Monstrula Nr. 36: Tanz am Abgrund

Monstrula Nr. 36: Tanz am Abgrund


Aus haßerfüllten Augen starrten sie durch die hohen Fenster des Saals hinunter auf die Straße, wo eine Kette von Polizisten ausschwärmte. Mit schriller Alarmklingel fuhren zwei weitere Streifenwagen vor. Die Wagen von Scotland Yard standen ein Stück abseits. "Es ist aus", sagte der breitschultrige weißhaarige Mann. Er drehte sich langsam um und blickte die hinter ihm stehenden sechs Personen an, drei Männer und drei Frauen. Eine der Frauen sprang vor. Sie bewegte sich mit katzenhafter Geschmeidigkeit. Ihr Gesicht war von Angst entstellt. "Es muß eine Rettung geben!" schrie sie dem Weißhaarigen entgegen. "Niemand darf uns daran hindern, unsere Mission zu erfüllen!" Die Stimme war plötzlich da, übermächtig, dröhnend. Die Polizei hatte einen Lautsprecherwagen in Stellung gebracht, der die Aufforderung zur Kapitulation gegen das alte schloßähnliche Gebäude donnerte. Das Haus ist umstellt! Ein Entkommen ist unmöglich! Verlassen Sie das Haus mit erhobenen Händen! Jeder Widerstand ist zwecklos! Wir geben Ihnen fünf Minuten Zeit, dann stürmen wir! Die drei Männer und drei Frauen prallten beim Klang der Stimme erschrocken zurück. Nur der Weißhaarige, ihr Anführer, behielt einen klaren Kopf. "Wenden wir uns an unseren Herrn und Meister", sagte er tonlos. "Er hat uns bisher geleitet, er wird uns auch jetzt die richtigen Befehle erteilen!" Wortlos scharten sich alle sieben um eine an der Stirnseite des Raumes stehende Steinstatue, knieten davor nieder und senkten die Köpfe, bis sie mit der Stirn den Boden berührten. So verharrten sie minutenlang in andächtigem Schweigen, bis von der Statue ein geisterhafter Schein ausging. Wieder klang eine Stimme durch den Raum, diesmal nicht aus dem Lautsprecher der Polizei stammend. Der Sprecher blieb unsichtbar.


von M.R. Richards, erschienen am 19.01.1976, Titelbild: Olof Feindt