Professor Zamorra Nr. 42: Herr der wilden Wasser
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Die Erde schien zu kochen. Schwefeldämpfe wirbelten auf, heißer,
stinkender Brodem wehte in langen Schlieren über die schroffen Felsen.
Die Luft zitterte. Ein dumpfes Grollen schien tief aus dem Erdinneren zu
kommen, und die Steine erbebten wie unter Fieberschauern. Der Mann in dem
schwarzen, wallenden Mantel stand reglos am Rand der Klippen. Weiß
wehte sein Bart im Wind. Weiß war das Haar, das das schmale, von
unzähligen Furchen durchzogene Gesicht umrahmte und bis auf die mageren
Schultern reichte, fast weiß wirkten auch die großen, durchdringenden
Augen. Der Alte trug einen langen Stab in der Hand. Jetzt schwang er ihn
hoch, reckte ihn in die Luft und ließ ihn seltsame Zeichen und Symbole
beschreiben, als wolle er dem brodelnden Meer tief unter sich gebieten. "Kommt!"
rief er mit einer Stimme, die dünn klang im Wind und dennoch weit trug.
Kommt, meine Kinder! Kommt, meine Geschöpfe! Kommt aus dem Abgrund eurer
Verbannung! Nehmt die Erde wieder in Besitz, die euch einst gehörte..."
Das dumpfe Grollen im Berg schien ihm Antwort zu geben. Seine Augen waren
weit und starr und gleißten wie Eiskristalle, und um seins Lippen lag
ein geheimnisvolles Lächeln.
von Susanne Wiemer, erschienen am 27.01.1976, Titelbild: Roland Winkler
Rezension von
Frithjof:
Kurzbeschreibung:
Auf Island öffnet ein mysteriöser alter Mann eine Zeitschranke.
Der Paläontologe Charles Maruth und seine Freundin Patricia Niles werden,
als sie die Nagelfar-Höhle erforschen wollen, von Pteranodon - Flugsauriern
- angegriffen. In Paris will sich der angeblich übersinnlich begabte
John Garfield zusammen mit seinem Medium Rebecca Garcia einem Test stellen.
Unter Professor Zamorras kritischen Auge wollen die jungen Leute Kontakt
mit dem Jenseits herstellen. Statt dessen empfängt Rebecca den telepatischen
Hilferuf von Charles Maruth. Sie kann sogar Blut erkennen und hört den
Flügelschlag der Flugechsen. Zamorra ist mit Maruth gut bekannt und
macht sich, zusammen mit Nicole Duval und Bill Fleming, auf nach Island.
Aber für Charles Maruth und seine Lebensgefährtin kommt jede Hilfe
zu spät. Als Zamorra und seien Freunde die Nagelfar-Höhle erreichen,
werden si ebenfalls von dem Pteranodon-Schwarm angegriffen. Als die drei
in der Höhle Schutz suchen, stürzten Zamorra und Bill in einen
Lavasee. Doch anstatt zu verbrennen, finden sich die beiden in der Kreidezeit
wieder. Bei dem Lavasee handelt es sich um die immer noch geöffnete
Zeitschranke. Und schon ist ein T-Rex hinter den beiden her. Auch Nicole
stürzt später durch die Zeitschranke, landet aber in der Steinzeit.
Für Zamorra und seine Freunde wird die Zeit knapp, da die Zeitschranke
sich irgendwann wieder schließen wird...
Meinung:
Klasse! Wieder ein Volltreffer. Ein Roman, dessen Handlung nie an Spannung
verliert. Man kann sich die Schauplätze sehr gut vorstellen, ohne das
sich die Autorin in detaillierten Schilderungen verliert. Okay, Stories mit
Zeitreisen in die Urzeit hat es in Romanen, Filmen und Comics schon reichlich
gegeben, aber in diesem Fall kann man darüber hinweg sehen. Die Szenen
in der prähistorischen Vergangenheit sind packend geschrieben und besonders
Zamorra und Bills Abenteuer in der Kreidezeit bildet einen gelungenen Kontrast
zum Rest des Romans, der vor der unwirtlichen Kulisse Islands spielt. Island
wird als Schauplatz für Horror-Romane eher selten gewählt, eignet
sich aber aufgrund seiner düsteren Atmosphäre sehr gut dazu.
5 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Zwar könnte das Cover die Anfangsszene des Romans wiedergeben, was ja
selten genug ist, aber leider wirkt es ziemlich dilettantisch gemalt.
Schade.
Coverbewertung:
Rezension von
Skywalker:
Kurzbeschreibung:
Ein Kollege von Professor Zamorra wird auf Island von
prähistorischen Flugsauriern angegriffen und zusammen mit seiner Verlobten
getötet. Zamorra macht sich daraufhin mit Nicole und Bill Flemming auf
den Weg nach Island um die Morde aufzuklären. Dabei kreuzen die drei
den Weg des "Alten vom Meer", welcher mit Hilfe einer Zeitschranke die Menschen
auf Island vernichten will und die Insel zurückerobern will.
Meinung:
Die frühen Romane von Professor Zamorra stehen oft in der Kritik,
da die verschiedenen Autoren von einander unabhängige Romane verfassten
und keinen langfristigen Plan verfolgten. Dennoch sollte man sich nicht
täuschen lassen, denn unter den frühen Romanen gab es auch einige
spannende und gut geschriebene Romane. Dazu zählt auch dieser Roman,
der wirklich spannend und kurzweilig ist und darüber hinaus
abwechslungsreich. Die Szenen in der Urzeit und der Eiszeit sind gut und
unterhaltsam. Einzig stört die Tatsache, dass Bill Flemming auch nach
diesem Abenteuer immer noch nicht an übernatürliche Kräfte
glaubt und mal wieder das Amulett am Ende dem "Alten vom Meer" den Garaus
macht. Für vier Kreuze langt es nicht, aber Schluß endlich gibt
es von mir gute drei Kreuze.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Nicht schlecht aber auch etwas zu theatralisch.
Coverbewertung:
Ein Zusatzhinweis zu dem Titelbild kommt von Michael Schick:
Das Titelbild wurde auch schon auf dem Cover der John Sinclair Sammler Edition
Nr. 123 verwendet: