario Werder, erschienen am 23.03.1976