Macabros Nr. 50: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht

Macabros Nr. 50: Rha-Ta-N'mys Leichenschlucht


Am Vorabend seines Todes äußerte der alte Mann einen Wunsch. "Ich habe fast alle seine Filme gesehen", sagte er zu der Pflegerin, die seit drei Wochen Tag für Tag in das Haus des Kranken kam und sein Sterben miterlebte. Er, hatte es abgelehnt, einen Arzt hinzuzuziehen. Ronald Martin wußte, daß seine letzte Stunde gekommen war. Er wollte nicht durch Infusionen und elektronische Geräte eine künstliche Lebensverlängerung bewirken.


Rezension von Florian Hilleberg:


Kurzbeschreibung:
Ronald Martin, Diener der Dämonengöttin Rha-Ta-N’My, liegt im Sterben. Doch vorher beauftragt er seine Pflegerin Gwendolyn dem berühmten Horrorfilm-Regisseur Joe Octlan einen Brief zu überbringen. Dieser folgt sogleich der Einladung seines „Fans“ und besucht den Sterbenden. Der nutzt die Gelegenheit und führt mittels schwarzer Magie einen Seelenaustausch durch. Der Geist Joe Octlans stirbt mit dem alten Körper des Dämonendieners, während die Seele von Ronald Martin im Körper des Regisseurs weiterlebt. Als Octlan geht Martin daran einen neuen Film zu drehen, der den bezeichnenden Titel „Rha-Ta-N’Mys Leichenschlucht tragen soll. Ort des Geschehens soll eine Schlucht nahe Dayton sein, in welcher der kleine Ort Hatonshire liegt. In einem verlassenen Stollen nimmt Martin/Octlan Kontakt zu der Dämonengöttin auf und befreit zwei Ungeheuer in Gestalt riesiger Schnecken, die er auf Hatonshire loslässt. Durch einen Zeitungsbericht wird der PSA-Agent Larry Brent auf das Filmprojekt aufmerksam und beschließt, sich den Drehort aus der Nähe anzusehen. Doch Rha-Ta-N’Mys Monster scheinen unüberwindbar....


Meinung:
Was sich liest wie eine Kurzbeschreibung zu einem Larry-Brent-Roman ist in Wirklichkeit der 50. Macabros-Roman und damit das erste kleine Jubiläum, in der es zu einem Cross-Over von Dan Shockers wichtigsten Helden kommt. Zwar sind sich Larry Brent und Macabros bereits in dem LB-Roman „Pandämonium“ begegnet, aber wirklich kennen lernen tun sie sich erst in diesem Heft. Der Part von Björn Hellmark beschäftigt sich zum größten Teil mit einer Nebenhandlung, welche für die Titelgebende Leichenschlucht nicht von Belang ist. Dabei bekommt es Hellmark mit einem Dämon namens Brian Adams zu tun, der allerdings nichts mit dem erfolgreichen Musiker zu tun hat, denn im Jahre 1977, als der Roman das erste Mal erschienen ist, war der Rocksänger noch nicht bekannt. Mit der Schicksalhaften Begegnung des PSA-Agenten mit dem Sohn des toten Gottes sind die Highlights dieses Jubiläums-Bandes aber auch schon aufgezählt. Der Rest ist eine routiniert geschriebene, recht durchschnittliche Gruselstory, die zumindest am Anfang noch eine stimmungsvolle Atmosphäre aufweisen kann. Unheimlich beschreibt Dan Shocker den perfiden Plan des alten Dämonendieners und wie er in der Gestalt des Regisseurs darangeht sein neues Projekt zu verwirklichen. Auch das anfängliche Erdbeben und die Angst der Bewohner werden plastisch beschrieben. Allerdings wirkt der Handlungsfaden um Björns Erpressung und den Anschlag auf sein Leben etwas aus dem Zusammenhang gerissen und hätte eher was für einen eigenen Roman hergegeben. Wobei die Logik einige Kapriolen schlagen muss, denn woher weiß Björn eigentlich, wo der erpresste Kellner seine Waffen versteckt hat? Abgesehen davon, dass er vermutlich wusste, dass ein Anschlag auf ihn erfolgte, denn ansonsten lässt er Macabros kaum im Bett schlafen, was auf die Dauer viel zu kräfteraubend wäre. Das Zusammentreffen der beiden Helden von Dan Shockers erfolgreichsten Serien ist allerdings so zufällig, dass es nur den eingefleischten Fans gefallen kann. Denn zufällig befindet sich die Leichenschlucht in der Nähe des Forschungszentrums von Richard Patrick, wohin Macabros eigentlich wollte, und rein zufällig hört er dabei den Lärm, den die Monsterschnecken zwangsläufig bei ihrem Vernichtungswerk anrichten, welches sie zufällig genau zu dem Zeitpunkt veranstalten, an dem Macabros dort auftaucht. Wie gesagt, die Begegnung hätte man besser planen und sich dabei völlig auf die Story der Leichenschlucht konzentrieren können. Die Handlung selber ist ebenfalls recht dünn, denn außer den Namen hat die Leichenschlucht und der gesamte Roman kaum etwas mit Rha-Ta-N’My zu tun, außer, dass sie einen Satz an ihren Diener richten darf. Die Riesenschnecken, welche als Staubsauger fungieren, wirken eher komisch als bedrohlich und gehören in einen japanischen Monsterstreifen. Am Ende merkte der Autor wohl, dass die Seiten plötzlich zu Ende waren und zog recht schnell und kompromisslos einen Schlussstrich. Zwar bleibt das Ende von Octlan offen und eine Rückkehr des Dämonendieners ist jederzeit möglich, dennoch hätte der finale Kampf mit den Monstern noch etwas ausführlicher sein dürfen, dafür, dass sie so gefährlich dargestellt wurden. Zudem bringt der Autor hier auch einige Vokabeln durcheinander, denn hier wird das Fortbewegen mittels Gedankenkraft als Telekinese bezeichnet, nicht als Teleportation, wie es korrekt heißen müsste. Telekinese ist das Bewegen von Gegenständen mittels Gedankenkraft. Insgesamt ein recht dürftiger Roman, der außer dem Crossover von Larry Brent und Macabros weit hinter seinen Möglichkeiten bleibt und als Jubiläumsband nicht zu überzeugen vermag.


Besonderheiten:
Cross-Over von Larry Brent und Macabros.
Larry und Björn lernen sich persönlich kennen.
Erster Auftritt Ronald Martin im Körper von Joe Octlan.


1 von 5 möglichen Kreuzen:
1 Kreuz


Kommentare zum Cover:

Hier könnte man wieder die alte Frage vom Huhn und dem Ei stellen. Wenn man sich allerdings dieses bizarre Cover und die dazugehörige Romanstelle ansieht, war vermutlich das Bild zuerst da. Besonders gut gezeichnet ist es allerdings nicht und genauso zusammenhanglos ist die Szene im Roman.


Coverbewertung:
1 Kreuz

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild dieses Macabros-Romans war auch schon auf der englischsprachigen Publikation "The Sleep Eaters" von John Lymington verwendet worden. Das Motiv stammt übrigens von Jack Faragasso:

"The Sleep Eaters" von John Lymington