Monstrula Nr. 41: Das Blutschloß

Monstrula Nr. 41: Das Blutschloß


Im Umkreis von Meilen stand kein Haus, fuhr kein einziges Auto. Die Landstraßen von Wales waren leergefegt von Menschen - bis auf einen Wagen, einen staubigen Kombi, der sich, den Serpentinen der Straße folgend, Errogh Castle näherte. Der Fahrer des Kombi, John Smither, war todmüde. Immerhin war Mitternacht schon längst vorbei, und er kam aus London. Nur um sich wachzuhalten, griff er nach einer Zigarette. Für Sekunden fiel sein Blick zwischen den dunklen Bäumen hindurch auf Errogh Castle. Das alte Gemäuer lag unten im Tal, umgeben von einer Hügelkette. Der Mond schien so hell in dieser Märznacht, daß John Smither jeden Erker, jede Zinne des Schlosses sehen konnte. Irgendwo in den Wäldern heulte ein streunender Hund. Smither hörte es durch das halbgeöffnete Seitenfenster. Die Flamme des Feuerzeuges schnappte auf, Glut fraß sich in seine Zigarette. Nur mit einer Hand steuernd, zog John Smither den Kombi durch eine Kurve, während er das Feuerzeug in seiner Tasche verstaute, und stieg im nächsten Moment erschrocken auf die Bremse. Mit quietschenden Reifen kam der Kombi schleudernd zum Stehen. Der Motor war abgestorben, da Smither in der Schnelligkeit nicht auf die Kupplung getreten hatte. Totenstille senkte sich über den dunklen Wald, dessen dichtes Laubdach der Mond nicht durchdringen konnte. Nur die Bäume rauschten unter einem schwachen Lufthauch.


von M.R. Richards, erschienen am 29.03.1976, Titelbild: Lührs