Macabros Nr. 14: Knochensaat
Die Dunkelheit brach schlagartig über sie herein. "Verdammt" knurrte
James Owen. Die Taschenlampe funktionierte nicht mehr. Aber das machte nichts.
Sie hatten vorgesorgt. Im Nu war die Fackel angezündet. Der blakende
Schein tanzte auf den Reliefwänden und den uralten Säulen, die
massig und grau wie Elefantenbeine aus dem holprigen, unebenen Boden ragten.
"So geht es wieder." Seine Stimme hallte dumpf durch den unterirdischen Tempel.
Die steinernen Götzen wirkten im Wechselspiel zwischen Licht und Schatten,
als wären sie lebendig.
von Dan Shocker, erschienen am 20.08.1974 ,
Titelbildzeichner: R.S. Lonati
Rezension von
Serienjunkie:
Kurzbeschreibung:
James Owen findet in einem unterirdischen Tempel in Mexiko einen riesigen
Goldschatz. Doch dann wird dieses Gold lebendig und greift ihn an. Er kann
fliehen und nach Southhampton zurückkehren. Doch er ist mit einem Fluch
gestraft, der ihn langsam in einen Skelettmenschen verwandelt. Er infiziert
die kleine Dorothy und ihre Eltern, die sich ebenfalls verwandeln. Björn
entschließt sich, der geheimnisvollen Geschichte nachzugehen. Die Spur
führt nach Mexiko, wo einst der Aztekenkönig Ucuampochtli die Stadt
Cholpec eroberte, später aber von verräterischen Priestern verflucht
wurde. Owens Zwillingsbruder versucht nun, diesen Fluch zu überlisten,
indem er sich als sein Bruder ausgibt, der bereits durch den Fluch umkam.
Er möchte an den Goldschatz, doch der Plan misslingt. Björn stellt
fest, dass es ihm kaum gelingt, Macabros entstehen zu lassen. Er und sein
Begleiter Mahay werden von einem eingeborenen Indiostamm gefangen genommen,
die gerade dabei sind, einen Jugendlichen mit parapsychischen Fähigkeiten
hinzurichten. Dieser Junge, der Pepe heißt, störte mit seiner
Energie auch unabsichtlich Björns Fähigkeit, Macabros entstehen
zu lassen. Björn kann sich, seine Begleiter und den Jungen befreien.
Amag, der Anführer des Stammes, hatte gehofft, mit dem Geist von
Ucuampochtlis an das Gold zu kommen, ohne vom Fluch befallen zu werden. Doch
da wird auch er von den verfluchten goldenen Messern geritzt, die sein Ende
herbeiführen. Björn bringt die Messer zurück und mit der
Dämonenmaske die Geister der Priester vertreiben. Mit Pepes Hilfe versperrt
er für immer den Eingang zum unterirdischen Tempel. Björn adoptiert
Pepe und kehrt mit ihm in die Schweiz zurück.
Meinung:
Eine reichlich komplexe und ereignisreiche Geschichte! Besonders verwirrend
ist es, dass James Owen stirbt und plötzlich als Figur wieder auftaucht.
Man denkt erst, irgendwas nicht mitbekommen zu haben, bis die Auflösung
kommt. Letztlich ist das ganze eine recht wirre Mischung aus Aztekenfluch,
wilden Eingeborenen, Grabräubern und einem klassischen Shocker-Element:
Die Verwandlung in ein lebendes Skelett. Gerade deswegen liest sich die
Geschichte aber wohl auch so flott und spannend. Bemerkenswert ist, dass
diesmal auch ein achtjähriges Mädchen das Opfer eines Fluchs wird.
Und mit Pepe kommt ein neues Element zur Macabros-Rahmenhandlung hinzu!
Besonderheiten:
Björn lernt den mexikanischen Jungen Pepe kennen, der 16 Jahre alt ist
und über paranormale Fähigkeiten verfügt. Er adoptiert Pepe
und nimmt ihn mit in die Schweiz.
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Das Cover zeigt zwar einen Mann, halb Skelett und halb Mensch, hat aber ansonsten
wenig mit der Stimmung des Romans zu tun, der ja immerhin im mexikanischen
Urwald spielt. Angesichts der sonst oft überfrachteten und vor Phantasie
strotzenden Macabros-Bildern eher ein schwächeres Cover.
Coverbewertung:
Rezension von
Benfi:
Kurzbeschreibung:
Der Weltreisende und Abenteurer James Owen bringt von seinem Abenteuer in
Mexiko den Tod mit in seine Heimat England. Menschen, die mit dem hageren
Mann in Kontakt kommen, fällt das Fleisch von den Knochen, woran sie
schließlich elendig sterben! So ergeht es leider der kleinen Dorothy
Aigens und ihrer gesamten Familie. Dadurch wird aber Björn Hellmark
auf diese Geschehnisse aufmerksam und organisiert schließlich eine
Expedition nach der verborgenen Maya-Stadt Cholpec, die der Abenteurer Owen
auch als Ziel hatte. Und immer wieder stößt er auf eine frische
Spur von James Owens. Doch dieser müsste mittlerweile wie alle anderen
Infizierten zu Staub verfallen sein. Kennt Owen etwa das Geheimnis um den
Fluch des goldenen Königs Ucampochtli und weiß sogar dies für
seine Zwecke zu nutzen? Im Dschungel wird die kleine Truppe dann mit der
tödlichen Wahrheit konfrontiert
Meinung:
Romane dieser Art werden von mir gerne 'Expeditions-Abenteuer' und das aus
gutem Grund: sie haben alle dasselbe Schema und überraschen den Leser
somit in den seltensten Fällen. Da ist dann die sehr gute Schreibweise
des Autors - wie in diesem Romanheft von Dan Shocker wieder bestens bewiesen
- leider nur ein kleiner Stützbalken der Glückseligkeit. Trotzdem
hält Shocker die Spannung durch die Geheimnisse um den 'Fluch des goldenen
Königs' bis zum Ende aufrecht. Kleine Dinge bewirken dies; warum zum
Beispiel kann Hellmark Macabros nicht bei der alten Indiostadt entstehen
lassen? Nur zu einem Spitzenroman reichen diese kleinen Spannungsträger
aber dann doch nicht.
Besonderheiten:
- erster Auftritt von Pepe, einem 16 Jahre jungen Mexikaner mit
außergewöhnlichen telekinetischen Fähigkeiten
- Björn nimmt Pepe mit nach Europa und adoptiert ihn
3 von 5 möglichen Kreuzen:

Kommentare zum Cover:
Ob ihr es glaubt oder nicht: dies ist meiner Meinung nach eine der besten
Cover von Lonati! Wieso: im Gegensatz zu vielen seiner Bilder mit etlichen
kleinen Hinguckern besticht dieses Bild durch seine gruselige Schlichtheit
und dem klassischen Lonati-Schnitt, wie ich seine 'Halb und Halb-Figuren'
gerne betitel! Detailiert, doch einfach. Das hätte ich wirklich gerne
als Poster!
Coverbewertung:

Ein Zusatzhinweis zu dem Cover kommt von Michael Schick:
Das Titelbild des Macabros Romans war auch schon auf der Ausgabe Nummer 21
des spanischen Comic-Magazins ESPECTROS abgebildet: