Monstrula Nr. 8: Der Satan führt Regie
Von Big Ben hallten die weltberühmten Schläge über Westminster,
das bereits in tiefer nächtlicher Dunkelheit lag. Die Zeiger zeigten
die achte Stunde des Abends an. In dem Haus Marsham Street 16, einem
viktorianischen Bau, der nicht einmal entfernt den Reichtum seines Besitzers
erahnen ließ, waren alle Fenster hell erleuchtet. Die Kristallüster,
die Seidentapeten und die Bilder in den vergoldeten Rahmen, die man durch
die Scheiben sah, berichteten schon mehr von dem Luxus, in dem die Bewohner
dieses Hauses lebten. Doch aller Luxus konnte sie nicht vor dem Grauen bewahren,
das gnadenlos zuschlug. Der Satan führte die Regie an diesem Abend ...
"Archibald, unsere Gäste werden gleich kommen! Bist du immer noch nicht
fertig?" Mrs. Elizabeth Murhead strich ungeduldig ihr teures Abendkleid zurecht,
das sie heute am Geburtstag ihres Mannes zum erstenmal tragen wollte. Zufrieden
betrachtete sie das rosa Satinkleid mit dem weißen Nerzsaum.
von M.R. Richards, erschienen am 18.11.1974, Titelbild: Olof Feindt
Rezension von
Adee:
Kurzbeschreibung:
Sir Archibald Murhead feiert Geburtstag. Er unterhält sich gerade mit
seiner Frau im Nebenzimmer, als er eine Sekunde später vom Kronleuchter
baumelt. Londons neue Tageszeitung THE BELL hat eine tolle Schlagzeile.
Geisterseher und Reporter Jack Callum hält nichts von dem Schmierblatt.
Auch dann nicht, als er BELLs Chefredakteurin und Herausgeberin kennen lernt,
die schöne Rita Madeline, nachdem ihn ein anonymer Hinweis darauf bringt,
dass Murheads Tod kein Selbstmord war.
Rita hat keine Probleme, Jack ins Bett zu locken. Aber dann entdeckt der
Geisterseher, dass Murhead ein neues Portrait hat. Seinen übersinnlichen
Kräften entgeht nicht, dass auf dem Bild auch Murheads Tod zu sehen
ist mit Datum und Uhrzeit. Wie ein Zeitzünder. Dämonische Kräfte
haben den Bankier getötet.
Es folgen weitere Todesfälle, bei denen immer ein dämonisches Bild
die Ursache ist. Jack kann den Maler nicht auffinden, dafür stolpert
er über die Tatsache, dass Rita Madeline nicht nur hinter reißerischen
Schlagzeilen her ist, sondern in die Morde verstrickt ist. Ein Wettlauf mit
der Zeit beginnt, denn der Dämonenmaler sitzt schon an Jacks Portrait.
Meinung:
SPOILER! Also alle sind gewarnt :-)
Spannend ist der Fall ja, in den der Geisterseher hier verwickelt wird. Auch
die Affäre mit der taffen Rita ist nett erzählt, vor allem das
danach folgende Katz-und-Maus-Spiel. Aber im letzten Drittel läuft die
Geschichte dann aus dem Ruder. Da der dämonische Maler hautsächlich
von sehr irdischen Gelüsten wie Geldgier getrieben wird, hat es unser
Held dieses Mal mit einem handfesten Gegner zu tun statt wie so oft mit
rachsüchtigen Geistern, und die Ermittlung, die Callum von einer Sackgasse
in die nächste führt, ist unterhaltsam.
Aber es bleibt völlig offen, wo der Maler seine dämonischen
Fähigkeiten her hat, was das Ganze recht beliebig macht, und das Ende
kann man nur als sinnfrei bezeichnen. Der Mörder richtet im Museum mit
einem Bild ein Massaker an, bloß weil er es kann. Und dann begeht er
Selbstmord. Obwohl ihm nichts passieren kann. Was sollte Callum denn tun?
Ihn vor Gericht bringen? Weil er dämonische Bilder malt? Aber um weitere
Morde zu verhindern, hätte Callum ihn nur töten können. Und
der Geisterseher ist ja nun wirklich kein selbst ernannter Rächer, der
kaltblütig tötet. Also scheidet das aus. Und der Roman hatte seinen
Umfang erreicht, da war kein Platz mehr. Man kann sich des Eindrucks nicht
erwehren, dass sich der Autor hier irgendwie in die Ecke geschrieben
hat.
Dafür sind die Morde in gewohnter Manier teilweise recht deftig. Die
Idee mit dem Bild unter dem Bild, das das dämonische Attentat zeigt
und ausführt, ist recht gruselig, und wie immer muss Callum hart arbeiten,
um weiteres Unheil zu verhindern. Was ihm natürlich nicht gelingt. Insofern
ist das ein typischer Monstrula, der wegen seiner recht komplexen Jagd auf
den Bösen dann so gerade eben noch seine 3 Kreuze verdient.
Besonderheiten:
Jacks Kollege Harry Parker hat hier kurze Auftritte. Der Autor baut Callums
spätere Mistreiter langsam und behutsam über mehrere Romane verteilt
langsam auf.
3 von 5 möglichen Kreuzen:
Kommentare zum Cover:
Das Ungeheuer der schwarzen Lagune ist hier gut getroffen, aber das Opfer
erinnert doch sehr an einen Transvestit. Wenigstens ist das Cover im Stil
der Serie.
Coverbewertung:
Zusatzhinweise zu dem Cover kommen von Michael Schick:
Das Monster vom Titelbild des Monstrula Romans Nr. 8 stammt ursprünglich
aus dem amerikanischen Horrorfilm-Klassiker "CREATURE FROM THE BLACK LAGOON".
Es war unter anderem auch auf dem Cover des Magazins "FAMOUS MONSTERS OF
FILMLAND" Nr. 120 abgebildet:
Und auch auf dem Titelbild des "MONSTER WORLD"-Magazins Nr. 4 war es schon
zu sehen: