Occu Nr. 3: Seance des Grauens

Occu Nr. 3: Seance des Grauens


Unheimlich flackerte das Kaminfeuer. Es warf dämonische Schatten an die rot-schwarz-tapezierten Zimmerwände. Die schweren Samtvorhänge schluckten den Schein des Feuers: Im Raum brannte kein Licht. Unter einem Ölgemälde, das einen Chinesen darstellte, stand ein Sessel. Darauf saß ein weißhaariger, vornehmer alter Herr. Er zitterte vor Erregung. Immer wieder fuhr er sich mit beiden Händen übers Gesicht. Dann starrte er wieder vor sich in den düsteren Raum. "Wohin muß ich sehen?" flüsterte er mit bebenden Lippen und sah zu einem der Männer auf, die zu beiden Seiten seines Stuhls standen. Sie waren in schwarze Gewänder mit spitzen Kapuzen gekleidet.


von Hademar Bankhofer, erschienen im April 1976

Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Olga, Viola und Joe Baxter, die Ermittler des Parapsychologic Departement, sollen in Amsterdam einen vermeintlichen Hochstapler entlarven, der Seancen abhält in denen er angeblich Körper und Geist der Verstorbenen rematerialisieren lassen kann. Kurz darauf stellt sich allerdings heraus, dass sich der mysteriöse Dr. Bunn vermutlich viel schwerwiegenderen Verbrechen schuldig gemacht hat, als nur dem Betrug. Denn kurz darauf wird vor den Augen der Ermittler eine stark geschminkte Mädchenleiche aus einem Kanal gefischt. Die Tote hat frappierende Ähnlichkeit mit einer der "Verstorbenen", die erst vor kurzem von Dr. Bunn beschworen wurde. Es ist bereits die siebte Leiche, welche die Amsterdamer Polizei findet. Wenig später wird eine achte, ebenfalls stark geschminkte Leiche entdeckt. Doch Dr. Bunn kann alle Verdachtsmomente von sich weisen und letztendlich steht es Aussage gegen Aussage. Da wird Olga von den Geistern der getöteten Mädchen ins Jenseits entführt, wo ihr diese erklären, dass sie Rache an Dr. Bunn nehmen wollen und Olga sich mit ihren Freunden den Geistern besser nicht in den Weg stelle, ansonsten würden auch sie sterben. Und die Rache der Toten ist grausam ...


Meinung:
Der dritte Band der Serie setzt die Erfolgssträhne schlechter Romane gekonnt fort. Gleich zu Beginn bekommt der Leser einen Beweis für die sprachlichen Mängel des Romans, als einer von Dr. Bunns Kunden sagt: "Ich darf mein geliebtes Kind nicht nur sprechen, sondern auch sehen und angreifen." Gemeint ist an dieser Stelle das anfassen, was natürlich völlig anders rüberkommt. Die Story selber ist neben ihrer hanebüchenen Dramatisierung, wenig dazu angetan wirkliche Gruselstimmung zu erzeugen. Die Charaktere sind alle sehr blass und farblos und reagieren in den abgefahrensten und extremsten Situation vollkommen unrealistisch, was dem Roman zugegebenermaßen einen nicht geringen Teil an unfreiwilliger Komik beschert. So wird vor den Augen zweier älterer Damen ein Mann in der Luft getötet, in dem ihm die Geister Gliedmaßen und Kopf ausreißen. Bei Henry Ghost liest sich das dann so: Der Kopf fiel direkt vor Gretje und Beatrix Norweig zu Boden. Die Augen waren weit aufgerissen. Der Mund schrie noch immer und verzerrte sich allmählich zu einer Totengrimasse. "Komm, Gretje", flüsterte Beatrix. "Rasch, weg von hier. Da hat der Teufel seine Hand im Spiel." Eine, in Anbetracht der Situation nicht gerade angemessen Reaktion. Zumal die beiden Damen kurz darauf mit den Hauptakteuren beisammensitzen, um Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Darüber hinaus scheint der Verlag mit der Reihenfolge der Romane durcheinandergekommen zu sein, denn eine Schauspielerin spricht Joe Baxter auf seinen Fall mit Jack the Ripper an, der aber erst als Band 4 erscheint. Und am Schluss wird Joe Baxter von seinem Chef auf einen neuen Fall aufmerksam gemacht, in dem es um ein Hexentreffen geht. Und genau dieser Roman wird im nächsten Band als Nr. 5 angekündigt. Das wäre ja alles kein Beinbruch. Fehler passieren nun einmal, aber leider ist der Roman auch bar jeder Spannung. Olga, Viola und Joe sind wie eigentlich immer die strahlenden Helden, welche über übersinnliche Fähigkeiten verfügen und damit sogar Superman und Konsorten in den Schatten stellen, wenn sie gemeinsam über Hausdächer schweben und sich ent- und rematerialisieren. Sollten die edlen Kämpfer des Lichts dann doch mal mit ihrem Latein am Ende sein, wird mittels Telepathie Kontakt mit dem Boss aufgenommen und der sagt einem alten Zausel namens Guru Jogami (nicht: Origami) Bescheid, der sogleich seine PSI-Kräfte zur Unterstützung sendet. Irgendwie gelingt es einem nicht einmal ansatzweise mit den Protagonisten mitzufühlen und um sie zu bangen. Die Bösewichter haben leider genauso wenig Profil und Charisma und ihre Handlungen entbehren nicht nur jeglicher Logik sondern sind auch alles andere als nachvollziehbar. Um ab und an ein Gruselgefühl aufkommen zu lassen baut der Autor in unregelmäßigen Abständen eine heftige Gewaltszene mit ein, wie zum Beispiel, das oben erwähnte Zerreißen oder das Ausstechen von Augen. Aber durch rohe Gewalt und/oder Ekel wurde noch nie eine gute Grusel-Atmosphäre geschaffen. Den letzten Funken Lesespaß vernichten schließlich so originelle Namensgebungen wie Conny Crash!


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Ebenfalls keine Glanzleistung. Passt zwar hervorragend zu Handlung, vom Stil her aber eher zu einem schlechten Comic. Mr. Burns meets the Ku-Klux-Klan.


Coverbewertung:
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