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Knochige Hände lösten die Taue. Schwere Stiefelschritte pokerten
über die Holzbohlen des plumpen Wasserfahrzeugs. Wieder packten die
Hände zu, zogen stählerne Hebel aus der Arretierung. Die Fähre
wurde von den Fluten des Stromes gepackt.Wellen schmatzten gegen den geteerten
Rumpf. Über den Fluß fauchte ein eisiger Windhauch. Düstere
Wolkenbänke schoben sich vor den Nachthimmel. Kein Mondlicht wurde frei.
Der alte Fährmann stand aufrecht und unerschütterlich. Selbst bei
Sturm und Wellengang hatte er so gestanden - knorrig, hager, wie mit den
Decksplanken verwachsen. Dreißig Jahre lang, tagaus, tagein. Die
Rhône war sein Gesprächspartner geworden, Wind und Wetter
seine Gefährten. Von armdicken Drahtseilen gehalten, wurde die Fähre
durch die Strömung langsam zur Flußmitte geschoben. Jäh kam
der pontonähnliche Rumpf mit den eisernen Geländern zum Stillstand
- so, als sei plötzlich ein unsichtbarer Anker geworfen worden. Der
Fährmann verließ seinen gewohnten Platz bei den Steuerhebeln.
Ruhig, das lederhäutige Gesicht in den Wind gerichtet, ging er zur vorderen
Rampe. Heftige Böen kamen auf, schluckten das Poltern seiner Schritte:
Dann blieb der alte Mann stehen. Seine dunkle Arbeitskleidung ließ
ihn vor dem Nachthimmel konturenlos erscheinen.