Professor Zamorra Hardcover Nr. 24: Höllische Visionen

Professor Zamorra Hardcover Nr. 024: Höllische Visionen


Eine Frau bekommt ein neues Herz transplantiert und wird schon kurze Zeit später von höllischen Visionen geplagt. Ist ihre Spenderin tatsächlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen? Oder wurde sie in Wirklichkeit von einem Dämon ermordet? Gibt es tatsächlich ein Zellgedächtnis? Oder spielen noch ganz andere Dinge eine Rolle? Die verzweifelte Frau sucht Hilfe bei Professor Zamorra und Nicole. Die beiden machen bei ihren Recherchen Bekanntschaft mit einer Mädchenfußballmannschaft, deren Spielerinnen mit einem unheimlichen Fluch belegt zu sein scheinen, und stoßen schließlich auf ein tödliches Geheimnis aus tiefster Vergangenheit, das in Afrika seinen Anfang nahm ...


von Volker Krämer, erschienen im Dezember 2007, Titelbild: Sandobal (Werner Öckl)

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Petra Cerny hat das Herz eines toten Mädchens eingepflanzt bekommen. Seitdem plagen sie grauenhafte Visionen, von einem afrikanischen Medizinmann mit dämonisch funkelnden Augen. Auch das Wesen Petras verändert sich und so wendet sie sich hilfesuchend an Professor Zamorra und Nicole Duval. Die Franzosen finden heraus, dass das Herz, welches Frau Cerny erhalten hat, von einer gewissen Maria Wegener stammt, die angeblich bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Gemeinsam mit Petra Cerny reisen die Dämonenjäger nach Deutschland. Dort werden sie aber nicht nur mit dem mysteriösen Todesfall der Maria Wegener konfrontiert, auch zwei weitere Mädchen der Fußballmannschaft, in der auch Maria spielte, starben unter geheimnisvollen Umständen. Derweil werden die Visionen Petra Cernys immer bedrückender. Zamorra befürchtet, dass sie in das Visier eines Dämons geraten ist, der auf Umwegen aus Afrika nach Deutschland gelangte und jetzt Angst und Entsetzen verbreitet ...


Meinung:
Christian Schwarz' zweiter Soloroman innerhalb der Hardcover-Reihe bietet dem Zamorra-Fan einen interessanten Plot und ein ungewöhnliches Milieu. Mit einer Mädchen-Fußballmannschaft hatte es der Meister des Übersinnlichen in seiner langen Dienstzeit noch nie zu tun gehabt und es ist äußerst spannend zu verfolgen, wie der Autor den Bogen, beginnend im Afrika des achtzehnten Jahrhunderts, weiter über das dritte Reich bis in die Gegenwart nach Deutschland, spannt. Leider wird hier nicht der Hintergrund eines weiteren Seriencharakters beleuchtet. Vielmehr bietet "Höllische Visionen" dem Leser einmal mehr ein normales Zamorra-Abenteuer im XL-Format. Bei der Darstellung der Hauptfiguren schoss der Autor gehörig über das Ziel hinaus und stellt Zamorra und Nicole des öfteren als triebgesteuerte, postpubertäre Pausenclowns dar. Die Anzüglichkeiten, die sie bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vom Stapel lassen sind bald schon recht ermüdend. Wenn man sich vor Augen hält, dass beide bereits über sechzig Lenze zählen und in den letzten dreißig Jahren mehr durchgemacht haben, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben, verhalten sie sich alles andere als angemessen. Auch im Umgang mit ihren Mitmenschen offenbaren Zamorra und vor allen Dingen Nicole wenig Feingefühl. Petra Cerny wird zunächst sehr gönnerhaft behandelt und im Gespräch mit der jungen Rebecca ist Nicole kein Stück reifer, als die gerade Sechzehnjährige. Die ständigen Anspielungen auf die Männerwelt tun ihr Übriges, dass der Lesefluss zeitweise sehr zäh verläuft. Dass zudem immer wieder betont werden muss, wie gut Nicole und ihr Lebensgefährte aussehen, und dass sie ständig bewundernde, ja anhimmelnde Blicke ernten ist nicht nur unzeitgemäß, sondern schon lange überholt. Um sämtliche Klischees zu bedienen, müssen Zamorra und Nicole sich natürlich bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Klamotten vom Leib reißen, um sich ganz ihren sexuellen Fantasien hinzugeben. Doch weder die Techtelmechtel zwischen den Protagonisten, noch die Sexszene zwischen Rebecca und ihrem heimlichen Lover (Kapitel 9, S. 107) sind annähernd erotisch, sondern wirken eher unbeholfen. Doch nicht nur der Autor scheint einen schlechten Tag gehabt zu haben. Auch die Korrekturleser und das Lektorat haben die eine oder andere Stilblüte übersehen. Gleich zu Beginn des zweiten Kapitels steht zu lesen, dass die Handlung im September spielt und noch auf derselben Seite will sich Zamorra von der "sengenden Augustsonne" braten lassen. Der Satz auf Seite 227 lässt ebenfalls jegliche Logik vermissen: "Anja ging im richtigen Moment zwischen zwei Verteidigerinnen durch, hielt den Fuß hin und verwandelte Volley." Der Sinn dieses Satzes hat sich mir auch nach mehrmaligem Lesen nicht erschlossen. Zudem nennt der Dämon Zamorras Amulett ständig nur "Entität". Das eine oder andere Mal hätte man da durchaus das Wort Wesenheit einsetzen können. Die Dialoge zwischen den jungen Frauen lesen sich bedauerlicherweise häufig sehr gezwungen, wirken verkrampft und gezwungen cool. Dafür kann man Christian Schwarz keine mangelnde Recherche vorwerfen. Die Fakten bezüglich der okkulten Riten, der Machenschaften des SS-Gruppenführers Weisthor und des Frauenfußballs wurden nicht nur korrekt sondern auch fesselnd in die Handlung integriert. Auch der Spannungsbogen wurde gut aufgebaut und immer wieder gelingt es dem Autoren falsche Spuren zu legen und somit nicht nur Zamorra, sondern auch den Leser in die Irre zu führen. Allerdings hätte man nicht ganz so ausführlich auf die afrikanische Vergangenheit eingehen müssen und am Ende bleibt das unbestimmte Gefühl hier einen aufgebauschten Roman zu lesen, der schließlich doch recht unspektakulär endet. Die vorliegende Geschichte hätte sich ebenso gut als Zweiteiler in der Heftserie gemacht und wäre dann noch erheblich günstiger gewesen. Da hätte sich schon eher der Zweiteiler um die Pesthexe von Wien (PZ 866 / 867) als Hardcover angeboten.
Fazit: Durchschnittliches Lesevergnügen, welches deutliche Schwächen in der Charakterisierung und dem Stil besitzt. Von der Story her schön gestaltet aber dann doch nicht so herausragend, dass ein teures Hardcover gerechtfertigt ist.


2 von 5 möglichen Kreuzen:
2 Kreuze


Kommentare zum Cover:
Sandobal alias Werner Öckl hat sich wieder mal sehr viel Mühe gegeben, um dem Dämon Hausakoy ein angemessenes Aussehen zu verleihen. Auch die Szene im Vordergrund mit den beiden spielenden Mädchen wirkt sehr dynamisch.


Coverbewertung:
4 Kreuze