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Die Sonne versank als Glutball im Westen. Noch stand ein Streifen des dunstigen
roten Widerscheins über dem Horizont und übergoß den Ozean
mit malvenfarbenem Glanz Die Silhouetten der Inseln lagen wie schwarze Buckel
im Wasser, und Masten, Schornstein und Flaggenstag des Fährschiffs "Aloha
II " bildeten ein schwarzes Filigran vor dem Hintergrund des Himmels.
Kapitän Morton Danning hatte das Ruderhaus verlassen - das Wetter war
gut, der Steuermann würde die Passage durch das Riff allein finden.
Sie hatten eine Gruppe bleichsüchtiger, sonnenhungriger Touristen zu
den Hotelpalästen auf einer erst kürzlich für den Tourismus
erschlossenen Insel geschippert, jetzt war die "Aloha II" auf dem Rückweg
nach Oahu. Nur noch ein einziger Passagier lehnte im Halbdunkel an der Reling
und blickte auf das ruhige Wasser hinaus. Morton Danning musterte den Mann.
Der Bursche war hoch gewachsen und hager, verfügte über eine
ausgeprägte Raubvogelphysiognomie und trug das schwarze Haar für
sein Alter und den Geschmack des Kapitäns ein Stück zu lang. Auch
der merkwürdige schwarze Umhang um seine Schultern war nicht gerade
das, was die Herrenmagazine für diesen Sommer vorschlugen. Aber in punkto
Mode bei Hawaii-Touristen hatte Morton Danning längst aufgehört,
sich zu wundem. Er schob seine Kapitänsmütze ins Genick, zündete
sich eine Zigarette an und wandte sich nach Steuerbord, weil er erstens selbst
nicht zu den gesprächigen Typen zählte und zweitens auch nicht
den Eindruck hatte, daß sein Fahrgast Wert auf eine Unterhaltung
legte.